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bemerkbare künstliche Vertiefung am Rande, 20 cm lang, 30 cm breit, 10 cm tief, sicher diesem Zweck gedient. — Die ganze Vorrichtung entspricht der altqermanffchen Handmühle, wie sie in Hoogs Reallexikon unter „Mühle" besckrieben wird. Sie ist an Stellen, wo man keine Wasserkraft zum Drehen des Mühlsteins zur Verfügung hatte, noch lange in Gebrauch gewesen, besonders auch auf Burgen, hier allerdings wohl meist nur für den Fall der Einschließung; sonst bezog man das Mehl wohl aus der nächsten Wassermühle. — An der einen, der rechten Seite, war der Grundstein abgeschrägt, zum Ablauf des zerkleinerten Getreides. Wir vermuteten sofort, daß an dieser Seite sich noch Reste von solchem finden müßten, und so war es in der Tat; es lagen hier im Boden Ballen verkohlter ganzer oder mehr oder weniger zer kleinerter Getreidekörner und zwar, wie die Untersuchung Herrn Buchwalds ergab, nur von Roggen. Reste von verkohlten Brettern an diesem Punkte mögen von dem Kasten Herslammen, in den das Mehl ablief. Sehr sein scheint dies nicht gewesen zu sein, wie leicht erklärlich. Die einander zugekehrten Flächen des Grund- wie des Laufsteins zeigen auch noch seichte Rillen, die die Ge- treidekörnet festhielten. Das Einschütten dieser erfolgte durch den schmalen Zwischenraum zwischen dem Wellbaum und dem Laufstein innerhalb des Loches. Bemerkenswert ist auch, daß sich noch ein größeres Steinstück in der Nähe fand, das beim Abschrägen abgeschlagen worden ist. Nicht ganz klar ist, warum das Loch des Grund steins keine rein zylindrische Form hat, sondern sich nach unten zunächst kegelförmig erweitert und dann wieder verengt. Vielleicht beruht es nur auf einer Ungeschicklich- keit beim Bohren des Loches. Das Drehen der Mühle pflegte Weiberarbeit zu sein, doch ist wahrscheinlich, daß sie während der Belagerung von Männern geschah, da man wohl die Frauen da außerhalb der Burg in Sicher heit brachte. Die Besichtigung dieser alten Mehloorrichtung erregte bei allen Besuchern das größte Interesse. Hatte es doch auch etwas eigentümlich Ergreifendes, hier eine Arbeits stätte so vor sich zu sehen, wie sie fast vor 600 Jahren jedenfalls erst im Augenblicke der höchsten Not, als der Feind einstürmte, verlassen wurde! — Spaß machte es dagegen, als am 10. November (bei der letzten Grabung dieses Jahres), als die Umgebung des Grundsteins noch gründlich durchsucht wurde, Herr Hahn dicht neben diesem der untern Brandschicht einen eisernen Schlüssel von außergewöhnlichen Ausmaßen entnahm; er hat eine Länge von 22 cm, der ringförmige Griff 7 cm Durchmesser, der viereckige Bart 2 Einschnitte und Seitenlängen von 5 und 3,5 cm; der Schaft ist hohl. Vielleicht findet sich das zugehörige Schloß auch noch. — Bon weiteren Klein funden in diesem Bereich sei noch ein größerer Feuerstein erwähnt der wohl irgendwie gebraucht worden ist, ein rundliches in der Mitte durchbohrtes Eisenplättchen, ferner zusammen mit den Getreideresten einige völlig durch glühte Tierknochen und 2 Scherben, die insofern wichtig waren, als sie bewiesen, daß die Kulturreste tatsächlich der Burgzeit angehörten. Wenn es auch noch nicht gelang, in der vorgerückten Jahreszeit, wo der Boden immer stark durchfeuchtet blieb, die ganze Hausfläche freizulegen, so geschah es doch mit größere« Teilen des Bodens