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riß er, und wieder antwortete ein Knopf, der auf den November 18 eingestellt war, einfach mit Arbeitseinstellung. Zum Überflüsse steckte jetzt auch noch Käthe ihren blonden Wuschelkopf zur Tür herein, ausgerechnet jetzt, wo der Vater eben einen Blitzableiter seines Zornes brauchte. Sofort hörte er mit seinen Bemühungen auf und begann das vormittägige Thema wieder. „Ond doas solch derr, Majdl, n Leffler Max heiroatst ond kenn annern. Bon Riegerbauer senn magch glei goar nischt wössn." „Voater?" Die blauen Augen des Mädchens füllten sich schon wieder mit Tränen. „Fang nö orscht oa zo noitschn! 's nutzt nischt. Dr Riegersuhn wiär mer dr Letzte." Aus des Mädchens Augen blitzte flüchtig ein loser Schelm. „Nu, ich koan ju bis zoletzt mien woartn," sagte sie halb trotzig, halb traurig. „Du oalbernes Ding, wöllst miech wu goar no zoan Noarrn hoan. Nu ös aber oall. Dr Leffler Max oder goar Kenner." Käthes Gesicht überzog die Röte der Erregung. O, sie war ihres Vaters Tochter. „Do koannst spiäter amol no Wunner der- labn. Hosts nö gsahn, doß dann sein Lodn öffn Kopp mit jedn Iuhr riter warn, 's wörd nö lange dauern, do koan a mit senn Loden d Struhdächer oazinn." „Quoatsch." „Ond stoatt Enklkinner wörst amol labendge Fliegenpilz öm dch römhoan." „Gottverdammich namo! Hörscht nu uf?" ,,'ch hoa ju groad orscht oagfang." „'n Max nömmst! Iech die der reiche Kratschnwört. Iech will kenn Hungerleider oas Schwiegersuhn hoan." In die Gaststube drüben polterten schwere Schritte herein. Stimmen klangen durcheinander. Die Gäste wollten bedient sein. Deshalb wandte sich Käthe schnell, um zu gehen, aber das letzte Wort wollte sie doch noch haben. „Ond iech nahm abn nö!" Damit war sie hinaus. Heiser krächzte der Kuckuck einmal. Drei Uhr also. Nun war es aber höchste Zeit. Auf dem Schießplätze, der gleich hinter dem Kretscham lag, sammelten sich die Schützen. Er hörte die Trommel rasseln. Und er mußte sich nun wieder mit dieser verdammten, grünen Joppe plagen. Ja, was nützte denn das Plagen, wenn die Knöpfe fehlten. Und die Käthe, die war nicht zum Annähen zu haben. Er wußte schon, die würde sich freuen, daß sie ihn jetzt im Stich lassen konnte, und vorschützen, die Gäste bedürften jetzt ihrer. Er verließ das Stüblein durch eine zweite Tür, die es ihm ermöglichte, nicht erst die Gaststube betreten zu müssen, und ging in die Küche zur Kochfrau. „Gebbert-Hanne, lull mer amo die zwee Knepp oaniähn! Aber a Stickt zorick. Iech breet d Jack nö zu." Hm, der war ja wie ausgewechselt. Die Frau meinte, sie könne ihm da schnell einen Brocken hinwerfen. „Nu ja, doas ös kee Wunner, wenn a eelötzger Moan an Goans flößt." Aber sie sagte weiter nichts, denn an dem Blicke, den ihr der Wirt zuwarf, merkte sie, daß das Gewitter noch lange nickt verzogen war. So schnell ging es ihr nun nicht von der Hand. Schon bis sie Nadel und Zwirn oben in der Wohnstube gefunden datte, verging eine geraume Weile. Gottfried saß währenddem in der Küche und schimpfte vor sich hin. „Ahles marches Luder." Als sie wiederkam, empfing er sie mit giftigem Gebrumme. „Nu herrje", sagte die Alte, „iech bien doch en Kratschn nö derrheem. Iech koan doch ne wössn, mu do an Sach leit." Aber sie nähte ihm nun die Knöpfe an, immer hübsch langsam. „Ock su sukzessive." Zu was denn sich beeilen? Sie war doch als Koch srau hier und nicht als Hausschneiderin. Endlich stak der Gottfried Liebscher in seiner Leutnantsjoppe. Eben schallte vom Schießstande der erste Schuß herüber. Na, er kam schon noch zurecht. Das dauerte ja bis zum Abend. Er ging wieder in das Stüblein. Don schnallte er sich seinen Säbel um und watschelte dann behäbig der Wiese zu, auf der schon der Fest trubel in vollem Gange war. „Püppchen, du bist mein Augenstern" kreischte der alte, schwind süchtige Leierkasten des Karussells, auf dem sich Kinder und Er wachsene belustigten. Der Karuffellbesitzer schielte