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32 - Gberlaufltzer Helmatzeltung Ar. 3 Michael (Erzengel), Patrozinium: Bautzen, Markers dorf, Seidenberg. Der Patron der Ritter und Ortspatron von Zeitz trägt das Flämmenschwert und wird ost dargestellt mit Drachen, Teufeln oder einer Wage. Die Legende für die Gründung der Michaeliskapelle in Bautzen nach dem glück- lich abgeschlagenen Hussitenansturm ist bekannt. Ob die Marienkirche oder die Mchaeliskapelle in Seiden berg das älteste Gotteshaus des Ortes darstellt, ist noch un entschieden. Ich würde lieber zu letzterer Ansicht neigen und bei der Wichtigkeit des alten Platzes als Vorort des späteren Gaues Zagost und als Sitz eines Dekanates der Kapelle ein höheres Alter zuschreiben, sa, ich möchte fast auf Bayern vermuten, dessen Schutzheiliger er ist: Böhmen gehörte zu einem bayrischen Bistum, Regensburg. Nach der Legende trank der Herzog Wenzel am Tage vor seiner Ermordung in der Burg zu Altbunzlau einen Becher Wein bei der Tafel in St.^Michaels Minne! Schon lange vor Lebzeiten des späteren Regensburger Ortshetligen Wolfgang zogen von der Donaustadt Glaubensboten nach BöhmenT^Damals drang in der OL. die Äichaeloerehrung kaum schon ein,' aber der Weg war gebahnt, den der Heilige später vereint mit Wolfgang, Wenzel und Procopius in die Neißegegend antrat. Und noch eines! Von Westen kann die Michaels- Verehrung nicht cingedrungen sein, denn zwischen Elbe und Saale gibt cs in. W. keine Missionskirche aus der Frühzeit, die ihm geweiht ist. Und sowohl Seidenberg wie Markers« darf sind sehr alte Kirchorte. Gerade beim letztern möchte ich noch aufmerksam machen, daß es in der Nähe von Jauernick und damit in der vollen kirchlichen Einfluß-SphöreBöhmens liegt. Vielleicht weist die künftige Patroziniensorschung noch weitere Michaeliskirchen In 'der OL. nach; sollte Ich mit meiner' Verblutung Recht haben, so müßten diese Orte in der Ostoberlausitz liegen. Nikolaus o. Myra, Patrozinium: Bautzen, Bernstadt, Cosel, Görlitz, Kath. Hennersdorf, Lauban, Leuba-, Löbau, Pulsnitz, Oberwiesa, Oberseifersdorf, Schweria, Troitschen- darf, Üllcrdorf, Zittau. Kennzeichen: Anker, Brote, Schiffe usw., Ortspatronate in Antwerpen,- Lüttich u. a. Orten, Berufspatron der Schiffer besonders. Er ist einer der be liebtesten Heiligen des Mittelalters. Zahlreiche Berufe er wählten, ihn zu ihrem Schützer. An den Flußübergängen der Hohen Straße in Bautzen, Löbau, Görlitznind Lauban liegen Nikolaikirchen, in Bautzen, Görlitz und Lauban außer- halb der eigentlichen Stadtmauer. Auch in Meißen liegt die Nikolaikirche extra muro8> Hierhängt'das Patrozinium sicher mit dem Wasser, seinen Gefahren und Tücken zusammen, hier mag man, wenn Überschwemmungen die Furten un gangbar machten, ihn um Hilfe angerufen haben,-hier wohn ten auch die Fischer in der Nähe, die als Innung für Bautzen nachgewiescn sind. Auch in Pulsnitz, Ullersdorf und Zittau mögen ähnliche Motive zu Grunde liegen. In Zittau soll die Nikolaikirche sogar, älter als die Stadtgründung sein, was zusammen mit den hier mündenden böhmischen Steigen für das Patronat zu beachten ist. Auch Leuba hatte bis in die Neuzeit viel durch Überschwemmungen zu leiden. Die Kapellen in Bernstadt und Cosel dürften jüngeren Datums sein. "x Die Apostel Petrus und Paulus müssen geiminsam betrachtet werden: Ihre Patrozinien sind gemeinsam in Göda, Görlitz, Hirschselde, Ostcitz, Reichenau