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geschossen worden, nämlich aus der Praeka, Iaromirzicze, Howorka und Trubaözka je 6 mal, aus dem Stück Rychlicze und anderem Geschütz täglich sehr oft. „Es sind auch viel grotzer Steine ins Schloß hineingeschleudert worden, daneben 1822 Fäßlein mit mancherlei Aas und andrer stinkenden Unreinigkeit samt 13Brandfäßlein. Und sind aus allen klein und großen Geschütz 10931 Schüsse nach dem Schloß Karl- stein geschehen." Soweit der Bericht. Die Belagerung des Karlsteins liegt zwar zwei Menschenalter später, als die der Kirschauer Burg, aber abgesehen von der neu hinzugekommenen Verwendung von Puloergeschützen werden die Veranstaltungen auf beiden Seiten zum früheren, wie späteren Zeitpunkt dieselben ge wesen sein und kann deshalb der Bericht über Karlstein sehr wohl zur Erklärung von Kirschauer Funden und Beobach tungen verwendet werden. Anhangsweise mag noch einiges über die Burg Karlstein und ihre Bauten mitgeteilt werden, was sich in dem Werke des Iesuitenpaters Äalbinus, Msceliemea tiistoriae reZni Lokemine (Vermischte Nachrichten über die Geschichte des Böhmenreichs), Prag 1679, im 1. Band, 11, S. 100 ff. findet und z. T. ebenfalls von Wichtigkeit für die Kenntnis der böhmischen und mit diesen in engen Beziehungen stehenden Lausitzer Burgen jener Zeit ist. Der Karlstein wurde von Karl IV. in den Jahren 1348 bis 1356 erbaut (also gerade, als unsre Burg Kirschau zer stört wurde) und sollte zweifellos die vornehmste, prächtigste und festeste Burg des ganzen böhmischen Reichs, die Königs burg schlechthin werden, entsprechend dem frommen, gelegent lich auch zur Mystik neigenden Sinne des Königs — trotz seiner im übrigen sehr nüchternen, realpolitischen Denkungs art — sollte sie aber zugleich einen heiligen Charakter tragen; vielleicht hat ihm die sagenhafte Gralsburg vorgeschwebt. Deshalb bestimmte er einerseits, daß hier die königlichen Kroninsignien aufbewahrt werden sollten, anderseits aber auch häufte er hier die kostbarsten Reliquien an, deren Auf zählung in einem Anhänge zu Hajeks böhmischer Chronik allein 6 Folioseiten füllt! (Es befinden sich darunter außer den üblichen Resten von Leichen der Heiligen, ihren Ge wändern und dergl. auch die wunderbarsten Dinge, wie z.B. „ein Stück von des Moses Stab, damit er das Meer geteilet, den Kindern Israel zugute", „ein sehr großer Kopf etwan von einem Lindwurm", „zween eiserne Nägel von der Arche Noa von sehr seltener Arbeit".) Die Heiligkeit des Orts wurde auch dadurch gekennzeichnet, daß keine Frau, auch des Königs Gemahlin nicht, auf der Burg über Nacht bleiben durfte, während das Betreten desselben bei Tage ehrsamen Weibs personen unverwehrt war. Zum Aufenthalt seiner Gemahlin und ihres Gefolges baute deshalb der König eine halbe Meile davon die kleinere und zierlichere Burg Karlik. Die Obhut über die Beste als Burggrafen führten die Herren von Kolowrat, deren Wappen deshalb über dem äußeren Tore, doch unter dem kaiserlichen Adler, prangte. Die Be wachung des Platzes sollte sehr gründlich und streng sein, zwei freie Mannen hatten Tag und Nacht auf dem Posten zu sein. Als der Burggraf einst einen der Wächter ertappte, wie er seinen Platz verlassen hatte, ließ er sogleich den Schars richter aus Prag kommen und dem Schuldigen am nächsten Tage das Haupt abschlagen. Die Burg lag auf hohem und steilem Felsen an der Beraun, südwestlich von Prag. Der