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Nr. 15 Gberlausitzer Helmatzeriung M Lesefrüchle und Bausteine Bautzen. Heimatschutz auf dem Taucherfriedhof. Der Zweitälteste 1598 angelegte Teil unseres Tauchersriedhofes hat im Laufe dieses Jahres eine wesentliche Umwandlung er fahren. Das hinter der Frankschen Gruft (aus dem Jahre 1745) gelegene Gräberfeld ist eingeebnet und mit Wegen versehen worden und wird ausschließlich für Erbbegräbnisse und Familien gräber verwandt, die mit grünen Hecken zu umpflanzen sind. So hat hier als einer der ersten der unlängst verstorbene frühere Oberbürgermeister Kaeubler als Ehrenbürger der Stadt seine Ruhestätte gefunden. Bet der Anlage der Wege hat der Ziegel schutt vom Dach der Petrikirche vorteilhafte Verwendung finden können. Künstlerisch oder ortsgeschichtlich bedeut same Gräber sind selbstverständlich erhalten worden, so das bekannte Stoffregensche Grab mit seiner kleinen Blutbuche hinter der Frankschen Gruft aus den Tagen der Schlacht bei Bautzen 1813, das Grab des Komponisten Hering und das Denk mal des Obersten Johann Albrecht von Rogucki (gestorben 1755), des letzten seiner Familie, eine mächtige Sandsteinplatte mit reich verzierter Kartusche und kriegerischen Emblemen, mit dem von Roguckischen und von Polenzschen Wappen und einer ausführ lichen Inschrift. Einzelne wertvolle alte Denksteine finden auch ihre Aufstellung auf der sogen. Insel, die inmitten der Hecken gräber um die schöne alte Baumgruppe und den Brunnen herum gebildet wird, so die Denksteine zweier alter Totengräber, an Bahre, Spaten, Hacke und einer geflügelten Sanduhr erkennt lich, mit der bemerkenswerten Aufschrift: „Er begrub in seiner 22jährigen Dienstzeit 14387 Personen." Der älteste Denkstein unseres Friedhofs, das Denkmal des 1404 bei Bautzen erschla genen Bürgermeisters Martin Bischof von Bischofswerda, ein granitener achlseitiger Pyramidenstumpf, hat bereits an hervor ragender Stelle der mit Rotdorn bepflanzten Neuanlage Auf stellung gefunden. Das größte Verdienst um die würdige Neu gestaltung unseres 400 Jahre alten Tauchersriedhofes hat sich der rührige Vorsitzende des Friedhofsausschusses Herr Baumeister Leupold erworben. — Um die ältesten Teile des Friedhofs mit ihren mannigfachen wertvollen Denkmälern und Denksteinen den Bewohnern unserer Stadt vertraut zu machen, finden Füh rungen durch H. Pfarrer Große statt, die guten Anklang fanden. Noch in anderen Städten und Dörfern unserer Heimat geht man jetzt daran, alte Friedhofsteile aufzulassen. Es wäre sehr zu wünschen, wenn überall der Gedanke des Heimatschutzes auch auf den Friedhof ausgedehnt würde. Ist es schon ein großer Ubelstand, daß es schier unmöglich erscheint, die Hinterbliebenen von der Ausstellung billiger und fabrikmäßig hergestellter Grab steine, die meist einen entsetzlichen Tiefstand des Kunstgeschmacks darstellen, abzuhalten und sie dazu zu bewegen, ihren Toten würdige Gravmäler zu setzen, so wäre es geradezu ein unersetz licher Verlust, wenn bei Auflassung der Friedhöfe alte oder auch neue Werke der Denkmalskunst vernichtet würden. In Schir giswalde sollen bereits von dem staatlichen Amt für Denkmals pflege inventarisierte alte Grabsteine zerhackt worden sein, auf anderen Friedhöfen stehen prächtige Denkmäler schutzlos da, rohen Händen preisgegeben, die sie zerstören. In Zittau da gegen pflegt unser Dr. Reinhard Müller die zerfallenen Familien begräbnisse im Klostergarten und erneuert sie, in Ostritz will Herr Pf. Rücker bei der kommenden Friedhofsauflassung an der Etadtkirche eine Auswahl der zu erhaltenden Denkmäler nach künstlerischen und heimatlichen Gesichtspunkten treffen. Möge ihr Beispiel überall nachgeahmt werden! Reichenbach O.