Volltext Seite (XML)
^IliUIillUIIIIIIIIIIIIUilllillUIilttUIIIIIIIIttlllsMiilllllllllUIttlllllll'IIIIIUIIIIIIIllllllUIIIIilllttlllUIIIIIIIIIIUIUIIIIIIIUIL: Aum Ableben des Lausitzer Altertumsforschers D Hermann Schmidt Nm 21. August 1S25 starb in Görlitz, wo sc im D I Duhsstand gelebt hatte, der Löbauer Dbsrlshrsr Her- V V mann Schmidt im Alter von 74 fahren. Mit ihm Z I ist einer der ältesten Altertumsforscher der Tberlausttz D Z dähingegangsn. Seins Bedeutung sür dis heimische V Z Wissenschaft beruht in leinen Durgwalluntsrsuchungen. D Er war einer der ersten, dec erkannte, dass nur - Z systematisches Absuchen der ganzen Gegend zu einem Z D durchgreifenden Erfolge führen konnte. Ec hat daher D - mit feiner Familie die ganze mittlere Lausitz durchstreift - D und dis Durgwälls untersucht. Die Ergsbnijje feiner V Z Grabungen hat er dann in das Löbauer Stadtmussum D Z gegeben und in eingehenden Berichten bejchrieben. - V Der Dielplatz bei Gsorgewitz, der Doppelwall aus V - dem Rothstein bei Sohlond und die Schwedenjchanzs D V bei Kittlitz sind die drei Stellen, die er besonders ein- V V gehend in den Iahreshesten der Gesellschaft sür Nnthro- Z D pologis und Urgeschichte der Gbsrlausitz behandelt hat. Z Z Suletzt gab er noch in seiner „Die vorgeschichtlichen D Z Rundwälle der Amtshauptmannschaft Löbau" betitel- Z D ten umfangreichen Arbeit eins Übersicht über das ganze Z Z vorhandene Material. Er blieb dabei nicht an den Z Z Einzelerscheinungen hasten, sondern suchte auch zu Z D grundlegender Erkenntnis über Ausbau und Dedeu- Z V tung der Durgwälle in seinem Arbeitsgebiet zu ge- Z D langen. Noch zu Pfingsten 1925 hatte er die Berufs- D V Vereinigung deutscher Prähistoriker vor seine Schätze D D im Löbauer Mussum geführt und aus dem Munde der Z - bekanntesten deutschen Dorgeschichtsforjcher Dank und D V Anerkennung geerntet. Da nun der schlichte Mann D D zur Ruhe singegangen ist, wollen wir auch seiner in - - Dankbarkeit gedenken. Der Name Hermann Schmidt Z D wird einen Ehrenplatz in der Geschichte der Lausitzer I D Altertumsforschung erhalten, und er wird ihm vsc- D D bleiben, auch wenn durch den Fortschritt der Forschung D Z seins Ansichten einst überholt werden sollten. Er ruhe s D in Frieden! Dr. Frsnzel. V,IIIIIMIIIIIIII»IIIIIIIIMMIMMIIIIIIIIIlIII»MIIIIIIIIIIIIIIIMIIIIIIIIMMiI«IttMIIIIU»IIII!MIIIMIIIMlIttI«MMMIIs? Wahrheit und Dichtung vom Baltenberge Erhard Nierich-Neuklrch*) /^lf>s^,ahrheit ist Geschichte, Dichtung ist Sage, und «lll wo sich beide berühren, steht vermittelnd die Hypo- v iiiese oder Annahme. Die wichtigste Quelle der Forschung bietet die dokumentale Geschichts- forschung, die an Hand von alten Urkunden, Rechnungen usw. den Schleier sicher und einwandfrei von der Vergangenheit hebt. Ich würde Ihnen eine harte Geduldsprobe bereiten, wollte ich Ihnen die Geschichte eines Ortes wie-Neukirch er zählen, doch über einen Berg schweigen meist die Quellen, wenn er nicht gerade eine Burg als Bekrönung trägt, denn unsere Vorfahren mieden diese dunklen Wälder, die ihre Vor- stellung mit Geistern und nächtlichem Spuk erfüllte. Sie sehen also, wie fürsorglich ich für Sie gehandelt habe, gerade über den Baltenberg zu sprechen: denn die dokumentale Ge schichtsforschung kann hier nur eine geringe Ausbeute liefern, und so ist der Wahrheit gar bald ein Ziel gesetzt, und mein *) Als Festoortrag gesprochen bei der Wander-Versammlung des Verbandes „Lusatia" in Georgenbad am 24. Mai 1925. (Siehe Bericht in Nr. 119 des Bautzener Tageblattes vom 25. Mai.) Vortrag wäre rasch zu Ende, wäre nicht noch ein anderer schwererer Zweig der Geschichtsforschung vorhanden, etwas Licht in das geheimnisvolle Dunkel zu bringen, die Boden- Forschung, die die Wahrheit aus der Erde gräbt, d. h. an der Hand von Funden die Geschichte, und meist ist's die aller älteste, klar vor unseren Augen zu entrollen