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und andere das Licht der Welt erblickt, wenn Haase sich vorher darüber in dcn gebräuchlichsten Nachschlagewerken (z. B. Kluges Etymologischem Wörterbuch der deutschen spräche u. a.) orien- tiert hätte. Es ist setzt allgemein bekannt, daß tschechisch beseda .Unterhaltung" ein echt slavisches Wort ist, daß nhd. Besmer „Schnellwage" slaoischer Herkunft ist. Haase lehrt darüber nur Unhaltbares. Willkürlich wirken auch seine Auseinandersetzungen über den tschechischen Tcschlechtsnamcn Howora. Nur pure Phantasie führt ihn hier zu dem Schluß, daß dieser Name mit dem Awarennamen identisch sei und von einer Interjektion Hurr brr! .greulicher Riese" stamme. Tschechisch hovor „Gerede, Gespräch" läßt Haase unerwähnt. Es liegt doch nahe, den Gefchlechtsnamen damit zu verbinden und Entstehung von einem Spitznamen „Schwätzer" zu vermuten. Mit dem Awarennamen Zusammenhängen kann dieser Name nicht, schondahcr, weildieser altrussisch obre pl. lautet, das in tschechisch obr „Riese") slova- kisch obor, obrin, polnisch olbrzym fortlebt. Doch genug von diesen Fragen. Uns interessiert hier vor allem der Name von Zittau. Dasür bietet Haases Aussatz mehrere Erklärungsversuche, von denen sich bei nähercrBetrachlungkeiner ernst nehmen läßt. Wenn Haase nach Stuhls höchst bedenklichem Vorgang Zittau mit got. Thiuda „Volk", Thiudans „Herr" verbindet und es als „deutsche Stadt" erklärt, so zeigt jadas Wort deutsch deutlich, daß dle Lautsorm von Zittau damit nicht vereinigt werden kann. Es wäre eben dann ein anlautendes „ci" nicht „2" zu erwarten. Bor demselben Rätsel steht man, wenn man Zittau von dem Namen derLythaoa, Gemahlin des Fürsten Manfred, eines Sohnes des Markgrafen Brumito, ab leitet. Wenn dieser Name, wie Haase behauptet, Si) thaoa ge sprochen wurde, versteht man wiederum nicht, warum in Zittau kein „s" oorliegt. Für das Germanentum dieser Fürstin ist es übrigens eine außerordentlich schlechte Empsehlüng, wenn sie in der vonHaase zitierten Urkunde vom Jahre 1021 alsTochtereines Königs Mitislaus bezeichnet wird. Der Vater ist doch deut- lich genug Slave. Vergleiche allrussisch MHtislavü, Wenn von seinem vandilischen Geschlecht geredet wird, so gcbrauchtebcn diese späteInschrift diesenNamcn im Sinne von wendisch. Ein Vandalensürst hätte sich sicher keinen slavischen Namen beigelegt. Die Deutung von Zittau durch EytHaoa erklärt ein „x" durch ein „y'' und lautlich sehe ich zwischen beiden Namen keine Brücke. " Die Erklärung von Zittau als Stadt der guten alten Sitte ist auch wertlos. Wir sagen doch Sitte und nicht Zitte! Die gleiche Schwierigkeit und mehrere andere stehen einer Deutung aus dem Keltischen entgegen. Ein von Haase zitiertes keliisches syth „Berg" ist mir unbekannt. Es ist wohl identisch mit dem von Koch, Neues Laus. Magazin 87, 311, erwähnten, mir auch unbekannten keltischen std-te „Hügel-Einfriedung". Zur Er- . Klärung von Zittau läßt sich aus lautlichen Gründen keines von ihnen verwenden. Auch sonst sind keltische Ortsnamendeutungen In dieser Gegend bisher nicht gerade erfolgreich gewesen. Auf jeden Fall sind sie nicht zwingend. Wenn der Ortsname Niemes zwischen Iungbunzlau und Gabel, alt: Neman ce, Nemanc, Urkundlich 1360, 1376: Ny maus aus keltisch nemeton „Hei ligtum" erklärt wird, so bleibt seine Bildung unklar. Die von Koch, Neues Laus. Mag. 87, 311 ff. herangezsgcnen lateinischen Namen Numa und Numitor sind etruskisch, nicht keltisch (vgl.W. Schulze, Lat.Eigennamen 339), der Name Numantia ist bisher aus dem Keltischen nicht