-L. Bei den Drainierungsarbeiten auf dem Felde des Bauerngutsbesttzers Richter, zwischen der Eisenbahn und der Paulsdorfer Chaussee, wurde ein vollständig guterhaltenes Skelett eines Pferdes, sowie eine ebenfalls gut erhaltene Wasser tonne aus Eichenholz ausgegraben. Jedenfalls rühren die Uber- reste von einem in dortiger Gegend abgehaltenen Biwak im Jahre 1813 her. — Ein langer Spätsommer und ein strenger Winter. Zwei Erscheinungen sind es, die im Vergleich mit früheren Jahren beides vorauskünden: Einmal der starke Behang der Haselnuß sträucher, die Drei-, Bier- und Fünflinge in buntem Durchein ander aufweisen. Zweitens das stühzeitige Eintreffen zahlreicher Eichhörnchen, die sich, scheinbar von Norden herkommend, auf einer Südwanderung befinden, die in Temperaturschwankungen ihren Grund hat. Vor einigen Jahren trafen im Spätsommer gerade in hiesiger Gegend so zahlreiche Eichhörnchen ein, daß sie als Schädlinge in den Obstgärten, deren Früchte sie annagten und abwarfen, angesprochen werden konnten. — Auch den starken Behang der Brombeersträucher kann man dafür anführen, des- gleichen gilt als Anzeichen für den strengen Winter, wenn das Heidekraut so wie in diesem Jahre stark blüht. Solche Witte- rungsvoraussagen sind Eifahrungsgut des Volkes, seit Ur geschlechtern her vom Vater auf den Sohn fortgeerbt. Es bleibt abzuwarten, ob diese Voraussagen eintreffen. Einzelbeobachtungen über solche Vorboten wolle man an H. Studienassessor Franz (Bautzen, Moltkcstr.) mitteilen. Grünewalde bei Kottbus, 16. August. Abschied der Störche. Zur Mittagszeit versammelien sich etwa 150 alte Störche und kreisten über unserm Storchnest und über dem Dorfe längere Zeit, bis sie dann in westlicher Richtung abzogen. Gegen Abend kehrte die bedeutend vergrößerte Schar wieder, um auch die drei jungen Störche abzuholen. Auf allen Dachfirsten saßen Störche unter lautem Geklapper, abschiednehmend von unserer Einwohnerschaft, die ihnen ein „Fröhliches Wiedersehen" mit auf den Weg gab. — Angaben über die Reisevorbereilungen unserer Störche sind der Schriftleitung sehr willkommen. Auch wäre es wünschenswert zu erfahren, ob noch in diesem Jahre irgendwo in der Lausitz ein „Storchengericht" stattgefunden hat, von dem der Volksmund erzählt, daß da alle reiseuntüchtigen Vögel von ihren Artgenossen mit den Schnäbeln erdolcht werden sollen. Jedenfalls erzählte mir ein Bauer aus Niedergurig mit voller Bestimmtheit, daß im Jahre 1923 im dortigen Storchnest 4 Junge erbrütet worden seien, als es sich aber herausstellte, daß in diesem Jahre die Frösche wenig Nachwuchs hatten, haben die alten Störche zwei ihrer Jungen getötet und über das Nest ge worfen. Jedenfalls führte der Bauer diesen Kindermord auf Nahrungssorgen der Eltern zurück. Möglich ist es aber, daß die Iungstörche von Raubvögeln geschlagen wurden und lot im Neste lagen, als die Alten zurückkehrten. Für Beobachtungen ähnlicher Art sind wir stets dankbar. Wohlau i. Schles., 15. August. Prähistorische Aus grabungen. Die Vergangenheit der Piastenstadt Wohlau reicht bis zum Beginn der Eisenzeit zurück (800—500 v. Ehr.). Die Besiedlung muß ziemlich stark gewesen sein. Das beweisen die in den letzten 2 Monaten erfolgten systematischen Ausgra bungen. Sie wurden teils für das Breslauer Altertumsmuseum, zum Teil für das städtische Museum Wohlau vorgenommen. Auf dem städtischen Grundstück an der Chaussee nach Klein» Ausker wurden auf einer Fläche von 160 Quadratmeter ins gesamt 88 Gräber ausgehoben. Diese Fläche ist der ganz geringe Teil eines sich hier weithin erstreckenden Urnengräberfeldes. Die Gräber liegen teilweise in 2 Etagen. Die oberste liegt zirka 60 Zentimeter tief, die untere, die ältere, ungefähr in einer Tiefe von 1,20 Meter. Der Inhalt der Gräber besteht je aus einer großen Urne, welche die Knochenreste des auf einem Scheiterhaufen verbrannten Leichnams enthalten. Eine rechteckig darum liegende Steinpackung umgibt größere und kleinere Beigefäße aus ge branntem Ton. Die wundervolle Form der verzierten, mitunter sogar bemalten Gefäße zeugt von hochentwickeltem Kunst- und Formensinn. Beigaben aus Bronze sind seltener gefunden worden. Bisher fand man 1 Halsring, 1 Armband, 1 Gewand nadel und 1 Anhänger. Beigaben aus Eisen fand man häufiger. Um den Hals mancher Urne waren oft große eiserne Ringe ge legt. Man fand ferner noch 1 Messer, 1 Beil und 1 eiserne Lanzenspitze. Durch genaue Messungen und Skizzen werden die Funde der Wissenschaft wertvolle Aufschlüsse bieten. Zittau. Die Kreuzotternplage ist dieses Jahr ganz besonders groß, und leider lassen es die meisten Besucher unserer Bergwäider fast durchweg an der selbstverständlichen Vorsicht