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-Nr. Sö Gberlauflßev Hslmatzettung 281 lich in der Gegend von Klix ist nach meinen Feststellungen der Grund sür die rasche Abnahme der Störche auch mit darin zu suchen, daß hier sehr viele Störche abgeschossen wurden und auch siir die Zerstörung eines Storchnestes eine Belohnung von 3 Mk. ausgezahlt wurde. Tatsächlich fand sich auch ein Gutsbesitzer, der für dieses Geld das auf seiner Scheune befindliche Nest herabwarfl Glücklicherweise stehen solche Fälle vereinzelt da, im übrigen wird unser Storch von allen geschützt und man nimmt die kleinen Unannehmlich keiten, die die Störche verursachen, gern mit in Kauf. An dieser Stelle ist es vielleicht angebracht, einmal kurz auf die Nahrung unseres Storches einzugehen. Ich will ver suchen, hier einmal ganz unparteiisch zu sein und die Sache nicht vom Standpunkte des übereifrigen Bogelschlltzlers aus anzusehen, sondern rein sachlich. Bereits der ungarische Ornithologe Schenk hat darauf hingewiesen, daß auch hier in der Lebensweise des Storches Veränderungen heroorgerufen worden sind. Er ist heutzutage talsächlich nicht mehr der Bogel, der er im Urzustände war, sondern zu einem Bogel der Kultursteppe geworden. Die einstigen wasserreichen Gebiete sind verschwunden, mit ihnen die Fische, Frösche und Wasserinsekien, wodurch die frühere Zwangsnahrung zur ständigen und hauptsächlichsten Nah rung wurde. Diese Zwangsveränderung konnte um so leichter vor sich gehen, da sich ja die Störche wahrscheinlich auch in ihren Winterquartieren zum größten Teil von Insekten er nähren. Tatsächlich ist der Nutzen des Storches für die Land wirtschaft nicht unbedeutend. So enthielten 26 von Dr.Rörig untersuchte Exemplare zum größten Teil Feldmäuse, auch ergaben andere Magen- und Gewölluntersuchungen ein Re sultat, das die Bedeutung des Storches für die Landwirtschaft in glänzender Weise heroorhob, so daß der dauernde ein seitige Kampf, den Iagdkreise wegen des Schadens, den er der Niederjagd zufügt, führen, recht kleinlich erscheint. Und ist denn dieser Schaden wirklich so groß. Wir dürfen nicht vergessen, daß von der Seite aus, die vollkommen von dem Schaden des Storches überzeugt ist, natürlich alle gegen den Storch sprechenden Fälle aufgebauscht und oft verallgemeinert iverden. Bei den oorgenommenen Magen- und Gewöll untersuchungen fand man tatsächlich nur in den seltensten Fällen Reste von Iunghasen und Rebhühnern. Nach meinen Beobachtungen nimmt der Storch auch Aas an und wir können vermuten, daß es sich vielleicht bei einem Teile dieser Tiere um eingegangene Exemplare handelt. Auch Fische frißt der Storch nur manchmal, wie die Magen- und Gewöll untersuchungen klar beweisen; auch ich fand in den von mir untersuchten Gewöllen nur in 2 Fällen Fischreste. Auch auf diesem Gebiete ist der Schaden des Storches sehr gering. Übrigens sollten wir nicht vergessen, daß vom national ökonomischen Standpunkte aus die Landwirtschaft an aller erster Stelle steht, und es ist wirklich eine Schande, den Storch wegen seiner Schädlichkeit für Jagd und Fischerei in dieser rücksichtslosen Weise zu verfolgen, zumal wenn wir uns vor Augen halten, daß sein Nutzen für die Landwirt schaft den Schaden, den er anrichtet, bedeutend überwiegt. Ein weiterer Grund der Abnahme ist nach Thienemann darin zu suchen, daß der Tod eines Teiles der in Afrika aufgesundenen beringten Störche aus den Genuß vergifteter Heuschrecken zurückzusühren sei, und tatsächlich ist die Ge