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spuren. Im ersten vorchristlichen Jahrtausend, als das Eisen schon bekannt war, ziehen sich die Siedlungen wieder tiefer nach der Neiße zu. Und aus der germanischen Sied lungszeit nach Christus hab n wir überhaupt nur eine einzige Fundstelle, die auf Dauerwohnung gedeutet werden könnte: Das Gräberfeld bei Jauernick. Doch muß dieses aus scheiden, weil auf ihm so zahlreiche Männergräber gefunden wurden, daß man berechtigt ist anzunehmen, hier liegen die Opfer einer Schlacht, von den Überlebenden im einsamen Walde begraben. Eine dauernde Besiedlung der Hochfläche östlich der Landeskrone in vorgeschichtlicher Zeit, wie sie für ein Gefilde unbedingt notwendig ist, kann nickt nachge wiesen werden. Doch können vielleicht noch Funde im Boden ruhen. Sie entziehen sich unserer Kenntnis, wir können daher auch nicht.mit ihnen rechnen. Was nun die Bodenfunde auf der Landeskrone selbst an geht, so ist darüber trotz vielfacher Grabungen fast nichts veröffentlicht. Nur ganz sporadisch spricht Feyerabend in den OverlausitzerIahresheften davon. Er nennt den Gipfel wall einen vorslavischen, was bezüglich der Zeit seiner Ent stehung stimmen dürste. Er wird natürlich auch in slavischer und frühdeutscher Zeit ebenso zur Anlage von Holzburg bauten benutzt worden sein, wie in mittelalterlicher Zeit zur Anlage einer Steinburg. Der gegen Pfaffendorf und Kunner witz zu liegende halbkreisförmige Wall ist nach Feyerabend eine slavische Anlage Wenn auch mehrfach von slavischen Scherben gesprochen wird, und II S. 180 auch die „slavische Wellenlinie" genannt wird, die nach neueren Forschungen sowohl auf slavischen, wie deutschen und keltischen Gefäßen auftritt, so konnte mir doch im Museum Görlitz nicht ein einziger Scherbe gezeigt werden, der frühslavisch genannt werden könnte. Die von mir (mangels Veröffentlichungen) eingesehenen Scherben waren mittel- oder spätslavisch. Es fehlten die für eine frühslavische Besiedlung um 800—900 unbedingt nötigen Bodenfunde für eine Gauburg Besunz. Wenn nun aberThietmar schreibt(VIII c. 19): „... Othel- rich nämlich griff eine große, Businc genannte Stadt (urbch an und nahm in ihr nicht weniger als 1000 Männer, unge rechnet die Weiber und Kinder, gefangen, zündete sie an und kehrte als Sieger heim" ..., so müssen wir die obige Frage wiederholen: 1. Wo lebten diese auf etwa 4000 Köpfe zu schätzenden Mens tenmassen? 2. Wo hatten sie ihre Vorräte, ihr Vieh, ihre Wohnungen? 3. Gewährt ein Burgwall wie der Doppelwall der Landes krone überhaupt soviel Einwohnern Raum? Iecht sagt wörtlich: „Die 1000 Mann betragende Besatzung nebst Weibern und Kindern mußte sick gefangen geben; dabei wurde der hölzerne Oberbau der Befestigungs anlagen abgebrannt." Er nimmt also im Ernst an, daß sich auf der Landeskrone diese Menschenmassen in einer Burg befanden. Das aber ist völlig unmöglich. 4. „Für Biesnitz, insbesondere Kleinbiesnitz, stimmt nun aber auch Thietmars Beifügung zu Businc quuectam urbs mnZnu ..." schreibt Iecht. Nun ist es nur zu verwundern, daß diese Stadt oder um mit Iecht zu sprechen Fliehburg nicht dem ganzen Lande Bautzen, dem Gau Milska auch ihren Namen gegeben hat. Denn sie ist demnach ja viel, viel größer und bedeu tender als selbst Bautzen in damaliger Zeit. Wir können uns aber die einstigen Siedlungsplätze nicht klein genug vorstellen; wenn Iecht recht hätte, so wäre es ein schwerer Fehler der deutschen