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Kannte man den Willen Gottes und erbaute das Gotteshaus am Fuße des Wolfsberges dorthin, wohin es von höherer Hand gewünscht wurde. ver Zchaur im niappervergr Auf dem Wege von Nieda nach Bohra kommt man an einem Haufen von Basaltsteinen des Klapperberges vorüber. Dort tut sich einmal im Jahre um Mitternacht eine Tür auf, die in einen großen Goldkeller führt. Wer das Glück hat, die offene Tür vorzufinden, darf sich von dem Goldschätze nehmen, soviel er zu tragen vermag. Leider ist es bis heute noch keinem Menschen geglückt, die Nacht zu finden, in welcher die Türe offen stehl. Nachvemernungr Die Sagen von der Hainmauer, den Heidensteinen, den Heinchen, der Küche, dem Klapperberg und der Erbaüng der Niedaer Kirche werden schon lange Jahre in der Schule er- zählt und sind hier im Kirchspiel allgemein bekannt. Die Sagen vom Einsiedler auf dem Wolfsberge, Zerstörung heidnischer Götzenbilder fand ich in einer alten Aufzeichnung, die vor 1800 entstanden ist. Sie sind nur zum Teil so, wie hier wiedergegeben, mir von alten Leuten erzählt worden. Der Schatz im Klapperberge ist mir von einem alten Manne erzählt worden. Georg Warko junior, Nieda (Kr. Görlitz). Die Landstraße Erhard Nierich, Neukirch USA' he die eisernen Schienen die Länder durchzogen, war sie schon da und schlang ihr bleiches Band durch Täler, wand sich über Bergrücken, setzte auf kühnen Brücken über brausende Bäche, lief schnurgerade die Ebene entlang und kroch endlich durch das Hintere Stadttor auf den holprigen Markt. Ich weiß nicht, wer die erste Land straße angelegt hat, waren es die Römer nach dem Muster ihrer Straßen in der Campagna? Aber auch in alten Mooren hat man schon Straßen aus Knüppeldämmen gefunden aus uralter Zeit. Gleichviel, sie ist eins der ältesten Kulturzeichen der Mensche». Es gab einmal eine Zeit, sie liegt ungefähr hundert Jahre zurück, als die Dampfmaschine begann ihre Triumphe zu feiern, da wurde die Landstraße einsamer und verlassener, und überkluge Leute prophezeiten schon, daß man bald die Ziegen dort am besten würde grasen lassen können, wo einst der Frachtwagen des Patriziers fuhr. Und jetzt, zeigt nicht gerade jetzt, wo die Motoren knattern, die Landstraße, wie un ersetzlich sie ist? — Sie ist ein Stück ungeschriebene Geschichte. Hier, wo sie scharf um die Felsenecke bog, lauerten im Walde die Schnapphähne, und mancher hitzige Kamps wurde hier zwischen Stadtknechten und Raubrittern mit Hellebarde und Schwert ausgefochten. Jetzt überwuchert alter Buchenwald droben die spärlichen Reste jenes Raubschlosses, aber die Landstraße schlingt noch immer ihr Band um die Felsenecke am leise murmelnden Bächlein entlang, das einst viele Wunden Kühlen mußte. Mit Morgenstern und Armbrust bewaffnete Hussiten scharen wälzten sich einige Jahrhunderte später hier ins Land. Drüben unter der alten Eiche, die jetzt einsam träumt von ihren Iugendtagen, als noch rauschender Wald sie umgab, brannten die Lagerfeuer der Höllischen Jäger im drcißjährigen Kriege, während rings der Himmel sich bluttgrot färbte vom Scheine brennender Dörfer und die Schandtaten dieser rohen Krieger- scharen zum Himmel schrien. Wieder hundert Jahre später zogen die Soldaten des großen Friedrich mit Zopfperücken und hohen messingbeschlagenen Helmen siegend hier ins Böhmer- land. Und abermals nach hundert Jahren wälzten sich tage- lang glänzende Heere nach Osten, Tag und Nacht rasselten Geschütze, sprengten Reiter in blitzenden Küraffen die Land- straße entlang. Dann wurde es wieder still, bis in einer strengen Winternacht ein Schlitten den Weg zurücksauste. In ihm saß der Herrscher Frankreichs auf der Flucht vor dem Winter. Dann kamen sie, die erst stolz ausgezogen in jungem llbermute, bleich, hohlwangig, heiße Fieberglut in den Augen, vom Tode bereits gezeichnet. — Dann zogen friedlichere Zeiten ein. Die Helbe Postkutsche vermittelte den Verkehr mit