sucht. Bei der Geburt unseres Valtenberges gings heiß zu: denn seine Entstehung ist wie die der meisten Lausitzer Berge einer Eruption zu verdanken, nur daß das feuerflüsstge Gestein nicht wie bei Lausche, Kleiß, den Spitzbergen usw. un gehindert herausfließen konnte: denn hier war die Granitdecke zu mächtig, so daß sie dem Anprall heftigen Widerstand ent gegensetzte und ein Durchbruch unmöglich wurde. Es entstand nur eine gewaltige Beule, das war unser Baltenberg. Die Granitdecke war allerdings zersplittert, und die Blöcke, die den ganzen Abhang bedecken, lange Halden bilden, oder zu roman tischen Klippen ausgetürmt sind, wie am Angstberge, zeugen von dem Kampfe der Elemente. Basalt war wie in der ganzen .Lausitz auch hier das eruptive Gestein, wie an oer- schieden?» Steinbrüchen zn sehen ist, auch kamen durch einige wenige Spalten Spritzer heraus, die als merkwürdig geformte Diabasklumpen zu finden sind und am Wettinsplatz und auf dem Valtenberge dekorative Aufstellung gesunden haben. Jahr- tausende vergingen, längst war unsere Erde nicht mehr die glühende Jungfrau von einst. Runzeln und tiefe Furchen be- deckten ihr Angesicht. Länder versanken ins Meer und Ge birge erhoben sich daraus. Ob auch bis hierher ein Arm des Kreidemeeres reichte, ist nicht sicher erwiesen, Funde sprechen dafür (am Sandhübel fand man mehrere Bernsteinstücken und beim Bau des Brunnens am roten Bahnwärterhause verst. Seeigel), die nicht Feuersteineinschlüsse sind und nicht die sür nordische Funde typischen Kreidereste zeigen. Wälder deckten wieder den nach Tausenden von Jahren aus dem Wasser sich erhebenden Meeresboden, auch diese versanken wieder unter Sand und Geröll zur Eiszeit, wie die dünne Kohleschicht beweist, die bei Putzkau bei der Fundamentierung der Masten für die Hochspannung entdeckt wurde. Nachdem die Gletscher der Eiszeit ihre nordische Beute in den Tälern ablagerten und so die wendische Ebene schufen, war hier ihre Kraft gebrochen und der Battenberg war mit einer der südlichsten Brandungs punkte dieser großen Erstarrungszeit. Ungezählte Feuerstein- Knollen mit Seeigeln, Stacheln derselben, Mooskorallen, See lilien usw., ferner schwedischer roter Granit sind in allen Sand- gruben zu finden, und der Gletscherschliff am Bahnhofe zu Demitz steht als Denkmal dieser Zeit unter dem Naturschutz. Einwandfrei haben die Funde ergeben, daß der Mensch schon in dieser Zeit aufgetreten ist. Ob sein Erscheinen auch bei uns in der Lausitz schon zur Eiszeit anzusetzen ist, ist noch nicht erwiesen. Doch hat er bald darauf zwei Bezirke zuerst bewohnt, nämlich an der Spree um das jetzige Bautzen und an der Mandau um das jetzige Zittau. Wer diese ersten Be wohner unserer Heimat waren, ist noch nicht ergründet. Eine einsame dunkle Waldkuppe, so ragte der Baltenberg in den Himmel, ein Flüßchen, das er geboren, schlängelte sich träg durch dichtes Rüsterngebüsch in dem sumpfigen Tale. Rings keine menschliche Wohnstätte. Nur in weiter Ebene stiegen die Rauchsäulen der Herdfeuer jenes unbekannten Volkes empor. Wildreich war die Gegend, und die 3 Feuerstein- beile, die hier am Fuße und am Abhange des Berges gefunden wurden, sind nur von umherstreifenden Jägern ver- loren oder bei unglücklichem Wurfe nicht wiedergefunden worden. Um 1000 wanderte ein Trupp jener in der Ebene seßhaften Milzener ins Gebirge und fand hier das fischreiche Flüßchen, das einen ausgedehnten Ulmen- und Rüsternbruch bildet'. Hier in der sumpfigen Niederung bauten sie ein Dorf, das sie Wjäsonza, d. h. Rüsterndorf, nannten und das Flüßchen Rüsternbach WjLzonitza — Wesenitz.**) Die Milzener waren **) Der Herr Verfasser hat, wie ja auch der Titel seines Vor trages ansagt, dort, wo die gesicherten Ergebnisse der prähistorischen und historischen Forschung fehlen, die Lücken unserer Kenntnis in phantasievoller Art ergänzt. Die Schriftleiiung.