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Gewandung erschien, einfach als das auf, wogegen man nichts sagen könne, da es eben die Wahrheit für sich hatte. Rieger wurde auch sofort wieder ruhiger. Es grollte nur noch wie ferner Donner in seiner Stimme, als er fortfuhr: „Do Halter iher könn de Kih e Euern Stoall froin, oas doaßer zo miär kommt. Ond dano stieh iech oh nö falber hinnern Bottersoaß." Er legte die Hände vor den Mund und schrie nach dem Hause zu: „He, Ruth, komm amol raus!" „Nanu, woas soll'n die derbei?" fragte erstaunt der Kühbauer, und schüttelte den Kopf. Rieger lachte laut auf. „Woas? Do wunnerscht'ch? Ös nö be Euch su, doaß de Weiber 's Regiment fihrn? Do mar iech wuh wingstns oh mein Toachter froin könn. Frau hoa'ch nu emo keen mich, Jähr " Er warf ihnen ein landläufiges Schimpfwort hin, um zu zeigen, wie wenig er von ihnen hielt. Das war nun aber doch den andern zu viel. Der Kühbauer er klärte, so bohnenstrohgrob brauche er deswegen noch lange nicht zu sein. Da guckte ihn der Rieger-August erstaunt an. Grob sei er gewesen? Was sollte denn das auf einmal heißen? Und wie gehörte das hierher? „Wie bien'ch?" fragte er wütend, „'s wörd ju ömmer schinner. Host's ghorrt, woas der ahle Gahnoaff gsoit Hot, Bargbauer, bläst Du oh e sei Horn?" Der Gefragte zuckte mit den Achseln, als wolle er sagen, daß einer Kuh eben Muskat nichts nütze, und er widerte gleichgültig, als gehe ihn die Sache gar nichts an und es sei nur ein großer Gefallen von ihm, daß er sich dazu äußere: „Nu oas enner, dar groad rajcht weech ond gdoldch ös, böst ne bkannt." Das war so vorsichtig ausgedrückt, daß selbst der cholerische Rieger nicht viel dagegen einwenden konnte. Er sagte nur mürrisch: „Iech bien a Bauer." „Woas sein d'n miär?" ließ sich der Kühbauer ver nehmen. Doch da war der Rieger schon wieder in Fluß ge kommen. Zornroten Antlitzes schrie er los: „Woas Jähr sedd? Moansoelker ohn Hosn. Weiberkittl hoatter öm. 'ch hoa's ju schonn gsoit, Woaschloappn sedder. An jeedn, dar a ihrlich Wurt redt, heeßter groob. Iech bie aber nö groob, iähr Hoanswörscht. Oder doach, Du, do riäd doach a Wurt!" Er hatte sich an den Buschbauer gewandt, der die Energie aufgebracht hatte, ganz leise mit dem Kopfe zu schütteln. Oh, wie der Kopf wieder zwischen die Schul tern sank! Ängstlich stotterte der Gefragte: „Hm hm, 's ös abn su a Ding." Rieger aber schrie wütend: „De ganze Botterkommisjon koan miech ..." Dabei stand er auf und klatschte sich zu näherer Illustrierung seines klassischen Zitats auf die Basis seines Rumpfes. Da sah er die Tochter vor die Tür treten, die sein Ruf herausgelockt hatte. „He, Majdl, komm amo har?" rief er ihr zu. „Woas die do wolln, zieht Diech oh mit oa." Neugierig trat Ruth näher, froh darüber, der Kraut- bäurin in der Stube wieder entronnen zu sein. Rieger zeigte auf die drei Besucher und erklärte grollenden Tones: „Doas ös de Botterkommisjon. Die wolln eifihrn, doß off'n Bauergittern nömie gbottert wörd, weil iähr Weiber zo grußoartg derzu sein. De ganze Mölch soll e der Molkerei oabgliesert warn." Zunächst war das für die Riegertochter eine große Neuigkeit, dann aber wurde ihr Oppositionsgeist sofort wachgerufen. Sie stemmte die Arme ein und musterte die Mitglieder der Butterkommission mit spöttischen Blicken. „Na, woas soist'n Du derzu?" forderte sie der Vater auf, ihre Meinung kundzutun. „Be ons wörd gbottert," erklärte sie kurz, drehte sich darauf um und schritt wieder dem Hause zu. Sie hatte keine Lust, sich mit den Leuten in langen Disput einzu lassen, wo doch für sie einmal feststand, was für Stellung sie dazu einzunehmen habe. Der Riegerbauer lachte zufrieden. „Do hoattersch," sagte er mit höhnischem Blick. Da erhob sich des Bergbauers vierschrötige Gestalt langsam. „Nu, do könn mer ju wieder giehn," versetzte er und zwinkerte listig mit den Augen, „'s ös be Diär abn oh nö annersch wie be ons." Und der Kühbauer pflichtete ihm sofort bei, daß er recht habe, nur mit dem Unterschiede, daß eben im Rieger- gute es die Tochter sei, die das Zepter führe. Rieger war erst sprachlos ob dieser Deutung. Dann aber brach sein Zorn von neuem aus, und er schrie: „Woas, sedd Iähr neunörrg? Nu aber kömmt de Mölch groad e de Molkerei." Das hatte auch Ruth gehört, die eben durch die Tür hatte in das Haus verschwinden wollen. Flugs drehte sie sich noch einmal um, und ihre Stimme schallte über den Hof: „Ond iech tu bottern." Rieger wußte sich vor Zorn nicht zu lassen. Mußte ihn da die eigene Tochter vor diesen Iammermenschen bloßstellen. „Du iälendes Ding!" rief er ihr zu, „Diär will'ch Mores larn." Und mit langen Schritten verfolgte er sie in das Haus. Wie sich die drei unter der Linde verlassen sahen, meinte zuerst der Bergbauer, daß man wohl nun eigent lich wieder gehen könne. Und der Kühbauer äußerte die sehr richtige Ansicht, daß sie nun nicht klüger seien, als wie sie gekommen waren. Auch er erhob sich. Da tat auch der Buschbauer ein gleiches. Ziemlich wortkarg ging die Butterkommission aus dem Hofe Nur der Buschbauer murmelte vor sich hin: „Ieija, die Weiber, die Weiber! Doas ös abn su a Ding." Beim Rieger hatten sie also nichts erreicht. Nun gingen sie zum nächsten, dem Anton Raffelt, der Teich bauer geheißen. Freilich versprachen sie sich auch von dem nicht viel, denn außer seiner Frau hatte der auch noch die Schwiegermutter mit auf dem Hofe sitzen. 8. Kapitel. Inwiefern Toni einem faulen Kater ähnelt. Wie die weibliche Kriegslist einen Sieg gewinnt. Warum ein junges Hühnlein seine Glucke sucht, und weshalb der Leo Adam Appetit bekommt. ^^^uth war in die Gesindestube zu dem Krautbauer- paare getreten, als ihr der Vater nachkam und sie barsch zur Rede stellte, warum sie sich so desperat gezeigt habe. Ein Wort gab das andere, und bald wäre wieder der schönste Spektakel fertig gewesen, wenn Ruth nicht einfach hinausgegangen wäre, allerdings nicht, ohne die Tür mit einem donnerkrachähnlicken Schlage zugeworfen zu haben. Mußte sie den Rückzug