Eroberer gewesen, daß sie sich im X. Jahrhundert in Budusin festsetzten und nicht auf und an der Landeskrone. Der artige Menschenansammlungen kamen damals aller- höchstens an der Saale schon vor oder bestanden in Süddeutschland und den vom Nordsüdhandel getrof fenen Gebieten Mährens, Ungarns, Kärntens. Wenn eine solche Hypothese aufgestellt wird, so muß ge fordert werden, daß sie auch in ihren Auswirkungen nüchtern geprüft wird. Die heutigen Kenntnisse über die vorgeschicht lichen Siedlungsoerhältnisse sprechen durchaus gegen die Annahme einer derartigen Zusammenballung von so enormen Menschenmassen Die Hauptgrundlage Iechts für seine Annahme bildet die strategische Lage des damaligen Krieges und die philo logische Gleichsetzung verschiedener Namensformen, unter denen der Ortsname Businc einen Angelpunkt darstellt, denn er vermittelt zwischen Namensformen, die durch die gewiß nicht geringe Zeitspanne von etwa 400 Jahren ge schieden sind. Ueber die damalige strategische Lage der Heere Erörterungen anzustellen, ist zwar sehr interessant und die Iechtsche Art, den Plänen nachzuspürcn, die damals den kriegerischen Operationen zu Grunde lagen, ist geradezu bestrickend, aber auch R. Iecht wird zugeben müssen, daß unsere Kenntnis der Stellung der damaligen Gefechts einheiten durchaus lückenhaft ist, es fehlen uns genaue Feld zugserinnerungen, wie für die Kriege der Antike vorhanden. Damit aber müssen wir uns bescheiden. Ist es schon dem Heerführer schwer, aus den einlaufenden Meldungen sich ein Bild der gegnerischen Stellung zu zeich nen, wieviel schwerer mutz dies uns werden bei der Lücken haftigkeit unserer Überlieferung. So fesselnd die Ausfüh rungen Iechts sind, so kommt ihrem strategischen Teile doch keine zwingende historische Beweiskraft zu. Die philologischen Beweise Iechts habe ich mehrfach Fach männern oorgelegt: Ihre Meinungen widersprechen sich. Ich verzichte daher auf eine Entgegnung in dieser Hinsicht. Nur eines möchte ich zu erklären versuchen: Iecht wundert sich, daß die Landeskrone keinen wendischen Namen hat und nimmt an, daß die Namensformen Besunz, Businc, Bisencz und Biesenitz auch Bergname waren. Wie kann ein Berg einen wendischen Namen aber führen, wenn dort keine Wenden dauernd wohnten? Gewiß ist die Landeskrone ein auffallender Berg. Aber warum hat der Löbauer Berg keinen wendischen Namen, der doch dicht am wendischen Siedlungsgebiet liegt? Gewiß, er kann verklungen sein. Aber Valtenberg und Hochstein mit ihren Steinwällen? Der Klosterberg? Mehr anzusühren erübrigt sich. Ein Schluß e silenlio ist in diesem Falle n cht angebracht. Aber angenommen, all das bisher Vorgeiragene hielt vor der Kritik nicht stand, würde nicht gelten gelassen. Da schreibt aber Thietmar (VIII c.57): Unterdessen umzingelten die mährischen Krieger des Bolizlav (Polen herzog) listig eine Schar Baiern, die nicht auf ihrer Hut war, sie erschlugen diese und rächten so in nicht geringem Maße den ihnen von denselben früher zugefügten Verlust (äump- num) ..." Welcher frühere Verlust, den gerade die mähri schen Krieger rächen? Baiern haben ihn verursacht? Man schlägt nach, im Register kommt an dieser Stelle zum ersten Male bei Thietmar das Wort Marareuses, Mährer, vor. Welcher Verlust könnte gemeint sein? Wenn Thietmar so schreibt, so ist doch anzunehmen, daß er diesen Verlust in seinem Werke bereits gemeldet hat und er dem Leser bekannt ist. Aber nichts weist vor VUI c. 57 auf die