Volltext Seite (XML)
Der Heiratsteufel Ein lustiger Roman aus der Oberlausitz von Richard Blasius 7s (Fortsetzung) Aber Ruth schien das wenig Kopfzerbrechen zu machen. „Denkt er denn, iech war miech zo dar ahln Semfbichs setzn, die nischt en Kopp Hot oas iährn Poappstiesl vo Jong?" Der Riegerbauer, lachte dröhnend auf, dämpfte aber seine Stimme ab, als er sagte: „Hahaha, do wöllst'n wühl nömie heiroatn?" Dem Mädchen trat die Zornesröte schon wieder auf die Stirn. „Tutt miech nö schonn wieder ausknöffn! Iech bien's sonst enstand ond wachs wuhr." Der Vater aber lachte überlegen. „Miech kannst wu ofn Basn loadn", meinte er und wandte sich wieder dem Händler zu, der dem Gespräche verständnislos gefolgt war. Ruth aber trat zum alten Eduard, der sich wieder unter die Linde gesetzt hatte und redete leise auf ihn ein. „Jähr mißt mer an Gfoalln tun. Tut ock dr Kraut Lenur es Gsicht rajcht of miech lästern, doß die nö ömmer mit iährn Tonl of miech neigieht!" „Nu ja, nu nee," erwiderte Eduard verlegen. „Woas'n nu? Ja oder nee? Dan Gfoalln warder mer wu tun könn. Jähr braucht doch ock soin, woas die oalberne Band su schonn vomer redt. Woas iech osn Zänn hätt, das warn schonn keen Hur mih, iher Schweinsborschtn." „Nu ja, iech war mei Miglchstes tun," entgegnete der Alte und überlegte bei sich, wie das nun mit seinen Auf trägen werden sollte, von denen einer dem andern ent gegenstand. Der Lenore hatte er versprochen, die Ruth auf den Tonl zu Hetzen, und der Ruth hatte er soeben das Versprechen gegeben, die Lenore von ihrem Heirats plane abzubringen. Am besten, er verkroch sich in irgend einen Winkel, wer weiß, wer sonst mit einem Anliegen zu ihm kam. Er ging denn auch durch die Hausflur und setzte sich in die Gartenlaube auf der andern Seite des Wohnhauses. Unterdes wurde in der Gesindestube eine erregte Unter haltung gepflogen. Mit gedämpfter Stimme schimpfte Lenore über den Empfang, der ihnen von feiten der Ruth geworden war. „Doas ös Oabsicht, doas ös Oabsicht," schrie sie einmal über das andere. Gotthels sagte nicht viel dazu und Tonl gar nichts. Aber das war auch nicht nötig. Lenore übernahm das Geschäft ganz allein. Und schließlich kam sie auch ihrer Meinung nach der Sache auf den Grund. Ruth sei wütend darüber, daß der liebe Tonl erst so verspätet nachgekommen sei. „Sicher ock anoch ond tu a bößl schien mieder!' forderte sie den Burschen auf. „Iech tätt lieber Koaffee trinkn," widersetzte er sich. Aber so sehr er sich auch gegen die Zumutung wehrte, die schnellmäulige Riegertochter zu unterhalten, die Mutter schob ihn einfach zur Tür hinaus. Er blieb einige Augen blicke neben dem Bauer und dem Händler stehen und hörte mit verlegenem Grinsen zu, was die besprachen. Lieb wäre es ihm gewesen, sie hätten ihn in das Ge spräch gezogen. Auf diese Weise wäre ihm die unlieb same Aufgabe erspart geblieben, sich mit Ruth unterhalten zu müssen. Doch die Beiden ließen ihn unbeachtet stehen. Da trollte er sich denn und näherte sich mit bänglichen Gefühlen dem Mädchen, das auf der Bank unter der Linde saß. „Wenn 'ch ock wößt, woas 'ch mit dar riädn sell!" lautete sein Stoßseufzer. 6. Kapitel. Wie der Riegertochter die gute Laune wiederkehrt und dem Kllhbauer die Höflichkeit gelehrt wird. MtzliMuch Ruth war naturgemäß sehr wenig erbaut! vH I als sie das Kommen des ihr so Widerwärtigen » sah. Mußte ihr denn dieser alberne Mensch überall in den Weg kommen? Tonl wußte nicht recht, wie er mit dem Mädchen in das Gespräch kommen sollte. In seiner Verlegenheit stotterte er nur: „Gu—gu—gu .." „'n Kuckuck hoa'ch doas Iuhr schonn's örschte Mol ver a Wochn a zann ghorrt," unterbrach ihn schnippisch Ruth. „Gun Tagg!" brachte er da glücklich heraus. „Zo woas'n zweemo? Gun Tagg host doch vurtn drön en Haus schonn gsoit." Das klang gar nicht aufmunternd, und dem Burschen rutschte das Herz jetzt aus den Hosen in die Stiefeln. Unbeholfen begann er: „Nu ja, aber meßt? Hörschte Du.." „Woas'n?" unterbrach ihn da schon wieder die un geduldige Stimme. Für einen, der sowieso die Worte nur schwer findet, ist es ein mißliches Ding, immer unterbrochen zu werden. Tonl wußte nun überhaupt nicht mehr, was er hatte sagen wollen und gackerte: „De de de Motter Hot abn gsoit ..." Messerscharf klang es von des Mädchens Lippen: „Denkst, doas wörd miech sehr intressiern, woas Dein Motter gsoit Hot?" Tonl lachte verlegen, beschrieb einen Bogen um Ruth und ließ sich auf der andern Seite des Tisches auf der zweiten Bank nieder. Die Ellenbogen stemmte er auf den Tisch, legte den Kopf in die Hände und starrte dem Mädchen so in das Gesicht, daß sich Ruth wütend ab wandte und zu dem Paare an der Haustür hinüber schaute. Jetzt hatte Tonl den verlorenen Faden wiedergefundcn. „Du, meßt", begann er langsam, „onsn Bulln sellst ock amo sahn. Aber doas ös a Viech." „Woaröm derzählst 'n mär doas groad?" lautete die ungehaltene Gegenfrage. Darauf wußte der Bursche nun allerdings keine Ant wort und erklärte somit wieder: „Nu, mein Motter Hot abn gsoit " In Ruth ging ein Verständnis über das Komische der Situation auf. Sie lachte aus vollem Halse und rief höchst zweideutig: „Du kennst mer bahl gfoalln." Tonl schien es lieb zu sein, daß der Riegertochter die gute Laune kam, wenigstens glaubte er, ihr Lachen darauf hin deuten zu müssen. Daß sie ob seiner Unbeholfenheit lachte, kam ihm nicht zu Sinn. Und so lachte er denn herzlich mit. Ruth sah ihn überraschtlan.H „Ia,r woas host 'n Du zo feixn?" sragte sie mit schleppender Stimme.