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Mitteilungsblatt der Gesellschaft für Anthropologie und Urgeschichte der Gberlausitz-Dautzsn, der Mittelstelle für Hsimatforjchung im Mark graftum Gberlausitz (Bautzen, Gtiebsrftratzs 3ö), des Vereins für Heimatforschung zu Crostau, Kirschau und Schirgiswalde, der Gesellschaft für Heimatkunde, Hoyerswerda. Hauptschristleitung, sowie für Geschichte, Vorgeschichte, Volkskunde, Sagen und Aberglauben Dr. Frenzel, Bautzen, Stieberstrahe ZS; für Naturwissenschaften Dr. Hsinke, Alttau, Komturstratze 5; für Kunstgeschichte und Kunstgewerbs Dr. Dsinhard Müller, Aittau, Stadtmuseum, Klostsrgasje 1. Blaiten füp L?elmcEunöe Schristleitung und Geschäftsstelle m Reichenau, Sa. Fernsprecher Nr. ris nst Likenatup' Druck u.Verlag.AlwinMarz- (Inh. Otto Mai?') Südla ufttzer Nachrichten,Reicizenau^Sa. Manuskripten ist Bückporto bsizufügsn, da sonst ein Anspruch auf Rücksendung nicht besteht. Unberechtigter Nachdruck aus der „Gberlausitzsr Hsimatzsitung" wird strafrechtlich verfolgt. Postscheckkonto: Leipzig Nr. 27534. Bankverbindung: Gewerbebank und Girokasss Bsichsnau Nr. 16. Allgemeine Deutsche Lredit-Anstalt, Zweigstelle Asichsnau, Sa. Nr. 10 Sonntag- N. Mai CLOonnemond) 1925 6. Jahrgang Lius der ältesten Vergangenheit der jüngsten Stadt der Oberlausitz O. Scböne, Sokland a. 13. iHackdem vor einiger Zeit das gewerbkleitzige / Orotzrökrsdorf bei Pulsnitz die deckte einer Stadt erkalten hatte, ist nun kürzlich auch das bisher größte park der Oberlausitz, das südlich von Löbau an der böhmischen Orenze gelegene Seu- gersdork zur Stadt erhoben worden. Mit seinen wirklich großartigen §abrikbetrieben, seinem vielkacb städtischen (Zepräge und einer Einwohnerzahl von nahezu 12000 Kat es schon seit Jakren die nächste Llnwartscbakt erlangt, in die Seike unserer Heimat städte ausgenommen zu werden. Pies ist nunmehr geschehen, und es dürfte bei dieser (Zslegenkeit an gezeigt erscheinen, einen kurzen Rückblick auk die älteste Oesckickte unseres Ortes zu kalten. Pas alte Oersdork ist sicher eine Oründung west deutscher Ansiedler gewesen, welche um die Wende des 13. Jahrhunderts von den damaligen Ober- kerren der Oberlausitz, den Königen von lZökmen, ins Land geruken wurden. Pis langgestrecktes „Seikendork", als „Waldhufendorf", hatte es jeden falls seinen Standort nake der Spree auf Srund und Soden des nachmaligen „pstgersdork". Wie seine Nachbarorte Oeorgswalde und Ebersbach (ur sprünglich Eberkardsbacb) Kat es gewiß seinen Namen von dem „Unternehmer" oder „Lokator" erkalten, welcher im Lluktrage des Orundkerrn einen Erupp Siedler an Ort und Stelle führte und jedem gegen eine bestimmte Geldsumme ein Stück Land zur IZe- siedelung und Bewirtschaftung überließ. Oieser pork- gründer nakm später in der entstandenen Ortschaft eine einflußreiche Stellung als „Ortsrichfer" ein Er Kietz in unserem §alle Oerkard und die Neu gründung anfänglich „Oerkardsdork". Lin den ehe maligen Waldreichtum unserer Legend erinnert der Name des benachbarten Oeorgswalde. Llls ein solches „Waldhufendorf" müssen wir uns auch das alte Oersdorf vorstellen, von dessen Oasein uns erst malig eine Urkunde aus dem Jakre 130b berichtet. Seine Entstehung aber dürfen wir wokl mit Seckt kür die erste löälkte des 13. Jahrhunderts annekmerL In der Folgezeit Kat sich dann hier ein deutscher Mittelsmann einen befestigten Wohnsitz in einer durch Deich und Sumpf geschützten Umgebung, eine so genannte „Wasserburg", geschaffen. Es ist dies die vielgenannte „Lampelburg", deren Samen gegen wärtig ein Oastkaus des Ortes weiterpstanzt und deren keimatgeschichtliche Bedeutung wir an anderer Stelle ausführlich behandelt haben?) lm Jakre 1306, dem ersten urkundlich beglaubigten puktreten unseres Ortes, finden wir denselben unter den 20 Dörfern des „Sudissiner Landes", welche die derzeitigen Landeskerrn der Oberlausitz; die „Mark grafen Otto und Woldemar von lZrandenburg", der Stadt Löbau als Zeichen ihrer Ounst überwiesen. So wurde Oersdork ein Löbauer Weichbilds dorf, das keitzt seine lZewokner sollten wie die von Ebersbach, kottmarsdork und anderer, „ast' ihr Seckt sowohl in größeren als in geringeren Sacken vor dem Siebter und dem Oerickt der Stadt Löbau nehmen und geben." Eine weitere Urkunde aus dem 14. Jahrhundert, und zwar vom Jakre 1355; betrifft eine kirchliche Llngelegenkeit, ikr Wortlaut ist leider so gekästen, datz sie sich ebensogut auk das Dorf Oersdork bei Kamenz beziehen läßt. O Scböne, Surgen und IZitteriebung in der Oberlausitz, 1925, S. 19-20.