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Sonntag, 1. November (Neblung) 1925 Nr. 22 ö. Jahrgang § § Scftristiestung unö Geschäftsstelle ,n H?eicHenc>u.Sa. 5feenspnecherNi-^iA ivohiirn, ist infolge sehr verstärkten Zugangs an neuen Poesie beflissenen schon seit einiger Zeit eine gewisse Wohnungsnot eingetreten. Auch die Poeten beiderlei Geschlechts überschwemmen in erster Linie die Heimatbeilagen unserer Zeitungen mit ihren literarischen Treibhausgewächsen. Diese überall zu Tage tre tende Stärkung des Heimatgedankens ist, soweit sie dem Ein zelnen Herzenssache ist, an sich gewiß hocherfreulich, hat aber in mancher Hinsicht auch gewisse Schattenseiten, weil die Trennung des Weizens von der Spreu nicht überall mit der wünschenswerten Sorgfalt erfolgt und aus eine einzige gute Dichtung oder prosaische Abhandlung im Durchschnitt doch recht viel Unkraut entfällt. Weiterhin wird auch mit der Bezeich nung „Heimatdichter" u. s. w. zuweilen ein eigenartiger Miß brauch insofern getrieben, als mau aus einem gewissen lokal patriotischen Stolz manchen damit beehrt, der zwar zufällig in irgend einem Lausitzer Orte lebt und literarisch schafft, aber jemals weder heimatliche Stoffe behandelt, noch sich in seinen Werken der Mundart bedient. Der zum Dichter von Gottes Gnaden prädestinierte feinsinnige Aesthet und Schönheitssucher Franz Ulrich Apelt, der in kristallklarer Schale die tiefsten Gedanken poetisch gestaltet oder die nicht minder hochbefühigte Lisa Tetzner, die beide Zittauer sind, würden sich schönstens bedanken, wenn man sie meuchlings unter die Lausitzer Heimat dichter einreihen wollte, weil das Streben beider aus der räum lichen Enge der täglichen Umwelt in das unendliche All hinaus geht. Dabei gehören sie ganz bestimmt nicht zu jenen hoch mütigen Geistern, die mit dem Begriff des Heimatschriftstellers immer den Gedanken an eine gewisse Minderwertigkeit ver binden, die von vornherein Anspruch auf „mildernde Umstände" Rudolf Gärtner-Hellerau, ein Fünfzigjähriger (Zum 27. Oktober 1925) n den letzten Jahren sind Heimatschriftsteller wie Pilze aus der Erde geschossen, und fast täglich tauchen neue Namen sauf, von denen man früher nie etwas gehört hat. Mer auch in den höheren Regionen des Parnasses, wo die Dichter und Reimschmiede Ls geht der Wind durchs dürre Geäst Und wirft die Blätter, den schnöden Rest Don bunter Schönheit und Farbenpracht, Zu Füßen mir — und lacht — And pfeift ein garstig Lied dazu, Hohnvoll dem Sterben der Natur. Der übermütige, wilde Patron Wettert in hartem, herzlosem Ton Aber der Fluren düstere Äds. Non des Abenddämmscns Röte Trägt im Gefolge er Wolksnschausr And bricht sich selbst an der Wolkenmausr. Doch scheinbar nur. - Er zwängt Noch ungestümer sich — und drängt Ties in die Waldeseinsamkeit, And rüttelt an dem grünen Kleid, An des Tannenwaldes Pracht: Durchs Anterhol; streicht er mit Macht. And lobt und faucht, und brüllt und schreit, Als gslt's zu stimmen in das Leid And in das Wehe eines Herzens, Das überreich ist bittrer Schmerzen. And — es bricht in das Tosen herein Urplötzlich goldener Abendschein. Er bricht hervor aus der Wolken Zug And fliegt noch schneller als Windesflug Aber dis Fluren, in das Waldesdämmsrn; And singt zu des Gesellen wildem Hämmern Leis und friedlich dis Melodei Dom lachenden Leben nach Sturmgsjchrsi. And weihevoll glänzt der Widerschein In wehen Herzen, klar und rein, Fauchzt himmelhoch in Dankbarkeit And hoffnungsselig im bitt'rsn Leid. — Es weiß, es folgt nach Sturm und Nacht Verheißungsvoll goldene Morgenpracht. Ä. Düeger, Fittau Mitteilungsblatt der Gesellschaft für Anthropologie und Argejchichte der Gberlausitz-Bautzsn, der Mittelstells für Heimatfocjchung im Mark graftum Gberlausttz (Bautzen, Stisberstraße 3ö), des Vereins für Hsimatsorschung zu Lrostau, Kirschau und Schirgiswalde, der Gesellschaft für Heimatkunde, Hoyerswerda. Hauptjchriftleitung, sowie für Geschichte, Vorgeschichte, Volkskunde, Sagen und Aberglauben Dr. Frenzel, Bautzen, Stisberstraßs 3ö; für Naturwissenschaften Dr. Hsinke, Zittau, Komturstraße 5; für Kunstgeschichte und Kunstgewerbs Dr. Dein Hard Müller, Zittau, Stadtmuseum, Klostergasje 1. Manuskripten ist Rückporto beizusügen, da sonst ein Anspruch aus Rücksendung nicht besteht. Anbsrschtigter Nachdruck aus der „Gbsrlausitzer Hsimatzeitung" wird strafrechtlich verfolgt. Postscheckkonto: Leipzig Nr. 27 534. Bankverbindung: Gswerbsbank und Girokasjs Reichenau Nr. IS. Allgemeine Deutschs Lredit-Anstalt, Zweigstelle Reichenau, Sa. Blatten für- Gescs)lel)te u nst, Literatur Di-ucf u.Verlog-.Älwm Marx (Inst Otto Marx) Südlaufstzer' NacMi'cisten, ReicHenau^^a