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336 Gderlaufltzer Helmatzettung Nr. 25 Vorzügliche Glasur, kräftige Farben auf gelbem Grunde und harten Brand finden wir dagegen bei den Boden stücken von drei Schüsseln, etwa aus dem 18. Jahrhundert. Sie wirken durch ihre flüssig-gemalten und schönfarbigen Ornamente (rotbraun und dunkelgrün auf gelb) so erfreu lich, daß man den Mangel eines noch unversehrten Stückes lebhaft bedauern muß. Abwechslung in der Form bringt ein stämmiger Tonleuchter mit dunkelgrüner, leicht irisieren der Glasur, auch er leider stark beschädigt. Aus dem frühen 19. Jahrhundert stammt ein kleiner Henkelkrug von braunem Steinzeug, mit Lausitzer Schnitt- und Stempel- Verzierung; in seiner Art besitzt das Stadtmuseum bereits einige größere Gefäße. Außer diesen kermanischen Erzeugnissen wurden noch folgende Gegenstände geborgen: ein Denkstein vom Stege des Spittelmühlgrabens, der folgende zum Teil ausgewitterte Inschrift trägt: Erbauet V1L8 ä 26 5i im Sterbetag (?) 1837 — eine Kanonenkugel (61/2 em Durchmesser), die wohl mit Brandschutt aus der zerschossenen Stadt einmal abgelagert wurde — und ein roh gearbeiteter Fingerring aus Kupfer mit leerer Fassung, in Kriegsgefangenenlagern wurden oft ähnliche gearbeitet. Auch an dieser Stelle sei dem Bauherrn, den Bauleitun gen und allen freundlichen Helfern, die bei Hebung und Ab gabe der Fundstücke beteiligt waren, wärmster Dank aus gesprochen! Zittauer Stadtmuseum: Dr. Reinhard Müller. Zittauer Heimatmuseum für Geologie: Dr. Curt Hein Ke. Lesesrüchte und Bausteine Bischofswerda. Die prähistorischen Funde im Stadtwald. Durch die Presse ist es weithin bekannt geworden, daß bei Kulturarbeiten in unserem Stadtwalde seltene Funde von vorgeschichtlichem Werte gemacht worden sind. In dankenswerter Weise wurde von dem Forstaufseher, Herrn Hermsdorf, dar über eine Urkunde niedergeschrieben und von der Stadtverwal tung zur Klarstellung an berufene Stelle gesandt. Herr Dr. G. Bierbaum urteilt über die Funde: „In Anbetracht eines mit Rillen verzierten Scherbens besteht die Vermutung, daß bereits in der Bronzezeit (1600—1200 v. Chr.) die hiesige Waldstelle im sogenannten „Pfaffenholze" (Abteilung 20 des Sladtwaldes) un terhalb des jetzigen Forsthauses besiedelt war. Einige unverzierte Scherben können vielleicht auch in diesem Sinne gedeutet werden. Die übrigen Scherben, vorwiegend tzalsstücke von Gesäßen, die bereits mit der Töpferscheibe hergestellt worden sind, beweisen auch mit ihren scharfen Profilen, daß sie bereits der slawischen Periode (600—1000 n. Chr.) angehören, wobei allerdings die Frage offen bleiben muß, ob sie mehr dem Anfang oder dem Ende dieser Zeit zuzurechnen sind. Hinsichtlich der im „Pfaffenholz" unseres Stadtwaldes am 10. Mai dieses Jahres gemachten Stein funde ist eine sichere Entscheidung zurzeit unmöglich. Wirklich als Werkzeug (Waffe) anzusprechen ist eigentlich nur das keulen förmige Stück mit der Einschnürung am Halse. (Die unverletzte Steinkeule ist 35 cm lang, an ihrem abgerundeten Ende 10 cm breit und hat ein Gewicht von 7°/« Pfund.) Allerdings müßte auch dafür erst (das kann nur der geologische Fachmann entschei den) der Beweis erbracht werden, daß es sich nicht etwa um ein Naturprodukt handeln kann, wie cs als Verwitterungserscheinung offenbar an Diabasmaterial bisweilen vorkommen kann. Der Diabas aber kommt ganz in der Nähe der Fundstelle in Frag menten in dem dort anstehenden Lausitzer Granit vor. Merkwür dig ist dabei aber das Zusammenauftreten so vieler Stücke auf kleinem Flächenraum, welche dem unbefangenen Beobachter aller dings die Vermutung nahe legen können, sie seien von Menschen hand benutzt worden. Die Klärung dieser Frage ist also mehr ein geologisches als ein vorgeschichtliches Problem." Aue, 5. Dezember. Vorgeschichtliche Funde im Erz gebirge überraschen