fahr, die unsere Störche in den Winterqartieren bedroht, durchaus nicht zu unterschätzen. Wir wissen durch die Beringungsversuche, die in Däne- mark, von der Bogelwarte Rossitten und der Ungarischen Ornithologischen Zentrale vorgenommen worden sind, daß unsere deutschen, sowie auch die nordeuropäischen und die ungarischen Störche in gleicher, im allgemeinen südöstlicher Richtung abziehen. Der Zug verläuft zunächst in nordwest- südöstlicher Richtung durch Deutschland, geht dann durch Ungarn, Rumänien und über die Dardanellen nach Klein asien, von da über Palästina über die Sinai-Halbinsel nach Ägypten und dann nilaufwärts durch Ostafrika bis hinunter zur Kapkolonie. Hier beteiligen sich nun die Störche in großer Anzahl an der Bekämpfung der Heuschreckenplagen, so daß ihm dort seine Tätigkeit unter der Bevölkerung den Namen „Großer Heuschreckenoogel" — 6reu1 locust birci — eingetragen hat. Trotzdem scheint diese natürliche Bekämpsungsweise noch nicht zu genügen, man sucht die Heuschrecken noch mit Arsenikpräparaten zu vernichten. Solchen vergifteten Heu schrecken fallen nun unsere Störche massenhaft zum Opfer. Tatsächlich ist der Berlust, den unser Storchbestand dadurch erleidet, nicht zu unterschätzen, andererseits möchte ich aber betonen, daß man diese Bekämpsungsweise der Heuschrecken plagen mit Arsenik erst seit ungefähr 20 Jahren eingeführt hat, während auch schon vorher eine stetige Abnahme der Störche zu bemerken war. Deshalb glaube ich, daß wir auch hierin nicht den eigentlichen Grund der Abnahme zu sehen haben. (Fortsetzung folgt.) Zur Geschichte der Sperlinge A. Klengel-Meißen „Lurio8u 8uxonics", eine alte Dresdener Halbmonats* schrift, veröffentlichte im Dezember 1738 folgenden Aufsatz: „Von einem Dorffe in Oberlausitz, wo keine Sperlinge befindlich Unweit Budißin liegt ein gewisses Dorf, mit Namen Sorah *), welches nach Wilthen eingepfarrt ist, von dem selben erzehlen die Inwohner und ihre Nachbarn, daß die Sperlinge, welche sonst derer Dorf-Leuthe ungebetene Kost gänger zu seyn pflegen, so bald das Getreide auf dem Felde zu reissen beginnet, »der wenn es auch bereits in die Scheu nen gebracht, wenn es ausgedroschen und auf denen Schütt- Böden verwahret wird, in besagten Sorah sich gantz nicht blicken lassen, und man selbige allda so wenig finde, als man in Engelland Wölffe antreffen soll: ja, wenn sich einer un- gefehr von ihnen verirre, und dahin käme, so könne er doch nicht bleiben, sondern müßte bald wieder fort; noch weniger unterstünden sie sich daselbst zu Hecken. Die Ursache dessen wollen sie einer magischen und übernatürlichen Ursache zu schreiben, und geben vor: eine gewisse Bande Zigeuner wäre einsmahls in diesem Dorffe gewesen, da ihnen die Einwoh ner alle Liebe erzeiget, deswegen hätten jene die leichtfertigen und gefräßigen Vögel, die Sperlinge, statt eines Wiedergelts oder zur Dankbarkeit, durch ihre beywohnende Künste aus dem gantzen Revier des Dorfes verwiesen, und gleichsam in Bann gethan. Und eben diese Erzehlung, der die Iahrzahl fehlet, wie allen andern Mährgen, wird dem geneigten Leser vielleicht den Zweifel der gantzen Sache noch grösser machen: ich selber Kan für die Gewißheit der Sache die Gewähre nicht leisten, zumahl man heute zu Tage in Physikalischen Dingen einen Beweib fordert, der mehr gegründet seyn muß. In zwischen erinnert mich dieses Vorgeben einer Erzehlung Herrn M. Senfs, der in seiner Stolpischen Kirchen- und Refor mations-Historie unter andern von Herrn Superint. Gräsern