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Astronomische MitteilungenfürAugust1924 Von Studienassessor Johannes Franz-Bautzen den Monat August dieses Jahres stehen uns inter- essante astronomische Ereignisse bevor. Das wichtigste dieErdnähe des Mars. Der Mars kommt der Erde fast auf die kleinste überhaupt nur mögliche Ent» sernung heran, was seit 1845 nicht mehr der Fall war und erst 2003 wieder eintreten wird. Diese kleinste Entfernung beträgt zwar immer noch 55 Millionen Kilometer; wenn man aber bedenkt, daß es sich für gewöhnlich um Hunderte von Mil» lionen Kilometer handelt, sieht man leicht ein, daß jetzt im August die besten Bedingungen für eine erfolgreiche Beobachtung ge geben sind. Da der Mars außerhalb der Erdbahn um die Sonne kreist, kommt er der Erde immer dann am nächsten, wenn er auf der entgegengesetzten Seite der Sonne steht. Eine solche Stellung nennt man Opposition. Sie wiederholt sich etwa alle 2 Jahre, bleibt aber in der Entfernung nicht dieselbe. Denn der Mittel punkt der Marsbahn weicht ziemlich stark von dem der Erdbahn ab, sodaß erstere der letzteren an der einen Stelle näher liegt als an der anderen. Es kommt somit darauf an, wo die Opposition eintritt. Leider läßt sich gerade zurzeit der günstigsten Opposi tionen der Mars in unseren Gegenden nicht gut beobachten, weil er dann nicht hoch über den Horizont herauskommt. Die Höhe eines Gestirns ist sehr wichtig für die Beobachtung, ist sie zu ge- ring, so macht sich der Dunst und die Unruhe im Fernrohr derart störend bemerkbar, daß bei starken Vergrößerungen nicht mehr viel zu sehen ist. Die südlicher gelegenen Sternwarten sind viel besser daran, denn sie haben den Mars viel höher über dem Horizont, sodaß ihre Beobachtungsergebnisse mit Spannung er wartet werden dürfen. Es steht zu hoffen, daß der geheimnisvolle Schleier, der trotz eifrigster Forschungen noch immer über dieser rätselhaften Welt liegt, etwas weiter gelüftet werden und daß die heißumstrittene Frage der Bewohnbarkeit endgültig entschieden werden wird. Man darf sich freilich keinen übertriebenen Hoff- Händlern oder, wie man auch vermutet, als Opfergaben an die Unterirdischen von frommen Menschen eines uns unbekannten Glaubens. Doch weiß man noch wenig Genaues über ihre Be deutung. Jeder Fund ist uns daher unersetzlich, sein wissenschaft licher Wert steigert sich aber, wenn das Behältnis, sei es nun ein Topf, ein Kästchen oder ein Lederbeutel, wenigstens in einzelnen Teilen mit gereitet wird. Denn daraus können wir Rückschlüffe aus die Lebensführung und die Anschauungen der bronzezeitlichen Oberlausitzer gewinnen. Wer Ähnliches findet oder besitzt, möge es im nächsten Museum vorzeigen, damit dient er seiner Heimat bester, als wenn er den Schatz zum Einschmelzen verkauft oder daheim ausbewahrt. *) Er besteht aus folgenden Gegenständen: 1. Einem kreisrunden Halsring von 15 cm Durchmesser und einem Gewicht von 195 A. Er ist ohne Verzierung, in der Mitte I cm dick, verjüngt sich und ist am Ende ösenartig ausgerollt. 2. Vier massiven Arm- oder Fußringen im Gewicht von 320, 380 und 400 x. Sie sind oval, im Durchmesser 13 und II cm, in der Mitte 2 cm, am Ende 1 cm dick: Die glatten Schnitt flächen am Ende stehen dicht aneinander. Nur einer trägt als Verzierung 3 Rillen. 3. Neun kleineren, unoerzierten, offenen Armringen, oval, von 7 und 6 cm Durchmesser. Gewicht 55 bis 100 x. 4. Einem Armband, zylinderförmig, offen, 6,5 cm hoch, 6 cm Durchmesser, Gewicht 227 g;. Verzierung: querlaufende, kreis förmige, parallele Rillen. 5. Einem schildförmigen Schmuckgegenstand, 13 cm lang, 8 cm breit, Gewicht 69 A. Eigentümlich ist die Form. Der obere Rand bildet einen Halbkreis, seitlich befindet sich je ein halb kreisförmiger Ausschnitt. Der untere Teil ist ein spitz zu laufendes Dreieck. In der Mitte erheben sich zwei unter einander stehende, 2 cm hohe Dornen. Aus der Rückseite ist eine mit Qse versehene Nadel eingeschmolzen. Der Rand zeigt als Verzierung fortlaufend 2 Rillen. 6. 