und" Zittau. Petrys allein wirdwerthrt in Bautzen, Oybin (neben andern Klosterheiligen), Petershain, Paulus allein in keinem Orte der O,L. Ausgesprochene Missionskirchen sind die, welche beide Heilige verehren, uralte Gotteshäuser sind ihnen ge weiht. Petrus als Kirchenheiliger von See ist wohl klar: Der Ort hat viele Gewässer in seiner Flur, die Fischerei ist hier Hauptgewerbe. Ob er in Petershain Namensheiliger des Lokators (Robungsbcamter der Grundherrschnst) ge wesen ist, bleibt zu erwägen. Philippus (Apostel), Patrozinium: Kamenz. Vgl. Jakobus. . Procopius (ch 1053), Patrozinium: Kmlitz. Kenn zeichen: Einsiedler, Hirsch, Teufel vor dem Pfluge. — Ein ganz seltener Heiliger in Ostdeutschland! Kerler führt ihn nicht einmal auf. Er war esn Einsiedler In Böhmen. Im Änschluß an die vielen An.Kichen böhmischer Beeinflussung des Kirchen- wesens der Ostoberlausitz tritt er als Kirchenheiliger des öst- lichsten Teiles des Bautzner Gefildes auf. Es ist wohl mög- lich, daß vom Neißetale aus böhmisches Missionswesen nach Westen ausstrahlte. Hier wird die Heidenmission unter den Wenden von Prager Sendboten gefördert worden sein. Denn die Meißner Bischöfe erscheinen im Bekehrungswerke lau. Vielleicht spielte die Stamm- und Sprachverwandt schaft eine Rolle! , Simon (Apostel), Patrozinium: Crostwitz. Vgl. Judas. Stephanus, Patrozinium: Klix. Der erste christliche Märtyrer hat als Kennzeichen die Steine, mit denen er erschlagen wurde. Sein Patrozinium ist erschlossen und unsicher. Doch wäre es möglich aus dem innern Grunde schon, weil Kli; einer der bereits 1222 genannten Kirchorte, somit der ältesten einer in der OL. ist. Thekla (1. Jahrhundert), Patrozinium: Kleinschönau. Löwe, Scheiterhaufen, Schlangen sind ihre Kennzeichen. Ein ganz vereinzeltes und in Ostdeutschland seltenes Patro zinium. Möglicherweise ist sie auch eine Missionsheilige. Ursula, Patrozinium: Friedersdors, Niederseisersdoff. Kennzeichen: Fahne, 11000 Jungfrauen, Mantel, Pfeil, Schiff, Taube. Ortsheilige von Köln und Delft. Dgl. Gallus! Meine dortigen Ausführungen über die Beziehungen der Ortspatronate zum Kloster Marienthal kann ich hier er härten durch den Hinweis, daß in dem einzigen andern Falle, da die Heilige in der OL. auftritt, dies in einem Orte ge- schieht, der an den Kleinen Nonnenwald grenzt: Friedersdocs. Die Kette scheint sich zu schließen! Walpurgis, die Bauernheilige, tritt noch einmal unter dem Namen Wandelburgis in Kamenz auf. Die Bisch heimer Kapelle ist die ältere. Die Walpurgisfeier ist auch heute noch in der OL. im Schwange: Die Hezenseuer leuchten durch die Nacht vom Gebirge her bis in die Heiden, reichen östlich aber nur bis zum Queiß. In Schlesien sind Johannis feuer üblich. Wenceslaus (ch 929), Patrozinium: Jauernick, Oybin Kennzeichen: Adler, Fahne, Harnisch, Schild. Die Er mordung des Herzogs Wenzel durch den eigenen Bruder in Bunzlau i. B. ist bekannt. Der heilige Herzog wird allen!- halben in böhmischen Landen verehrt. Abermals zeigt sich uns^ie Tatsache, daß in der Ostoderlausitz ein böhmischer Heiliger/«ine sehr alte Kirche schützt: Jauernick. - Wolfgang (ch 994), Patrozinium: Bautzen, Kamenz, Nieda. Kennzeichen: Beil, Kaiser, Kirche. Ortspatron van Bayern, insbesondere von Regensburg. Seine Berufs patronate für Hirten, Zimmerleute, Holzhauer führten in der OL. nicht zur Heiligenoerehrung. Der Grund ist in anderer Richtung zu suchen. Zunächst fällt Kamenz aus