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von Wehlen und mit Georg Abraham Freiherrn von Czettritz vermählt. Ihr Gatte scheint in den Kämpfen mit den Türken ge fallen zu sein (22. Juli 1736 bei Krotzka). In den Kindersärgen könnten beerdigt sein: 1. Adolph Friedrich, der Sohn Heinrich Albrechts v. Wehlen, ungefähr 5 Wochen alt. 2. Eine Tochter der Henriette Helene Czettritz (geboren 26. November 1717, gestorben 24. Januar 1718). Der eine der Kindersärge ist mit Pech verschmiert. Ist das Kind an einer ansteckenden Krankheit gestorben? Die Notiz des Pastors Dehmel, daß die Gruft 1658 angelegt und George vonRückhardt als Erster darin beigesetzt worden sei, wird richtig sein. Es taucht nun die Frage auf, wo sich die Ruhe stätte der Familie Temritz befunden hat. Es sind noch sieben Grabsteine dieser Familie in der Turmhalle vorhanden. Da gibt das Altertümerwerk von Schultz einen Fingerzeig. Schultz war 1759 in Diehsa und auf seiner Zeichnung ist an der Stelle, wo heule der Turm steht, ein Anbau zu sehen. In den Notizen zu den gleichzeitig gezeichneten Grabsteinen bemerkt er: In der Halle. Aus der Halle. Die Grabsteine haben also schon dort gestanden, wo sie heute stehen, sicher aber in anderer Anord nung. Es ist wohl möglich, daß sich unter dem heutigen Turm die alte Grabstätte der Gülsherrschaft befunden hat. Die Trauerfah nen, die Schultz noch vorgesunden und gezeichnet hat, sind ver schwunden. Die noch erhaltenen Grabsteine sind vor Wind und Wetter gut geschützt. Leider führt die Treppe an ihnen vorbei, so daß die Steine zum Teil verdeckt sind und die Gefahr der Beschä digung vorhanden ist. Hoffentlich wird die Treppe bald umgebaut. Es befindet sich in der Kirche noch eine hölzerne Heiligenfigur. Über diese soll später berichtet werden. Die Arbeiten haben bis jetzt zu keinem Ergebnis geführt. Quellen: Handschriftliche: Dehmel. Chronik von Diehsa. Kirchenbücher von Diehsa. Schultz, Alicrtiimerwerk (Bibliothek der Gesellschaft der Wissenschaften, Görlitz). Gedruckte: von Boelticher, Adelsqeschichte. Heimatglocken des Kreises Rothenburg (Lausitz). 1924 Nr. 2. Ein Paradies für Wanderer und Sportleute! or unfern durstigen Augen gleißen in blendendem Silber und Gold und von reinen, blauen Schatten unterbrochen, die schweren Rücken des Riesengebirges. Es ist um die Osterzeit, wo der Sportsmann dort oben eine ganz andere Welt erleben kann, vielleicht schöner als im strengen Winter. Zwar hat auch der Januar, wenn der Schneesturm rast, für einen ganzen Kerl seine Freude, aber um Ostern bei glühendem Früh- lingssonnenglanz am steilen Hang im rauschenden durchgetauten Firnschnee zu schlämmen, Herr jeder Sehne — ein Gott, wer das erleben darf! Mit geschulterten, leichten Brettern arbeiten wir uns durch das ganz für Sommerfrischler und „Skihaserln" zurechtgemachte Krummhübel hinauf in den Hochwald bis zur Schneegrenze, denn unten liegt alles schon in Grau und Braun und mutet uns, die wir nach den reinen Gefilden des Schnees streben, geradezu schmutzig an. Es wird dunkler, doch der Mond macht uns den Anstieg zur reinen Freude, mögen der Rucksack mit Malausrüstüng und „Strahlenfalle" und die Bretter noch so sehr drücken. Die sind dann bald an unfern Sohlen, und langsam, aber gleichmäßig ziehen die Skier mit uns höher und höher. Der kleine Teich liegt, vom Mondsilberglanz übergossen, mit seinen grotesken Wänden in märchenhaftem Schweigen vor uns, bis sich durch die Mulde eine Windwolke herunterwälzt und uns aus unserm Traume weckt, in dieser Beleuchtung und Komposition wahrhaftig ein Stück Alpenwett vor uns hinzaubernd. Wir schneiden nun über die weiße Fläche des Teiches, von dem man nicht weiß, wo er beginnt und wo er aufhört, und arbeiten uns in alter bewährter Bergauftechnik mühelos in langen Ser pentinen an der Wand zum Koppenplan hinauf. Gerade dieses