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Leseftllchte und Bausteine — Eine Fata Morgan«. Der „Sudetendeutschen Tages» zeitung" in Tetschen schreibt ein Leser: Eine herrliche Luftspiege lung konnte am Sonntag, den 5. Oktober, vor und nach Sonnen untergang in der Dauer von dreiviertel Stunden beobachtet wer- den. Während zwischen der Schwarzkoppe (1039 Meter) einer- seits und dem Hohen Bogen (1072 Meter) andererseits ein größerer Halbbogen freien Himmels über dem Horizonte sichtbar war, lagerte über dem Beschauer, von Süden nach Norden geschichtet, tiefliegendes Gewölk im herrlichsten Abendrot. An dem freien Westhimmel sah man plötzlich, bald stärker, bald schwächer, herr liche Landschaftsbilder auftauchen und vorüberziehen: blauester Himmel, Meeresgestade mit vorgelagerten Inseln, darauf Häuser und Bäume; Landstriche, mitten im Walde ein einstöckiges Land haus, ein sich schlängelnder Fluß; welliges Hügelland; Straße, Alleen (sehr deutlich die einzelnen Bäume sichtbar); Eisenbahn damm, Zug mit Rauchentwicklung. Mehrmals tauchten auch fern im Hintergründe Mittelgebirgslandschaften auf, wo die ein gelagerten Siedlungen (Dörfer und Städte) ganz deutlich sichtbar wurden. Zuletzt konnte man wieder Meer mit Küste, Inseln, mehr einsamen Landschaftscharakters beobachten. Die zahlreichen Augenzeugen dieses gewiß nicht alltäglichen Naturwunders be grüßten immer wieder laut die neuauftauchenden, wunderschönen Landschastsbilder einer fernen, unbekannten Gegend im Westen. Im verblassenden Abendrot entschwanden auch dem Auge des Beschauers immer mehr die Bilder dieser atmosphärischen Er scheinung. Aller Wahrscheinlichkeit nach dürfte es sich um Land schaften Belgiens, Hollands, wenn nicht Nordenglands handeln. Pirna, 1 l. Oktober. Zu einemKampfmitDachsen kamen unvermutet einige junge Burschen, die von Cunnersdorf kommend nach der Stadt gingen. Hinter den ersten Häusern wurden sie plötzlich von zwei ausgewachsenen Dachsen angegriffen und konnten sich ihrer nur mit Steinwürfen erwehren. Den zwei Burschen gelang es schließlich, ein Tier nach hartem Kampfe zu erschlagen; es war ein Weibchen im Gewicht von 35 Pfund und einer Länge von 70 Zentimetern. — Aberglauben im 20. Jahrhundert. In Freital bei Dresden wurde 1924 die Frau eines Wirtschaftsbesitzers von einer Gutspächtersfrau beschuldigt, sie hätte ihr die Butter verhext I Tatsache war, daß die mit Buttern beauftragte landwirtschaftliche Arbeiterin einige Stunden zum Fenster hinausgesehen, somit kein Butterfaß angerührt und demnach auch keinerlei Butter erzeugt haben konnte. Weiterhin wurde dann die Frau beschuldigt, sie hätte das Vieh verhext. Wieder kam es zu unglaublichen Klatschereien. Schließlich wurde von weit her ein Hexenmeister herbeigeholt, der den üblichen Hokuspokus machte und der bei den Tieren und deren Futtertrögen je ein, an den Eingangstüren je drei Kreuze machte, die der Schweizer erst nach drei weiteren Tagen entfernen durste. Und so laufen denn seit Monaten die denkbar tollsten Hexengeschichten umher. Lauban. Ein hiesiger Hundebesitzer verkaufte vor einigen Tagen einen deutschen Schäferhund nach einem Landorte des Kreises Hoyerswerda. Er hatte dabei die Rechnung ohne seinen treuen Hund gemacht, der eines Tages abgehetzt, hungrig und durstig zurückkehrte und selbst bei einem zweiten Fortschaffen mit durchbissenem Anbindestricke wieder zu seinem alten Herrn heim fand. Der Handel wurde darauf rückgängig gemacht. — Welch interessante Ergebnisse die genaue Beobachtung unserer Heideleiche haben kann, zeigt nachstehende Notiz über die Bogelwelt auf dem Kunitzer See bei Liegnitz: Wohl sind der Schlawasee und der Wahlen bei Kohlfurt erheblich größer als der Kunitzer See; aber alle beide sind sie nicht von so viel Wasserwild belebt wie der letztere. Die nach Zehntausenden zählende Möwen kolonie des See-Eilandes von Kunitz ist zwar schon längst nach dem fernen Süden abgeslogen, aber damit ist der See keineswegs vereinsamt. Zunächst waren allerdings nur die Haubentaucher da, die weit später nach dem Süden ziehen als die Kunitzer Möwe. Aber je mehr sich der Herbst entwickelt, desto lebhafter wird es dann auf der 97 