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Eroberer, lebten in Feindesland und mutzten vor Vergeltungs matzuahmen sich in acht nehmen, daher schützten sie ihre Dorf gemeinschaften durch grotze Erdwälle, die als Heiden-, Sorben- und fälschlich Schwedenschanzen noch heute unsere Bewunderung erregen. Auch die Bewohner WjLsonzas errichteten auf dem Berge einen Steinwall aus den zahlreichen umherliegenden Blöcken, der leider dem Bau des Turmes 1856 zum Opfer fiel. Ein zweiter Wall, ein doppeltumringter Spitzwall, befindet sich noch auf dem nahen Gickelsbergs, auf Karten fälschlich als Raubschlotz bezeichnet. Ein zweiter Steinwall war auf dem Rehberge bei Bischofswerda. Diese beiden letztgenannten dienten als Fanalstationen, von denen man durch Anbrennen großer Feuer das Hcrannahen der feindlichen Heere verkün dete, und weit im Weudenlande flammten auf allen Wällen die Feuerzeichen auf, um die Bewohner vom nahen Dorfe in den Schutz des Walles zu rufen. Nachdem in der Trutzfeste Budissin und in Göda 1076 eine Kapelle errichtet worden war, siedelten sich um 1200 auch bei Wjäsonza fränkische Kolonisten an, die hier eine Ma- donnen-Kapelle errichteten, bei deren Neubau (nach Brand oder Überfall ist ungewiß) der Ort den Namen „Neinkirgen" erhielt. Dieses N. war eine Doppelgründung; denn nebenbei war noch das alte Wendendorf WjÄsonza, das wir jetzt im Oberneukirch, bisher Neukirchen meißnischerseits, zu erblicken haben. Bis 1559 gehörte cs zu Göda und wurde da erst zu Neukirch eingepfarrt, und der Gödaer Besitz am Dahrener Berg ist wohl ein letzter Rest für seine Zugehörigkeit. Ver gessen war der Wall auf dem Berge. Er verfiel schließlich, und spätere Geschlechter erzählten sich Sagen von einem Schlosse, das versunken ist wegen der Gottlosigkeit seiner Bewohner. Mehrfach ist schon erörtert worden, ob die in vielen Sagen erwähnte Burg auf dem Baltenberge wirklich gestanden hat. Sagen enthalten ja immer Wahrheiten, und eine Sage war es ja, die vom Raubschlotz zu Crostau erzählte, während es erst in neuerer Zeit gelang, tatsächlich fcstzustellen, daß dieses feste Haus wirklich bestanden hat. Die Sage berichtet: Zwei Brüder saßen vor vielen hundert Jahren auf einem Gehöft, das heute den Namen „Die Bergtöpferei" in N. N. trägt. Bei einer Teilung des Besitzes erhielt Valentin die südliche Hälfte mit dem Berg, auf dem er sich eine Burg erbaute. Rupprecht, so hieß der andere Bruder, erhielt die Nordseite und baute sich dort ein Schloß, wo heute die Rupprechtshäuser stehen. Bald entzweiten sich die Brüder und Rupprecht überwältigte Valentin in offener Fehde, wobei er dessen Burg zerstörte. Nach anderer Lesart soll sie beide der Teufel geholt haben. Da aber keinerlei bauliche Überreste außer dem verschwundenen prähistorischen Steinwall zu finden sind, so wurde das Bestehen einer Wohnstätte überhaupt bestritten. Hier gibt uns aber die dokumentale Geschichtsforschung eine Nuß zu knacken auf. Der Freiberger Markscheider Matthias Oeder nahm im Jahre 1586 eine grotze Landkarte Sachsens auf, die als Staatsgeheimnis nur dem Fürsten und seinen Räten zu gänglich war. Jahrhundertelang lag sie im Hauptstaatsarchiv verstaubt unter anderen wertlosen Karten, bis vor ungefähr 40 Fahren Pros. Rüge sie an Tageslicht brachte. Der in seinen Angaben peinlich gewissenhafte Geograph des 16. Jahrhunderts hat neben den Namen des Berges die Worte gesetzt: ein alt Gemäuer noch droffen. Daß er damit nicht jenen Steinwall meinte, geht daraus hervor, daß er diesen als Kreis zeichnete; aus dem Gipfel, wo sich heute noch die drei Reviere treffen, jedoch steht ein rotes Kreuz und die Worte: „ein Schloß ge- standen" daneben. Nur der Zufall wird wohl auch hier Licht in diese sagenhafte Angelegenheit bringen können. Der Volks- mund weiß aber viele und schaurige Sagen von dieser Burg und fügt hinzu: wenn Dresden und Bautzen werden unter gehen, wird die Burg aufs neue wieder erstehen. Ob die Überlieferung auf Wahrheit fußt, daß in einem einstigen sor- bischen Heiligtums nach dem Eindringen des Christentumes eine dem St. Belten gewidmete Kapelle errichtet worden sei, wodurch