Umfang betrug 628 Schritt. Man betrat sie durch ein doppeltes Tor. Das obere war ganz mit Eisen beschlagen. Die Hauptgebäude waren dreigeschossig, die Dicke ihrer Mauern betrug 12 Fuß. In ihnen befanden sich die beiden Kapellen des hl. Nikolaus und der hl. Katha rina. Letztere, die kleinere, war 13 Fuß lang, 8 Fuß breit. Beide waren mit den schon erwähnten Reliquien und andern Kostbarkeiten förmlich vollgepfropft. Der Hauptturm (Berg fried?) lag durch einen Graben von der übrigen Burg ge trennt und trug selbst wieder den Charakter einer Burg im kleinen. Uber den Graben führte zu ihm eine Zugbrücke, jenseits waren 2 Tore, das eine mit hölzernen Flügeln ge schlossen, das andere offen. Dann stieg man 12 Stufen hinaus zum Turm selbst, der wieder durch eine eisenverkleidete Doppelpforte zugänglich war. Er hatte eine Länge von 84 Fuß, eine Breite von 56Fuß und 5 Stockwerke; 155 Stufen führten zur Plattform empor. Im 3. Stockwerk befand sich eine Kapelle des Heiligen Kreuzes. Man kann sich daraus erklären, daß die königliche Be satzung im Jahre 1422 vom 28. Mai bis zum 11. November sich erfolgreich wehren konnte! Der Brunnen der Burg war 244 Fuß tief, 74 Fuß hoch stand das Wasser darin. Das dazugehörige Rad wurde durch zwei Leute bewegt, die zugehörige Kette bestand aus 1805 Gliedern (Ringen). Anmerkungen. ') Nach Meyers Konversationslexikon versteht man darunter aus Hiittcnapparaten durch das Gebläse oder den Luftzug heraus getriebene siaubsörmiae Erz- und Kohlenteilcheu, Asche und dergl. oder in Gas oder Dampfform entweichende Substanzen, die nach Verdichtung des Kondensierbaren ein gelbes, rötliches, seltener grün liches, zartes Pulver absetzen. 2) Volkskundlich merkwürdig ist die bei BalbinuS erhaltene Mitteilung, daß dieser Ziegenbock sein langes Leben dem Aberglauben verdankte, daß er ein Schutzmittel gegen die Pest darstcllte. (obidut vetulus quiäsrn bircus, quam pledsia persuumone velut uni- cum pestilontiss amuietum roliquorsnt, kunc prseksctus ludet oceicli etc ). Daß der Anführer der „Prager", d. h. Hussiten, ein Schneider gewesen sei, sieht allerdings schon nach sagenhafter Ausgestaltung der Geschichte aus. y Schrott bedeutet hier offenbar Balkenwerk, Gerüst; roh zu- gehauene oder geschnittene Holzstücke ist die Grundbedeutung des Worts. Die MOWWWiMWMM Dr. Frenzel VIII. Die Arbeiten haben im Juli ruhigen Fortgang genommen. Als neues Ergebnis wäre zu verzeichnen, daß im Hause 1 unter der Lehmschicht eine bis 1,40 m dicke schwarzgefärbte Slrate von Branderde und Steinen ruht, in der nur sehr wenig Funde und diese wiederum aus einer früheren Zeit lagerten. Es hat den Anschein, als ob diese Brandschicht eine alte Oberflächenabgleichung bei Erbauung des Hauses darstelle, um dieses bei der Neigung des Felsgrundes gegen Norden wagerecht zu erstellen. Das Auffüllungsmaterial scheint dabei von einer Stelle genommen worden zu sein, die Kultuischichten des 13. oder eines noch früheren Jahr hunderts enthielten. Vielleicht stammen die Ausschüttungs massen von der Knlturschicht eines vordeutschen Abschnitts walles her, denn die Scherben zeigen die charakteristische frühe Rand! ildung von Kamenz I (1200—1225), wobei der Tefäßrand nur eine leichte Ausbiegung besitzt und ohne Verdickung oder Wulst abschneidet. Die Scherbenzier be- steht in rohen Wellenlinien, die ost mehrfach auftreten oder durch engste Umlausspiralen begrenzt werden. Uber die