der Welt, nach dem sie ihre Insassen gehörig durchgeschüttelt hatte. Ja, die Landstraße kann was erzählen. — Sie ist ein Menschenwerk und doch eng mit der Natur verwachsen. Ja, sie hat selbst ihre besonderen Pflanzen, oder kannst du dir eine Landstraße denken, die über die Hochflächen des Erzgebirges führt, an deren Rande im Herbst nicht die Beeren der Eberesche, des Pogelbeerbaumes gluten? Die Landstraße hat aber auch ihre besonderen Menschen. Oder kannst du dir den alten Dippelbruder, der dort im Straßen graben liegt, den verwetterten Filz tief ins Gesicht gezogen und dort ein Mittagsschläfchen hält, denken ohne Landstraße? Und wenn der Lenz mit dem Winter kämpft, Regen- und Schnee schauer über die schmutzigbraunen Pfützen peitschen und die kahlen Pappeln sich unwillig im Sturme schütteln, dann sieht man dieses Menschenwrack durch Schmelzwaffer und Schnee schlamm schlurfen, den Knotenstock fest in den Fetzen der Jacke vergraben. Wieviel begrabeneHoffnungen.welcheEnttäuschungen, nutzlosen Seelenkäwpfe, gebrochener Wille und nun verbitterte Resignation wanken unter diesen Kleiderfetzen dahin. Nur ein Wille ist noch geblieben, dem, was man Gesetze und Formen der menschlichen Gesellschaft nennt, Widerstand entgegenzusetzen. Der Landstreicher gehört zur Romantik der Landstraße und gleicht dem alten Eisenbahnwagen dort, der alle Länder durch- sahren hat und nun als Geräteschuppen für den Straßenwärter räderlos am Grabenrande hockt und hier ein rühmloses Ende erwartet. — Die meisten Menschen überläuft bei dem Worte Landstraße ein Grauen. Sie sehen sie sich schnurgerade dehnen im Sonnenbrand, um in gläserner Ferne mit dem Horizonte zu verschwimmen. Schon beim Klange des Namens sangen sic an zu schwitzen. Ja, angenehm mag es nicht für den Wanderer sein, im Hochsommer auf so einer Straße zu wandern, aber mach die Augen auf, und du siehst gerade in dieser verträumten Mittagsglut ein Stück Landstraßenzauber. Regungslos starren die Pappeln i» den tiefblauen Himmel; die Hitze erzeugt ein Flimmern über den Hellen Schotter. Die ganze Luft ist erfüllt von Grillenmusik. Da kommt aus weiter Ferne ein Ton der neuen Zeit, ein tiefes Brummen und Surren, es schwillt an, und ein dunkler Punkt nähert sich mit rasender Geschwindig keit. Größer wächst der Molorkasten, über dem einige verhüllte Menschenköpfe sichtbar werden. In tiefem Baß surrend saust die neue Zeit an uns vorüber. Staub wirbelt auf, die Grillen schweigen, die untersten Aste der Pappeln zittern wie im Herbst wind und schon ist's vorbei. Aus der Ferne klingt ersterbend immer leiser die Moiorenmusik; die Bäume sind wieder in ihr Träumen zurückgesunken, Grashüpfer und Grillen geigen schon lange wieder ihr Sommerlied. Nur der Staub kann sich nicht gleich beruhigen und zieht in feinen Wolken langsam der Fahrt richtung nach, als zöge ihn seine Sehnsucht mit ins Weite. Dann liegt die Landstraße wieder im tiefen Schlaf des Sommer mittages und träumt von rauhen Winterstürmen. Doch da zwischen liegt die schönste Zeit für die Landstraße, der Herbst. Dort, wo sie in den Wald einbiegt, übernehmen Ahornbäume die Wacht zu beiden Seiten. Wie rote Flammen und gelbes Gold hebt sich ihr herbstliches Brennen vom dunklen Fichten walde ab. Leise pflückt der Herbst seine Ernte und füllt mit braunem und rotem Laube die Gräben aus. Ein müder Gaul zieht den Planwagen eines Botenfuhrmanns durch die bunte Pracht, ein Paar alte Leute schieben ein Wägelchen Reisig für den kommenden Winter dem Dorfe zu, müde, sterbende Herbst- stimmung. Und lange dauerts auch nicht mehr, dann fegt der Sturm die Bäume leer, bricht morsche Aste ab, treibt das welke Laub zu rasendem Tanz empor und wirft es verächtlich in die Regenpfütze, in der die bunte Pracht am nächsten Morgen fest gefroren ist. Dann rieselt es leise vom grauen November himmel herab in die schweigende Einsamkeit. Kein Bogel ruft aus dem Tann; es ist so still, daß man sein eigen Blut