55 zu einem Kettchen gehörigen tonnensörmigen Perlen. nungcn hingeben und muß mit größter Wahrscheinlichkelterwarten, daß diese Frage im negativen Sinne beantwortet werden wird. Es wird interessieren, zu erfahren, wie groß der Mars im Fern rohr eigentlich erscheinen wird, und wie groß ein Gegenstand auf ihm sein muß, damit er gerade noch als Punkt erkannt werden kann. Bei 75 facher Vergrößerung erscheint der Mars Mitte August etwa so groß wie dem bloßen Auge der Vollmond, und bei der für gewöhnlich anzuwendenden Vergrößerung von 200 wird er schon eine recht ansehnliche Scheibe darstellen. Um aber dann einen Gegenstand auf ihr gerade noch als Punkt wahr- nehmen zu können, muß dieser einen Durchmesser von mindestens 60 Kilometern besitzen, was etwa der Entfernung Bautzen- Dresden gleichkommt! Für das bloße Auge wird der Mars einen schönen rötlichen Stern darstellen, der schon Ende Juli die Helligkeit des hellsten Fixsterns, des Sirius, übertrifft und Mitte August fast so hell wie die Venus zur Zeit ihres größten Glanzes sein wird. Er geht Anfang 3uli etwa um II Uhr, Ende Juli um 9 Uhr und Mitte August um 8 Uhr abends im Südosten auf. Ein weiteres wichtiges Ereignis ist die totale Mond finsternis am 14.August. Diese beginnt abends 7 Uhr31 Min. und endet 11 Uhr 9 Min. Die Totalität sällt in die Zeit von 8 Uhr 31 Min. bis 10 Uhr 9 Min. Für die Lausitz geht der Mond bald nach Beginn der Finsternis auf, 8 Uhr 31 Min. Diese läßt sich also fast in ihrem ganzen Verlaufe beobachten, wenn nur der Himmel klar genug ist. Don der letzten Mondfinsternis, am 20. Februar dieses Jahres, konnte nur die zweite Hälfte beob- achtel werden. Am 26. August geht der Mond genau vor der Venus vor- über, sodaß er diese vollständig verfinstern wird. Leider kann von diesem seltenen Ereignis mit bloßem Auge nichts gesehen werden, weil es in den Mittagsstunden stattfindet. Vom 10. bis 12. August läßt sich der Sternschnuppen schwarm der Perseiden beobachten, der in früheren Jahren eine prächtige Erscheinung bot, in neuerer Zeit an Schönheit aber sehr eingebüßt hat, weil die Sternschnuppen bedeutend spärlicher ge worden sind. Man wird leider Heuer überhaupt nicht viel zu Gesicht bekommen, da am 14.August Vollmond ist, der mit seinem Hellen Licht außerordentlich stört. Lesefrüchte und Bausteine Der Koloradokäfer ist, vermutlich durch amerikanische Truppentransporte während der Kriegsjahre, in Frankreich ein geschleppt worden und hat sich dort so rasch ausgebreitet, daß nunmehr bereits 29 Departements, das ist ein Viertel der Ge samtfläche Frankreichs, amtlich als verseucht gelten müssen. Die Gefahr der Verschleppung des Schädlings durch Transporte der Besatzungstruppen auch nach Deutschland ist damit in bedrohliche Nähe gerückt. Mit Kartoffel- und sonstigen Feldfrucht- bezw. Pflanzensendungen wird der Käfer leicht weithin verbreitet; schwarmweise überfliegt er, vom Winde unterstützt, auch weite Landstrecken, um dann ganz unerwartet irgendwo verheerend aufzutreten. Nur unter regelmäßiger Durchführung kostspieliger Abwehrmaßnahmen läßt sich der Kartoffelbau dort aufrecht- erhalten, wo der Käfer erst einmal heimisch geworden ist. Daß er auch bei uns Gedeihen findet, beweisen Einschleppungsfälle in den Jahren 1877, 1887 und 1914. Damals gelang es, durch so fortige energische Bekämpsungsmaßnahmen der Gefahr Herr zu werden. Das ist aber nur dann möglich, wenn jedes beobachtete oder vermutete Auftreten ungesäumt an die zuständigen Stellen gemeldet wird. Jeder, der Kartoffeln oder auch Tomaten anbaut, soll deshalb aus der Hut sein und Blattfraßschäden, die rasch fort- schreitend zu völligem Kahlfraß der Pflanzen führen, nicht un beachtet lasten. Findet er an den Stauden blutrote oder orange rote, schwarzköpfige und schwarzbeinige Larven mit schwarzen Seitenflecken oder etwa einen Zentimeter lange ovale rotgelbe Käser mit schwarzen Längsstreifen auf der sonst gelbgefärbten Oberseite, soll er unbedingt sofort Proben der geschädigten Pflanzen und des vorgefundenen Schädlings an die Hauptstelle für Pflanzenschutz, Dresden-A. 16, Stübelallee 2, einsenden.