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„Lachn ös doch gsond," erwiderte der Bursche und lachte weiter, laut und dröhnend. Das Mädchen schürzte spöttisch die Lippen und fragte sehr von oben herab: „Hotter doas Dein Motter oh gsoit?" „Nu", lautete die lakonische und gelassene Antwort, „ond woas'ch no froin wollt, woas macht'« Euer Schwein?" Statt jeder Antwort drehte sich Ruth nach der andern Seite um und sah in die Weite, hinüber über den Zaun auf der offenen Hofseite, als erwarte sie einen, der sie von der lästigen Gegenwart des Krautbauersohnes erlöse. Der Bursche aber nahm seine ganze Energie zusammen, ,um der mütterlichen Mahnung nachzukommen. Um eben etwas zu sagen, fragte er nun: „Meßt 'n schonn, doß 'n Mihlbauer sei Hund verreckt ös?" Die Riegertochter verbiß sich jetzt das Lachen und er widerte neugierig: „Dohinner muß doach woas steckn, doß Du heut goar su derpicht drus böst, mär »allerhand Ding zo derzähln." „Nu ja", gab Tonl zu, „mein Motter Hot abn gsoit, iech sell a brinkl schien miter tun." Da erscholl das Lachen des Mädchens wieder aus vollem Halse. „Ond dastwajgn derzählst mer vo Bulln, Schwein ond Hundn? Guck ock amo dort niber! Dort stiehl der Edward. Gieh ock a bößl zo dann ond derzähln woas! Be dann brauchst'ch nö su zo stroapziern." Der Bauersohn schaute nach der Gartenecke am Giebel, wo der Alte sichtbar geworden war. „Ieija", sagte er, rührte sich aber nicht von der Stelle. „Do gieh doach!" fuhr ihn das Mädchen ungeduldig an. Phlegmatisch setzte sich Tonl in Bewegung. „Ment- wajgn", war seine Antwort. „Dein Motter wörd wu nischt dergegn hoan," foppte ihn Ruth. „Ich denks nö." Knickebeinig stampfte er über den Hof. Ruth schüttelte den Kopf, wie sie ihm so nachsah. Herrgott noch einmal! War das eine alte Tranlampe! Ihr kribbelte es in allen Fingerspitzen, wenn sie ihn sah. An jedes Bein hätte sie ihm einen Feuerwerksfrosch binden mögen, damit er aus seiner Pomadenruhe käme. Gelangweilt schaute sie über das Feld und wurde plötzlich aufmerksam. Das ging ja heute wie in einem Taubenschlage. Drei Mann hoch bogen sie da schon wieder nach dem Riegergute herüber, der Bergbauer, der Kllhbauer und der Buschbauer. Sie waren alle drei nicht gewohnt, viel Aufhebens von ihrem Besuche zu machen, kamen einfach auf den Hof, schritten bis an die Linde und setzten sich an den Tisch. „Na, da wärn mer ju. Gun Tagg, Majdl!" meinte der Bergbauer, ein hochgewachsener, kräftiger Fünfziger, in seiner Statur dem Riegerbauer sehr ähnlich; nur daß er nicht den Eigensinnsbuckel über den Augenbrauen trug wie August Rieger. Neben ihm hatte sich der Kühbauer niedergelassen, ein etwas zur Leibesfülle neigender Asthmatiker, der mächtig vor sich hinblies, da ihm das Laufen beschwerlich geworden war. Er schaute mit halbzusammengekniffenen Lidern im Hofe umher und quarrte zu Ruth gewandt: „Wu öss'n dr Boater?" Ruth ließ eine Weile mit der Antwort warten und versetzte dann schnippisch: „Nu, tut's'n su sehr pressiern, daher nö amol gun Tagg soin könnt?" Ob dieser Gegenfrage, die da statt jeder Antwort ge kommen war, war der Bauer so verdutzt, daß ihm der Mund eine Weile offenstehen blieb und er nur fast un bewußt fauchte: „Gun Tagg!" Aber das Mädchen drehte ihm verächtlich den Rücken und rief spöttisch: „Nu könnter 'ch Euern gun Tagg oh eipäkln." Da versuchte es der Bergbauer, ihr mit gleicher Münze heimzuzahlen, indem er listig fragte:. „Host Du mär denn schon gdankt, Majdl?" Aber mit der Riegertochter konnte kaum ein Höllen teufel fertig werden. Sie wandte sich gleichmütig nach dem Frager und erwiderte: „Nee, bis ötz Hot miech ja der Kihbauer goar nö zo Odn komm lossn. Also nu gun Tagg, Bargbauer!" „Gun Tagg oh!" ließ sich schnell ein eingetrocknetes, kleines Männlein, der Buschbauer, vernehmen, um nicht auch noch von dem resoluten Mädl angeraunzt zu werden. „Dr Boater, ös a denn derrheem?" „O ju, iech war'n huln." Ruth verschwand im Wohnhause. Unverwandt blickte ihr der Buschbauer nach und murmelte kopfschüttelnd: „Donnerwetter, die muß doach zweemol grannt sein, wie se hoan Maul ausgteelt." Der Kleine, der sich jedes Wort schwer abringen mußte, emp fand allerhand Hochachtung vor dem schnellzüngigen Mädchen. Der Bergbauer, der des Andern Murmeln verstanden hatte, war aber schnell mit einer Erklärung bei der Hand, „'s ös'n Ahln sein Toachter." Und der Kühbauer wurmte sich, daß er sich so ohne weiteres hatte verblüffen lassen, weswegen er, um etwa iger Hänselei oorzubeugen, offen gestand: „Wenn sö en su oafährt, besännt mer'ch goar ne glei, doß mer oh a Maul Hot." Da beschloß der Bergbauer den Sermon, indem er sich zum Verteidiger aufwarf und entgegnete: „Aber on- rajcht össe ne. Moancher Karl leckt'ch oall zahn Finger nocher bis zon Ellboin nuf. Aber se will abn vo kenn woas wössn." 7. Kapitel. Die Butterkommission. on der Haustür herüber erschallte der kräftige Baß des August Rieger: „Nanu, woas wollt'n iähr oall be mär? Doaß muß doach woas ganz Extraes sein." Er kam heran, bot den Besuchern die Tageszeit, indem er mit harten Knöcheln aus die Tischplatte schlug, und setzte sich zu ihnen. Der Gruß wurde ebenso erwidert, und der Bergbauer begann: „Na, wörscht'ch nö wing wunnern, waas mär wolln. Miär sein de Botterkommisjon." Erstaunt schaute ihn der Riegerbauer an und frügte zögernd: „Woas fer a Ding." „Dö Botterkommisjon", echote der Kllhbauer zwischen zwei Schnaufzügen schnell. „Woas soll'n doas heeßn? Otz ös doach keen Foas- nacht." Dem Rieger stand der Unmut auf der Stirn. Da erklärte ihm der Bergbauer die Sachlage. „Na, sisst, e Diemdorf will enner an Molkerei baun. Aber mär Bauern sölln ons örscht verpflicht«, de Mölch ganzn guttchn goar zo liefern. Nu ös abn su, moanche wolln, moanche wolln nö. Wie's abn ömmer su ös." (Fortsetzung folgt.)