erklärt. Geht man bei dec Deutung von Niemes (alt Nemancc) von einem tschechischen Nemanice aus, dann ist dieDeutung lautlich einwandfrei. Der tschechische-Name stammt wohl als Sippcuname von tschechisch neinana „Habenichts". Wir haben also nicht den geringsten Grund, diesen nur spät bezeugten Ortsnamen für uralt zu halten. Auch die Erklärung von Oi) bin aus kelt. w t g „Schutzort" und binn „Berg" (gemeint ist wohl kymr. gwig und penn „Kopf, Spitze") ist lautlich unmöglich, trotz Koch, N. Laus. Mag. 87,312. Damit wäre dar keltische Material von Koch a. O. und Haase a.O. erledigt und wir brauchen eine.Deutung des Namens Zittau picht durchaus au» dem Keltischen zu erwarten. Jede vernünftige Erklärung hat hier zuerst die heutigen Namen der Stadt und die alten Belege zu berücksichtigen. Heute heißt Zittau tschechisch 21 taoa, obersorbisch L1 tawa, polnisch Ly tawa. Urkundlich ist es überliefert: 1238: ZiNavia, 1267. Sittau, 1283: Sittaw, 1303: Syttaoia u.ä. (so nach Dr.W. Frenzel). Aus dem Deutschen läßt sich der Name nicht erklären. Sehen wir uns daher nach einer Deutung aus dem Siavischen um. Hier hängt Litava offensichtlich mit tschech. usw. 2tto „Korn, Getreide" zusammen. Zur Wortbildung vergleiche man tschechisch truaoa, polnisch iarnawa: tschechisch trn.Dorn". als „Dornstrauchgegend", altbulg. usw. dybraoa „Eichwald" zu d<?brü, d<?bü „Eiche", tschech. sumava „Böhmerwald": suma „Wald". Der Name Zittau bedeutet also ursprünglich „Getreideort". Eine Erklärung von Zittau von einem sla vischen Personennamen 2it, der aus2itomi.r, 2itomysl gekürzt sein soll (so N. Laus. Mag. 87, 312) halte ich nicht für empfehlenswert, da in diesem Falle eine slavische Form aus — ov— nicht auf—ao— zu erwarten wäre. Vom historischen Standpunkt läßt sich gegen diese Deutung nichts sagen, sprachlich ist sie einwandfrei. Auch der Flußname Man bau bei Zittau findet im poln. Mztawa — Montau „Trübes Wasser" eine Parallele. Bgl. altbulg. m <? ti 1 i „trüben, verwirren", russ. omut „tiefe Stell« ,tm Wasser, Abgrund" usw. Noch deutlicher slaüisch ist Poritsch bei Ziiiau^alibulg. porScije „Flußgegend" tschech. po klär dasselbe. *) Bet dem regen Interesse, das in der Oberlausitz für die Orts namenforschung besieht, ist es sehr zu begrüßen, daß Herr Professor Vasmer seine Mitarbeit an.dem „Historisch-etymologischen Ottr- und Flnrnamenbuch der Obcrlausitz" zugelagl hat, das ln wenigen Jahren in den „Oberlausitzer tzeimatstudien" bei Marx-Reichenau erscheinen wird. Aussätze wie der vorstehende sollen zur Klärung von Einzelfragcn dienen und zur Mitarbeit auffordern. Dr. Frenzel. Dst möcht' ich ohn« Duh und Fried' Hinaus in dis Ferns wandern, Gleich fahrendem Volk mit dem Morgenlisd, Mit dem Sturmwind, der um dis Dergs zieht, ^Don einem Städtchen zum andern. Don einem Herzen zum andern fort, Nur immer den Sinn voll Hoffen! Tch hält' keinen Freund, keines Heimatsort, Mich rührte keiner Mutter Wort, . Stand' jede Tür mir offen. Mit dar Fiedel vertrieb ich mir Sorg und Dang, Mit dem Liebst dis trüben Sorgen, So ging's das ganz« Lsbsn lang, Dhn' Geld durch die Welt, doch mit Sang und Klang- Nnd fragte nichts nach dem Morgen. Doch - am Ende der Welt, ganz ins Grüns geschmiegt, Da musst eins Hütts stehen, Lin Dirnbaum, der au) das Dach sich biegt, Lin Fiiederbusch, vom Winds gewiegt, Dort möchte ich schlafen gehen! Dort wohnte, da» Fenster umsponnen dicht, Mit wilden Dosen, der — Friede; Der sirich mir sonst über« heisse Gesicht . Mit kühlen Händen und fragte schlicht: „Mein Kind, bist Du nicht müde H.sleneH e l b i g - Tr ä nkner.