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6. Das Ausgedinge Dieses Ausgedinge spielt in den meisten Verkäufen eine große Rolle. Die Bedingungen sind ganz verschieden. Während die einen mit einer Stube zufrieden sind, ver langen die andern noch eine Schlafkammer. Als Martin Winkler 1689 sein Gut an seinen Sohn übergibt, verlangt er, daß ihm dieser ein Ausgedingehäusel baut. Andere verlangen dies erst, wenn es zwischen dem Verkäufer und dem Käufer zu Unzuträglichkeiten käme. Neben freier Wohnung wird freie Herberge bei Licht und Feuer gefordert. Oft verlangen sie, daß sie bei des Wirtes Feuer waschen, kochen und backen können. Vor sichtige Leute bedingen sich auch noch den Ofenplatz aus. Als selbstverständlich erscheint es uns, bei Erkrankung der alten Eltern die Pflege zu übernehmen. In manchen Verträgen finden wir das besonders angeführt. Ebenso komisch mutet uns an, wenn wir lesen: daß Johann Hentschke bei Krankheit das Recht erhält, sein Bett in der Stube aufzustellen. Am genauesten wird das Ausgedinge von Johann Probst, als er sein Haus 1843 verkauft, festgelegt. Er bestimmt dazu: 1. eine Ausgedingestube, 2. ein Fleckel im Keller gegen Morgen zum Auf bewahren von Erdbirnen, 3. im Sommer die Freiheit, die Wurzeln dorthin zu tun, 4. eine kleine Kammer nebst einem Stück Esse zum Fecheln, 5. ein Stück vom Oberboden, dieser muß mit Holz oerschlag versehen werden, 6. eine Stelle zum Düngermachen, 7. einen Platz über der Stalltür zum Holzaufbewahren, 8. in der Scheune ein Fleckel zum Heu, 9. im Garten ein solches zum Wäschebleichen, 10. der Bretschrank bleibt an der seitherigen Stelle stehen, 11. im Küchengärtel ein Stück. Daneben treten besonders bei den Wirtschaften Feld- und Wiesestllcke. Meist muß der Sohn diese Stücke mit bearbeiten und abernten. Genau verzeichnet werden, wie viel Fleisch, Butter, Käse, Eier zu liefern sind. Mitunter muß der neue Besitzer eine Kuh und ein Kalb mit hüten. Dann erhält er dafür Geld als Lohn. Wir finden auch verzeichnet, wie viel Erdbirnen geliefert werden müssen und welche Obstbäume dem alten Besitzer bleiben. Stirbt von den Eltern eines, so werden die Ver pflichtungen zurückgesetzt. In neuerer Zeit, nach 1800, bleibt von dem Verkaufspreis ein Teil (meist 10 Thlr.) stehen für die Begräbniskosten. Stets erhalten die un verheirateten Geschwister freie Herberge bis zur Ver heiratung. Zur Hochzeit hat der Bruder den Schwestern sehr oft eine Kuh oder 12 Thlr. mitzugeben. Andreas Mitschke hat seinem älteren Bruder Michel bet dessen Verheiratung zu geben: 2 Scheffel Korn, 2/4 Weizen, V2 Tonnen Bier, 1 Thlr. 12 gr. zum Fleischer, 2 Kannen Branntwein und 20 gr. in Bar. So werfen diese Klauseln in den Kaufverträgen ein Licht auf die Vor sichtigkeit in früheren Tagen. Su kaufen gesucht: Heimat-Zeitung-. 2ch wäre auch nicht abgeneigt, iiltere Jahr gänge (5,4,3,2, l) auf vielem Wege zu erwerben. A- Haupr, Zeichenlehrer, SSrlitz, Oberrealschule, Lrssiiigslraße. Ane Roawer vul Klie als Oastand Bun an Grutzschtiädr, dam's falber passiert is löckner-Gustav woar seit dan letzin Sommer ne mie /R Hr guit off de Sommerfrischler zu sprechn. Doas ging )/ su zu: A dan grußn Ficrchn woarn oas Drasn Som merfrischler an'n Eechelkapsch-Kratschn eigtroffn. Ihr froit, wu dar Eechelkapsch-Kratschn liegt? Off jeder Koart is a oagahn! Dort, wu sich die Stoatsstroß Drasn—Zittau mit dar Zugvogelstroß Ostsee—Aafrika kreuzt: 's is ane Appelallee. Weil