am Eingang, an der linken Seitenwand und um den Mühlstein herum. Dabei ergab sich überall, daß der Boden verschiedene Schichten »rügte, nämlich: Zu oberst in der Linie der Oberfläche des Mühl grundsteins eine Brandschicht mit vereinzelten Scherben und Eisensachen, namentlich Nägeln, darüber Holzkohlen stücke und durchglühte Steine. In ihr haben wir offen bar die Reste eines verbrannten und zusammengestürzten Holzbaues, sei es nun ein Obergeschoß oder nur ein Dachbau des Gebäudes, zu sehen. Darunter liegt eine etwa 20 cm starke Lehmtenne, in die zum Teil Stroh eingeknetet ist, — der alte Boden des Hauses. Unter dieser folgt aber eine zweite Brandschicht, in der sich überall verkohlte Bretter abheben lassen; es muß also ehemals ein älterer hölzerner Bau, dessen Boden gedielt war, da gestanden haben und schon früher abgebrannt sein. Uber dessen Brandreste wurde dann die Lehmtenne des jüngeren gelegt. Die zweite Brandschicht ruht wieder auf einer etwas dünneren mit Gras gemischten Lehm schicht, dem Untergrund des älteren Baues. Durchstößt man diese Schicht, so gelangt der Spaten abermals in eine Schicht von Asche, Humus und Holzkohle, die ver mutlich dem alten „Wendenwall" angehört; denn genau solche fanden sich in von uns untersuchten Burgwällen unserer Gegend, z. B. in dem an der Weiten Bleiche. Noch tiefer durch diese Schicht hindurchzuqehen, war einstweilen nicht möglich. Die Wände des Ganges vor dem Eingänge des Hauses ruhen auf der älteren (2.) Brandschicht, er ist also mit dem späteren Gebäude zu gleich errichtet. Reste des alten, frühmittelalterlichen Walls kamen auch außerhalb der rechten Seitenmauer zum Vorschein; er steigt dort in der Richtung nach der Burghofmauer zu an. Im übrigen lagen hier, in dem Winkel zwischen dieser und der rechten Seitenmauer, im Schutt viel Scherben und Eisensachen, neben einigen Armbrustbolzen spitzen mancherlei Gerät, das nicht sicher zu deuten ist; erwähnt sei ein eisernes Band, 7 cm breit, 26 cm lang, in der Mitte zum Halbkreis gebogen von 8 cm Durch messer, mit Nägellöchern an beiden Enden, sodaß es offenbar an einer hölzernen Wand oder einem Tor an angenagelt gewesen ist; vielleicht diente es zur Aufnahme einer Fackel. Uber die Eisengeräte wird später einmal im Zusammenhang zu handeln sein, wenn alle durch Herrn Oberlehrer Wilhelms geschickte Hand vom Roste gesäubert und hergerichtet sein werden. Ein sehr starkes Gefäß mit Gittermuster wurde in Bruchstücken am Eingang des Mühlhauses gefunden. Scherben eines dünnwandigen Gefäßes zeigen Bemalungen mit roten Streifen auf weißem Grunde. Unter den Tier knochen war ein Gebiß vom Wildschwein. Die Entfernung der beiden bis jetzt sreigelegten Häuser beträgt in der Nähe der Mauer etwa 17 m. Festgestellt ist nunmehr, daß der Brunnen der Burg, den man im Osten vermutete, hier nicht vorhanden ist. Hoffentlich gelingt es uns im nächsten Jahre, ein Wohn- gebäude aufzufinden, das an der entgegengesetzten Seite des Burghofs zu suchen sein dürfte. .Und was deine Vorkokren vor dir gedockt und geekrt. scbmäke es nickt! Mies Vergangene ist keiiig. Worüber du keute acdtios kinweggskst, das wird dir einst als ein Stück Seimat maknend kerauksteigen. Unser Seist tükrt vorwärts, fiber alles, was da war, gleickt einem alten vergilbten lZIatte, worauk die ^räne einer vereinsamten Mutter kiel.- L. Vogel-Uotzwein.