der Berg seinen Namen erhalten habe, ist ebenfalls nur Hypothese. Uber den Namen des Berges, ob Falken oder Baltenberg, ist hier schon einmal berichtet worden. Sicher ist, daß unser Berg eine Reihe ganz anderer Namen geführt hat, wie verschiedene Dokumente beweisen. So nannten die ersten fränkischen Ansiedler, die nach der Niederwerfung der Sorben ins Land kamen und hier Raseneisenerz gruben, den Berg „Fsinberg". Heute noch sind Bäche und Teiche im Valtenberggebiete wegen des Eisengehaltes des Wassers arm an Pflanzen und niederen Tieren, und wer Aquarien hier hält, wird sich über das spärliche Wachstum der Pflanzen wundern und seine liebe Not haben in der Beschaffung der Futtertiere. Nur im Steinbruchteiche des Steinhübels fand ich vor mehreren Jahren einige Wasserflöhe, die aber vor lauter Unterernährung die Bleichsucht hatten. Der Bergbau spielt überhaupt fortan am Baltenberge eine größere Rolle. Zahlreiche Bersuchsstollen sind eingetrieben worden, von denen nur noch von wenigen etwas zu sehen ist. Das Quellwasser des Bornes am Gußhübel sowie der Wesenitz- quell kommen aus dem Mundloche alter verfallener Stollen. Die ziemliche ansehnliche Gesteinshalde bei der Wesenitzquelle zeigt, daß der Stollen ziemlich lang gewesen zu sein scheint. Solche Schürfoersuche selbstverständlich nach Gold haben schon ziemlich früh stattgefunden. Kaiser Karl IV. soll bereits 1350 Goldwäschen nach Neustadt zu unterhalten haben. Um die Wende zum 18. Jahrhundert tauchte die alte Goldsehnsucht wieder auf. Der Berggeschworene Schlinzigh aus Glashütte legte 1698 ein Bergwerk, die Goldgruben genannt, an, das er mit Steigern und Bergleuten bebaute, ein rechtes Bergwerk mit 124 Kuxen. Er brach Quarz, Bergkristall und entdeckte einige Goldadern, die den Quarz in hoher Bräune oder Schwärze durchstrichen. 1702 blieb das Werk wegen geringer Ausbeute liegen. Auch aus alten Rechnungen des früheren Neukircher Schloßarchivs geht hervor, daß man im Jahre 1723 auf dem Nordabhange in der Nähe des Wochenbettes auf einen alten Stollen traf. Die Rechnung besagt, daß eine Leiter geholt und ein Bergbeamter aus Freiberg von oben in den Stollen gestiegen sei. Was das Ergebnis dieser Untersuchung von fachmännischer Seite war, wissen wir nicht, jedenfalls ist auch jetzt dieser damals entdeckte Stollen wieder vergessen. Was man fand, das zeigen die zahlreichen zum Teil schönen Quarz- und Bergkristalle, die am sogenannten Goldberg in der Nähe des Waldhauses an der Neustädler Straße gefunden werden. Hier handelt sich's wohl auch um den letzten größeren Versuch, Gold im Quarz zu finden, und ein Stein trägt am Ausgange eines gefaßten Stollenwassers die Inschrift: Den 16. Februar 1750, wohl der Tag, da man begann, hier regelrecht zu schürfen und gegen 6—8 Gruben sind noch deutlich wahr zunehmen. Wie kam man auf den Gedanken, nach Gold zu suchen? In einem Bächlein, das heute noch den Namen Goldflüßchen trägt, und in einer Sandgrube daneben beim Forsthaus Klunker fand man goldhaltigen Sand, und Heinrich v. Starschedel auf Steinichtwolmsdorf erwarb 1472 das Recht des Goldwaschens, das hier und im Zalwasser, das durch Hilgersdorf fließt, ausgeübt wurde, bis sich die Ausbeute nicht mehr lohnte. Kein Wunder, daß man in dem Quellgebiete dieses Bächleins größere Goldmengen im Muttergestein ver mutete. So ist auch die Entstehung der Sagen zu verstehen, die alle von großen vergrabenen Schätzen erzählen. Etwas Geheimnisvolles hatte nun das Erscheinen der Walen oder Veneter, wie überall, wo diese Leute aus der alten Dogenstadt austauchten. Ob sie als Goldwäscher kamen oder Edelsteine suchten und fanden, ist nicht festzustellen, und hier reichen sich Sage und Wahrheit die Hand. Sicher ist, daß diese gesteinskundigen Leute Zeichen angebracht hatten, um ihre Fundplätze wieder aufzusinden. Pfarrer Götzinger berichtet, daß er noch mehrere solcher Zeichen (Kreuz und Krummstab) im Hohwald angetroffen habe. Ein Stein mit einem Krummstab soll auch beim Bau des Turmes mit ver- mauert worden sein. Als einziges dieser erhaltenen Walen zeichen ist die Figur auf dem dreieckigen Felsblock südlich des