ag nu de Sommerfrischler — es woarn zwee junge Ehe leut mit'n Schwiegereltern — nischt zii tun hoan als assn, ' trinkn, schloafn, spaziern gieha und off's schlaichte Water zo schimpfn, so ging amo Simmd oabnds dar übche Schwieger- voatr namo as Feld, um sich no a bissl Hunger oazuloofn. Die Kratschnwörtn macht unerdassn die gutn Lausitzer Broat- wörschtln zoraicht. Ar dachte derrbei noch, daß sich geroade a dieser Gegend a dan letzt» Ioahrn 0 reene goar nischt ver ändert hält, bis off die verflisstn Autos, voe dan jeden Toag miher am Eechelkapsch-Kratschn vorbciflitztn und an Haufn Draick offwörbeltn. Ab und zu pflockt ar a Zweigl Kümml, dar schon oafing, braun zo woarn. Die Grußschtiädter kann 0 jetzt no ne 's Hamstern sein loassn! Sei Schwiegersuhn Emil koam hinnerhar gebummelt. Dar pflockt ab und zu a Zweigl Quaanl. Die zwee Weibsn woarn an Kratschn gebliebn. Do koam off emol dar Schwiegervoatr ganz eschoffiiert zuröckgerannt und soit zo senn Emil: „Komm ack amol fix do . nonner bis hinnern Weezn. Do stiehl off an Feld ane Roawer mit Klie und do druff liegt a Moan an Hemdtärmln. A zuckt'ch 0 goar ne, ich hoa ane ganze Weile hiegeguckt. 's wörd'm doch nöscht passiert sein?" 'm Emil wiär glei die Pfeff' aus'm Maule gfoalln, su derschrockn woar ar. Aber glei woar ar derbei, und su sappten se alle beede zon Weezn a- hinner, nm dan Foall mol offzuklären. 's kleene Moadl aus'm Kratschn zottelte hinnerhar. Röchtch, do woarsch su, wie's dar Schwiegervoatr vorhin derzahlt hoatte: Do driem loag off aner Roawer vul Klie a Moan an Hemdsärmeln, die Knie no off'm Acker. Und dar Kopp stak tief an Klie drinne. Ab und zu zockt ar jetze abwechselnd mit'm raichtn und mit'm linken Ärmel. Dar oarme Moan woar sicher denn Uufloadn oder Heemfoahrn von Krämpfen befoalln worn und könnt s'ch ne halsn. Die beedn Grußschtiädter gucktn s'ch ane Weile roatlos oa. Ja, wenn se a Drasn su woas derlabt hättn, do wiär der Foall fix derledigt gmasn. Do hält abn su a Grünhamfling (Sipo mann) roagemußt: dar hält vo dar Unfallschtation doas Auto mit'm rutn Kreuz hartelephoniert, doas wiär a fimf Minuten doagewast, und schon wiär 0 oallen gehoalfn gwast: dan oarmen Verunglückten und 0 dan Zuschauern, die 0 Harzdricken hoattn. Aber hier am äußerschten Ende vom Dorfe! Salber getrauten se sich gar ne hie! Do woarn se beede zu nerviös. Wenn nu dar Moan a die Sense gefoallen is — 0, doas is ja goar ne auszedenken! Oder wenn a geroade aus fein' Krämpfen derwacht, wenn ihn die beeden offhäbn wolln, und ar mit dar Sense off die beedn ... 0, doas wiär erscht goar ne auszedenken! Zudam soite's Liesl — su hieß doas Kratschnmadl —, doas wiär Glöckner-Gustav, dar wiär diese, wenn ees off senn Acker kiäm. Unter sutanen Umständn wiärsch schon besser, wenn a Eingeborner zur Stelle wiär. — „Liesl, gieh ock fix heem und hul 'n Boater oder 'n Knaicht." Die sappte nu, hoaste woas kannste, an Kratschn zoröck. 's dauert 0 goar ne lange, do koam dar Knaicht har- gesaust —dar Kratschnwört woar mit'm Radl as Dorf zon Barbier gefoahren. Zor salbn Zeit koam aus dar annern Richtung über's Stoppelfeld drei Personen gerannt, oalle a grußer Offraigung: vornweg a Jong von 14, lS Ioahren, der- nochern a grisserer Jong von 17, 18 Ioahren und hinn ano ane ganz resolute Frau. Dar örschte Jong meente ack im Borbeiflitzen, doas wiär sei Boater. Ar woar 0 zoörscht bei'm und packt'n behutsam mit'n Händen denn Schullern oa und