um so mehr, als nach den bisherigen For schungen die Besiedelung des Erzgebirges erst seit dem 12. Jahr hundert zu erweisen war. Bei Blauenthal am Fuße des Auers berges wurde ein umfänglicher Ringwall samt vorgeschichtlichen Resten, einem Feuersteinmeffer und Ürnenscherben, entdeckt. Auf Anregung von Dr. Sieber in Aue wird der Wall demnächst von der vorgeschichtlichen Abteilung des Leipziger Museums für Völkerkunde ausgegraben. Glauchau. UnterirdischeGänge. Hier sind in der letzten Zeit Einbrüche und Senkungen im Straßenkörper wie in Kellern vorgekommen. Die Untersuchung hat ergeben, daß sie auf das Vorhandensein unterirdischer Gänge zurückzuführen sind, die be sonders unter dem Gräflich Schönburg'schen Schlosse, der Kirche und dem Scherberg hinführen. Seit einem Monat werden von einem Markscheider der Bergakademie Freiberg Vermessungen dieser Gänge oorgenomme», wobei wieder neue Gänge ermittelt worden sind. Böhmisch Kamnitz, 3. Dezbr. Ein gefährdetes histo- risches Denkmal in Nordböhmen. Die Burgruine Scharsenstein bei Bensen im unteren Polzentale ist zurzeit äußerst gefährdet. Nestaurierungsarbeiten sind dringend nölig. Burg Scharsenstein wurde 1230 erbaut. Während der Marienberger Fehde wurde sie von den Sechsstädtern (Löbau, Bautzen, Zittau, Kamenz,Görlitz, Lauban) zerstört, findet sich schon 1607 als wüstes Schloß verzeichnet und wurde 1817 für 180 OrO Fl wieder von der Stadt Bensen erworben und seinerzeit hergestellt. Die Burg ist noch in einzelnen Teilen gut erhalten, namentlich die Ring mauern und Reste des Rundturms mit gewaltigem Eckpfeiler. — Bor hundert Fahren gab der Magistrat von Budissin un ter dem 29. Noo. 1824 bekannt, daß sich die hiesigen Feldbesitzer beim Rat der Stadt wiederholt darüber beschwert haben, daß ihre Wintersaaten durch die Schafherden sehr beschädigt würden. Be sonders seien bei schmalen Feldwegen bedeutend breite Streifen der Saaten abgehütet und der Boden total zertreten worden. Von Obrigkeitswegen wird alles Beschädigen der Saaten durch die Schafherden, ja schon das Treiben auf Feldwegen, an welchen sich besäte Felder befinden, aufs Strengste verboten. Im Übertretungs falle sind zwei Taler und zwölf Groschen Strafe sowie die Kosten des verursachten Schadens und des Strafverfahrens zu bezahlen. — Dieselbe Strafsumme hatte der Magistrat zu Budissin am 3. September 1824 ausgeworfen und allen den Einwohnern an gekündigt, welche ihre Schöpse oder Schafe länger als bis Sonnen untergang auf Stoppelfeldern oder anderen Hutungsplätzen wei- den lassen. Wer später als eine Viertelstunde nach Sonnenunter, gang die Stadttore passiert, verfällt jedesmal der Strafe. Den Torwachen waren besondere Befehle zugestellt worden, hierüber genaue Aufsicht zu führen und Anzeige sofort zu erstatten. Wittichenau. Nikolaus-Kränze l. Seit altersher gibt es in Wittichenau zum Nikolaustage (6. Dezember) ein besonderes Festgebäck, die sogenannten „Nikolaus-Kränzel". Jeder Bäcker fabriziert zu diesem Tage „Kränzel" in verschiedener Größe zum Preise von 10 Pfg. (früher schon für'n Dreier) das Stück auf wärts. In gewöhnlicher glatter runder Form, als auch wie Zopf- semmeln sauber geflochten, mit Zucker und kleinen Rosinen be streut oder nur mit Zuckerglasur bestrichen, sind sie in den Schau fenstern ausgestellt. Das geflochtene Erzeugnis des wohllöblichen Bäckerhandwerkes soll viel Ähnlichkeit haben mit dem einfachen Brautkränze der Landbevölkerung in früherer Zeit. Nicht ohne weiteres ersichtlich sind ihre Beziehungen zum Nikolaustag. Sie bilden jetzt nur noch ein beliebtes Festgebäck bei unseren Kleinen. Am Vorabend des Festes vor dem Schlafengehen decken die Kin- der in der Wohnstube ihrer Ellern, Großeltern sowie kinderlosen Anverwandten auf, d. h. jedes legt ein weißes Tuch auf den Tisch, stellt einen Teller darauf, damit St. Nikolaus des Nachts seine