kraftsparende, besonnene, berechnete Bergaufgehen auf Skiern hat mancher sonst tüchtige Fahrer vernachlässigt. Der Mond wird kecker. Er lockt uns durch knorrige „Latschen", die wir über- klettern müssen, wenn sie nicht besser zu umgehen sind, bis die Bahn eben und glatt wird und wir auf einer Ebene mühelos vorwärts rauschen. Da packt uns auch schon der Kammwind und bestimmt uns, Sturmhaube und Handschuh bereit zu machen: denn man kann selbst im April und Mai hier oben plötzlich Schneestürme von strengster Sorte erleben und tut gut, sich auch Ostern mit warmen Sachen zu versehen. Aber es war nur der launische April, der uns ein nächtliches Schnippchen schlagen wollte. „Auf weiter Fläche kein Bühl, kein Haus." Nur eine graue Wand überragt die weiße Ebene im Osten, die Schneekoppe. Da verdunkelt der Mond hinterWolken- schwaden, die sich über uns lagern und uns hämisch erinnern, uns genau über die Richtung zu orientieren. Wir hatten die allzu bekannten Markierungsstangen nicht benutzt und hätten vielleicht, wie schon mancher Unvorsichtige, auf den gefährlichen Mächten des Aupa- und Riesengrundes oder der noch gefährlicheren Blau hölle gestanden und mit der sportlichen Übung eines zweihundert Meter freien Falles unser zeitliches Leben abgeschlossen, wenn uns nicht der Kompaß im Nebel energisch nach Süden gedrückt hätte. So standen wir nach einem unbedeutenden Bogen und einem viertelstündigen leichten Anstieg bei der „Kapelle" aus dem Rücken zwischen Brunnberg und Hochwiesenberg. Jetzt war auch der silberne Schelm da oben wieder da. Der Koppenplan dehnte sich hinter uns, so hell und rein, daß die Talwand zum kleinen Teich die Fläche jetzt ganz drüben in einer rissigen Ecke unterbrach. Dahinter stand die schwarze Nacht über dem Schlesierland, das ganz dumpf heraufdämmerte. Und nahe zu unfern Füßen glotzte die Wiesenbaude, aus der noch ein Licht blinzelte. Sonst störte nichts die reine große Nacht. Doch weiter! Das Paradies, in welches ich euch führen will, kommt erst. Brrr! jetzt heißt's abfahren! Au! Der Nachtfrost hat aus dem Firn den hinterlistigen Bruchharsch gemacht, jene widerspenstige Schneesorte, durch die man wie durch Glas hin durchbricht und die Gewalt über die Bretter leicht verliert, weil ein Schwingen da säst ausgeschlossen ist und man nur in langen Serpentinen durch Umspringen oder durch die sonst für jeden „Fahrer" so verpönten Spitzkehren in eine andere Fahrtrichtung gelangen kann. Na, die Sache geht so mit Ach und Krach bis zur Bannwaldgrenze. Wir waren ja nur zwei, wir glücklichen Zwei, und hatten keine Verpflichtungen gegen Mops und Plumps wie auf dem Ubungshange. Hei! Wie Kitzbühler Gelände flitzte es nun an uns vorbei. Um Mitternacht war's und totenstill. Nur die Bretter prasselten und knirschten im Harsch. So wanden wir uns durch den losen Bannwald, und wie ein schlafender Dachs guckte endlich der graue Giebel des Skihofs gespenstig über die immer noch zwei Meter dicke Schneewehe, die ihn umklammerte. Wir sind da. Und euch, Sportteute und Riesengebirgswanderer, die ihr nicht nach modischem Plunder und stillosem Gasthausleben verlangt, sondern ein köstliches kleines Heim kennen lernen wollt, euch gelten meine weiteren Zeilen! Ein echter Freund der Berge hat sich unser schönes Riesengebirge ausgewählt, um in 1200 Meter Höhe am Südhange des Brunnberges auf böhmischem Gebiet eine Raststätte zu schaffen, die bisher im Riesengebirge einzig dasteht. Man ist auf das Angenehmste überrascht, was hier aus dem alten verfallenen Bauernhaus geworden ist. Uns umsängt das weitzgefugte schwarzbraune Balkengewucht einer behaglichen blitzsauberen Holzstube, uns grüßt der massige blaue Kachelofen, der eine gar gemütliche Hölle hat, wo ein kleiner Kreis müder Sportleute zusammenhocken kann. Ein schwerer Tisch in der Ecke, drüber ein Lalschenkranz mit Kerzen, dazwischen die bunte