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und meinte dabei: „Doas ös de Kraut-Lenur, ond doas hecßt, der Toni muß de Ruth heiroatn." Er bog den Ringfinger zusammen und brummte: „Nu kömmt aber namol de Ruth, ond doas hecht, iech mag'n Tont nö hoan." Endlich krümmte er den kleinen Finger und begleitete dies mit folgenden Worten: „Doas ös aber dr Adam- Leo, ond doas hecht, de Ruth doarf 'n Tonl nö heiroatn." Sein Kopf wiegte hin und Ker. Bekümmert ließ er ihn hängen und dachte, was für ein Rattenkönig von Ver sprechungen das doch sei, die er da gegeben habe; und wie schlimm es sei, daß auch noch dazu eine der andern immer entgegenstehe. Er sah ein, daß er sich da eine Suppe eingebrockt hatte, von der er nicht wußte, wie er sie wieder auslöffeln sollte. Ja ja, er sei eben zu gut für die Welt, meinte er, er könne keinem etwas abschlagen. Schließlich sei es wohl das Beste, in keiner Angelegenheit etwas zu tun, sondern alles seinen natürlichen Gang gehen zu lassen. Der Leo Adam stand unterdessen noch unter der Linde und dachte über das Unmögliche nach, das er gehört hatte und sich also garnicht als unmöglich anließ. Er ließ sich schwer auf die Bank zurückfallen. Ach, was Teufel ging ihm denn die hochnäsige Riegertochter an. Es war ja lächerlich für einen armen Teufel, überhaupt an sie zu denken. Nun ja, nun freilich, aber wurmen tat es ihn doch. „Schluß damit!" befahl er sich, „schnuppe is se mer." Zur Bekräftigung dieses Schwurs hieb er die Faust auf den Tisch. Zum Essen war ihm jetzt der Appetit vergangen. Er schob die Teller weit von sich. „Und 's frißt doach ei en," gab er sich mit leisem Fluche zu. Da trat die Familie Kraut aus dem Hause, zuerst die rundliche Gestalt der Lenore, dann der hagere Bauer und hinterdrein mit hängenden Schultern der Tonl. „Kommt ock, mer setznch no a bössl!" riet die Bäuerin. Leo rückte finster an das eine Ende seiner Bank. Die kamen ihm gerade noch zurecht. „Du, Motter, wetzt?" begann Tonl und zupfte sie an dem breiten Zipfel des Schürzenbandes, das ihr über die weitausladende Basis ihres Rumpfes hing. „Woas'n, mei Tonl?" „De Grußmoid Hot gsoit..." Ärgerlich durchhieb die Krautbäuerin mit der fleischigen Rechten die Luft, als wolle sie etwas Unangenehmes ver scheuchen. „Nu loß miech ock bahl amo mit denner Gruß moid e Ruh!" sagte sie heftiger, als es sonst dem geliebten Söhnlein gegenüber ihre Art war. Während sie einen Schritt nach der Linde tat, blieb der Bauer stehen nnd meinte, während er die Pfeife von einem Mundwinkel in den andern schob: „Mer kenntn ju oh heemgiehu." Lenore gab ihm aber heimlich einen Puff uud flüsterte ihm zu: „Nee nee, mer dörfn dan jong Leutn nö 'n Spoaß oerdarbn, die häng doach emo onanner." „Na na," ließ der Bauer zweifelnd hören und paffte dicke Rauchwolken in den Sonntagnachmittag. Der Lenore Stimme kreischte aber sofort erregt, es sei wohl etwa nicht wahr, worauf die stehende Redensart des Bauers wieder zu Ehren kam: „Wenn Du's soist, wörd's schonn su sein." Da holte Tonl tief Atem und sagte endlich das erlö sende Wort: „De Rutscheck hot'ch bahl wie verfang, se Hot an ganz dickn Ranzn