Hektar großen Wasserfläche. Wer an den präch tigen Tagen am Anfang letzter Woche (10. Oktober) an dem von strahlender Sonne überflmeten See weilte, konnte eindrucksvolle, malerische Bilder sehen. Bis dicht an den Dorsstrand heran schwammen große Ketten von Wasserhühnern, jede nach Hunderten zählend. Sie ließen die Dorfgänse, die sippenweise ein Stück auf den See hinauszurudern pflegen, bis dicht an sie herankommen. Winkte ihnen ein Dorsjunge gar zu energisch zu, dann erhoben sich diese Ketten aus dem Wasser und purrten ein Stück seewärts. Dabei hörte man ein Geräusch, als wenn ein sehr starkes Reb- huhnoolk aussteigt. Diese Wasserhühner (Bläßhühner), die im Sommer paarweise über den See verstreut sind, sammeln sich jetzt zu starken Völkern, um nun bald nach Süden abzustreichen. Nicht weit von diesen fast schwarz aussehenden Wasserhühnern tummeln sich in kleinen Gruppen der große Haubentaucher und vereinzelte Exemplare einer kleineren Taucherart. Weit draußen aber, wo sich die sogenannte Wildentenbucht in den See öffnet und eine neue Insel im Werden begriffen ist, sah man unzählige dunkle Pünktchen auf dem in der Sonne glitzernden Wasser. Dies waren Tausende von Wildenten. Sie sind sehr scheu und bleiben dem Dorfstrande stets fern. Die Zahl der Wildenten wird sich in den kommenden Monaten noch um Tausende vermehren und ist kaum abzuschätzen. Wenn Dorfbewohner sie im Winter auf 20 bis 30000 angeben, so ist das vielleicht zu hoch gegriffen. Bei den Möwen ist diese Feststellung durch die Eierablese leichter. Zu den Wildenten gesellen sich im tiefen Winter von Norden her noch die Wildgänse, von den Landwirten der Umgegend, deren Felder sie besuchen, mit sehr scheelen Augen gesehen. Bor etwa acht Tagen war auf dem Kunitzer See einige Tage lang auch ein Schwarm großer weißer Möwen zu Gast, die nicht zur Art der Kunitzer Möwen gehören. Im Winter pflegt für kurze Zeit auch eine kleine stahlblaue Möwe zu kommen, die ein erstklassiger Flugkünstler ist. Neben vielen anderen Arten kommt dann auch der stattliche und eigenartige Gänsesäger. Lübben, 15. Oktober. Er fühlt sich noch heimisch. Ein Storch, dem es anscheinend in Lübben gut gefällt und der seine Abreise nach dem Süden aus diesem Grunde einstweilen noch ausgeschoben hat, hält sich gegenwärtig in Trüschels Sied- lung bei Herrn Netzet hier auf. Er promeniert am Tage bei dem schönen Wetter gern im Garten und sucht sich auf den Wiesen seine Nahrung, nimmt aber auch gern das ihm gereichte Futter und übernachtet im Ziegenstall. Cottbus. In der Nacht vom 13. zum 14. Oktober wurden hier die ersten Scharen Wildgänse wahrgenommen. Sie zogen mit großem Geschrei in den Sprecwald. Diese Gänse werden als Vorboten des ersten Frostes angesehen. Im hohen Norden, ihrer Heimat, muß der Winter Einzug gehalten haben, da sie sich nach südlicheren Wafferlandschasten begaben. Eckartsberg bei Zittau. Von einem Rehbock an gefallen wurde am Sonntag, 12. Oktober, früh in dersiebenten Stunde der 13jährige Schüler Gustav Gulisch von der Löbauer Straße. Als der Knabe, der mit noch anderen Schülern einen Ausflug nach den Hartauer Teichen unternehmen wollte, am Waldessaume des Hasenberges entlang ging, kam plötzlich aus dem Gebüsch ein Rehbock auf ihn zugesprungen. Der Kleine wehrte sich mit dem Stocke. Das Tier ließ aber nicht von ihm ab. Nur dem Umstande, daß der Knabe schnell auf die Straße fliehen konnte, ist cs zu danken, daß größeres Unheil verhütet wurde. Liegnitz, 13. Oktober. Urnenfunde beim Bau der Umgehungsbahn. Urnensunde sind in der Liegnitzer Um gebung keine Seltenheit; sie sind vereinzelt schon auf Feldern und Gärten bei Grabungen gemacht worden. In den letzten Tagen sind jedoch Massenfünde gemacht worden und zwar beim Bau der Umgehungsbahn in der Nähe von Großbeckern. Der hiesige Altertumsverein, dem der Fund gemeldet wurde, hat sich mit der Hebung dieser Schätze befaßt. Am Sonntag waren eine Anzahl Herren mit diesen Arbeiten beschäftigt. Die Ausgrabungen selbst waren interessant und zeigten, mit welcher Geschicklichkeit solche Arbeiten verrichtet werden müssen. Die Urnen wurden in Men gen von 15—20 Stück, eng aneinander gereiht, freigelegt. Ein-