ärgerlich nach der amerikanischen Luftschaukel hinüber. Dort hatten sie eine Drehorgel, die den Klang seines alten Kastens kräftig übertönte. „Fischerin, du kleine, fahre nicht alleine" klang es von dort so laut, daß von „Püppchen" oft gar nichts zu hören war. Bor den Würstelbuden saßen die Leute und aßen ihre Spritz würstel, tunkten sie dabei so tief in den geriebenen Meerrettich, daß ihnen die Tränen in die Augen schossen. Der „Kreen" war ja die Hauptsache. (Fortsetzung folgt.) Lesefrüchte und Bausteine Ein Mittel gegen die Forleule. Herr Domänenpächter Erich Stümpel, Domäne Neuhof i. Schl., schreibt: Die Forleule hat in diesem Jahre bekanntlich großen Schaden angerichlet. An geblich stehen wir der Forleule, wie früher der Nonne, machtlos gegenüber. Als einzig wirksame Gegenmaßnahme wird der Ein trieb von Schweinen empfohlen: dieses wird überall empfohlen, nur aber nirgends durchgeführt. Die natürliche Schutzpolizei des Waldes, die Schweine, sind aus dem Walde fast überall verbannt. Nach meiner persönlichen Ansicht würden überhaupt weder Eulen- noch Nonnenfraß zu befürchten sein, wenn in jedem Walde, wie früher, eine entsprechende Anzahl Schweine, gleichsam als Schutz polizei des Waldes, gehalten würden. Forstfachleute behaupten, daß man die so gefürchteten Forstschädlinge erst kennengelernt hat, nachdem der Schweineeintrieb im Wald aufgehört hat. Geheimer Regierungsrat und Forstrat Herrmann regte bei mir im Vorjahre an, ob ich nicht Lust hätte, in einer mir benachbarten staatlichen Oberförsterei einmal den Versuch mit dem Waldschweineeintrieb zu machen. Der Versuch wurde unter Mitwirkung des Direktors der Preuß. Versuchs- und Forschungsanstalt für Tierzuchtlehre in Tscheschnitz, Professor Zorn, gemacht. Es wurde die erste deutsche Waldschweinefarm eingerichtet, wo die ausgewachsenen Schweine sich lediglich im Walde ernähren. Oberforstmeister Schütte und Landforstmcister Borggreve, die auch die Sache in jeder Weise zu fördern suchen, konnte ich die Schweine einmal bei der Vertilgung der Forleulenpuppen vorsühren. Ich gehe wohl nicht fehl in der Annahme, daß die Herren eine derartig gründlicheArbeitvon den Schweinen nicht erwartet hatten. Prof. Zorn hat ja bereits in der „JU. Landw. Ztg." darüber berichtet, daß Tausende von Puppen der Forleule auf kleinen Flächen vorkommen, die restlos von den Schweinen vernichtet werden. Nach den Untersuchungen von Prof. Ehrenberg ist die Forleule mit 30—35 Prozent Fett und 30 Proz. Eiweiß ein besonders gutes Schweinefutter. Beim Waldschweine eintrieb hat sich jedoch nur das deutsche Wetdeschwein (früher Hildesheim-Braunschw. Landschwetn), welches dem Wildschwein am nächsten steht, bewährt. Mit den anderen Echweinerassen mußten wir einen Mißerfolg buchen. Ein Mittel zur Vertilgung der Forleule gibt es also: es Hilst aber nur, wenn es angewandt wird, was bis jetzt jedoch nicht getan wurde. (Niederschl. Ztg.) Vorgeschichtliche Grabfunde in Großrackwitz. In Groß- rackwitz bei Löwenberg werden für den Neubau einer Kartoffel- flvckensabrik Schachtarbeiten ausgesührt. Dabei wurden unlängst von den Arbeitern drei Grabstätten mit Urnen und Gesäßen gesunden. Diese Funde wurden dem Vertrauensmann für die kulturgeschichtlichen Bodenaltertümer, Herrn Museumsdirektor Prof. Dr. Seeger-Breslau gemeldet, der daraufhin unter Leitung von Dr. v. Richthofen weitere fachmännische Ausgrabungen vor nehmen ließ. Dabei wurden weitere sieben Grabstätten gefunden, die allerdings durch die flache Lagerung sowie die Wurzeln der Bäume zum Teil arg zerstört waren. Zwei der Gräber waren aber noch gut erhalten. In diesen Brandgräbern wurden Urnen mit der Asche der Toten, auch Knochen und verkohlte Holzstücke gefunden, ferner Beigefäße, die, mit Speise und Trank gefüllt, den Toten aus die Reise ins Jenseits mttgegeben worden waren. Ein Grab enthielt zwölf Gefäße. Ferner fand man in drei Grä- bern einige Reste von Bronze- und Eisenschmuck (Gewandnadel