kriggt." ' Lenore schüttelte den Kopf. „E, woasjDu nö meßt! Ba Riegernlhoan sesjdoachZgoar^keenjRutscheck." Als ob er von der gleichgültigsten Sache rede, wandte Tonl ein: „Iech meen doach önse." Lenore stieß ein erschrockenes Kreischen aus. „Wuhar weßtn doas?" „De Grußmoid hot's abn gsoit." „Himml, Herrgott, ne su woas!" Die Bäuerin schlug die Hände mit einem Patsch über dem Kopf zusammen. Der Bauer aber sah seinen Sohn mit einem Blicke an, der sagen zu wollen.schien, einen dümmeren Menschen habe er noch nie gesehen, weswegen er diesen Anblick erst noch einmal in vollen Zügen genießen müsse. Dann aber drehte er sich kurz um, riß die Pfeife aus dem Munde und rannte in vollem Galopp aus dem Hofe. Sein langer Rock flatterte mit den Schößen um die hageren Beine. „Om Gottswölln, nu aber heem," kreischte Lenore und rannte hinter ihrem Manne drein, soweit dies bei dem Um fange ihres Leibes möglich war. Ihr Lauf glich allerdings mehr dem eiligen Watschelgange einer Ente, so hüpften die Schultern abwechselnd auf und nieder. Tonl sah seinem Erzeugerpaare eine Weile kopfschüt telnd nach, brummte vor sich hin: „Nu ja, iech hoa's ju glei gsoit," und ging den Flüchtenden langsam in aller Gemüts ruhe nach. Wie hätte ihn auch das Schicksal der Rotschecke aus dem Gleichgewichte heben sollen. Leo aber hatte erst verdutzt gestaunt, was so plötzlich in die Krautbauersleute gefahren sei, hatte dann hell aufgelacht und sich des humorvollen Anblicks weiter erfreut, bis das Ehepaar nur noch als kleine Punkte über die Felder ging, langsamer und langsamer, wie es die Entfernung vortäuschte. Aus der Tür aber trat Ruth und sagte zu sich, als von den Dreien nichts mehr zu erblicken war: „O an Oart, su ohn Gruß wegzogiehn, aber ömmer no besser, oas se säßn no do." Ob des Lachens hatte Leo auch seinen Appetit wieder gefunden und hieb wieder in das Essen ein. „Gun Oapptit!" schrie ihm Ruth zu. Dank schien." Stören ließ er sich jetzt nicht in seiner Beschäftigung. Ruth wollte durchaus ein Gespräch mit dem Zimmer mann erzwingen. „Böst unter Oarbeit fertg gwurn? fragte sie und wußte doch, daß es garnicht möglich sein könne. „Nee," erwiderte Leo wortkarg. Uber die kurze Art sich zu ärgern, siel Ruth nicht ein, wußte sie doch, daß es nur der Arger über den Tonl war, der Leo gar so absprechend erscheinen ließ. Sie lachte still in sich hinein und meinte, da habe er wohl noch einige Tage zu tun. „Ja," sagte Leo und aß ruhig weiter, nur daß er sich mehr als erst auf den Tisch herunterneigte. Das Mädchen betrachtete ihn lächelnd einige Augen blicke und sprach dann neckend: „Mär kömmt's bahl vir, oas wenn dr Kanter biblsch Gschicht hielt." Der Esser hob eine Sekunde lang den Kopf und sah fragend die Sprecherin an. Was sollte denn dieser dunkle Ausspruch heißen? Ruth lachte schelmisch und erklärte ihre geheimnisvolle Andeutung dahin: „Ja ja, nee nee, woas driber ös, doas ös von Ibl." Noch immer aß Leo weiter. „Su ös oh," sagte er und kaute mit beiden Backen. Während Ruth sich über den Burschen belustigte, fragte sie weiter: „Woas ös'n e Diech gfoahrn? Worscht doach vurtn viel bredsner." U ^(Fortsetzung folgt.)