Volltext Seite (XML)
vor den unter dem Prinzen Heinrich und Ziethen vor marschierenden Preußen zuriickziehen, da sie bei Hoyers werda geschlagen waren. Ihr Weg führte über Kamenz. Ein zweiter Durchzug der Preußen im gleichen Jahre führte sie von Schlesien zur Elbe. 1760 kamen sie von Radeberg nach Kamenz, die Österreicher unter Daun hinter ihnen her, dann erfolgte ein abermaliger Vorstoß der ersteren gegen Dresden, Rückmarsch nach Schlesien, ein dritter Zug zur Elbe, ihnen folgte Laudon. Die Schlacht von Torgau ent schied zu Gunsten der Preußen. Auch in den letzten Jahren hörten die Durchmärsche nicht auf, die Teuerung stieg (ein Scheffel Korn kostete 1763 bis 20 Taler, dazu war das Geld Friedrichs des Großen derartig verschlechtert, daß 8 Groschen seiner Kriegswährung — 3 der alten Währung ausmachten. Man kann sich leicht vorstellen, daß diese Er eignisse alle ihre Schatten auch auf ein Dorf wie Gelenau werfen mußten. Nach 15 Jahren der Ruhe wurde noch einmal durch den bayrischen Erbfolgekrieg die ruhige Entwickelung bedroht, doch gingen die Gefahren vorüber. Außer der Einquartie rung des Infanterieregimentes Hessen—Cassel (Garnison Wesel) vom Herbst 1778 bis zum April 1779 in Kamenz, dem dann die Regimenter Bernburg und endlich Zastrow bis Ende Mai 1779 folgten, merkte man in hiesiger Gegend vom Kriege nichts, und nachdem auch dies vorbei war, folgten bis 1806 ruhige Zeitläufte. Dann aber setzten mit den Napoleonischen Kriegen wieder unruhige Zeiten ein, die viele und drückende Lasten brachten und ohne größere Unterbrechungen bis 1815 währten. Daß aber auch in friedlichen Zeiten zeitweise Truppen in Kamenz lagen, dürfen wir als selbstverständlich nach dem damaligen „Garnisonierungs"-System annehmen.12) Werfen wir noch kurz einen Blick auf die Naturereignisse der hiesigen Gegend, von denen uns die Chronisten berichten. Große Kälte herrschte in den Jahren 1739,1766 und 1812, Dürre 1719,1786 und 1811, Nässe 1716,1719,1720,1730, 1747, 1771, 1797, 1804, 1805 und 1812, Schaden durch Schloßen entstand 1747, durch Heuschrecken 1736. Infolge dieser mannigfachen Ursachen schwankte der Ge treidepreis sehr stark. Während ein Scheffel Korn im Durch schnitt 2, 3 bis 4 Taler kostete,^ betrug er 1719 5'/2, 1756 5, 1761 7, 1771—72 6, 1805 12-16 Taler. 1) Der Name Ist slavtsch und bedeutet „Hirschort" von Ielen — der Hirsch. Weiteres darüber vgl. Kühnel: „Die slavischen Orts- und Flurnamen der Oberlausitz". Neu. Laus. Mag. 69, S. 273. — Hey, Gustav: „Die slavischen Siedlungen im Königreich Sachsen", S. 96. 2) Bal. Geologische Spezialkorte des Königreichs Sachsen Nr. 36, Sektion Kamenz und die Erläuterungen dazu von S. Weber. 3) Nach Angabe in Richters Thronitz, Abschrift, erste Seite, betrug die Einwohnerzahl von Gelenau 1840 285. 4) Es besitzt eine eigene Schule, zu der seit 1827 auch Hennersdorf seine Kinder schickt. 5) Alfred Hennig stellt Gelenau auf seiner Karte der Ortsform des Königreichs Sachsen als Zeilendorf dar. 6) Es liegt unmittelbar südlich des Dorfes auf Bischheimer Flur. Die Gebrüder Ponickau machten aus das Gehölz, das sich damals dort befunden haben mag, einen Anspruch geltend, die Kamenzer ver weigerten ihn und zogen kurz entschlössen aus, fällten unter dem Schutz von Geharnischten die Bäume und führten sie, als Zeichen, das ihnen das Holz gehöre, im Triumph in die Stadt. Weiteres darüber siehe G. Uhlig, Neu. Laus. Mag. 86. 7) Daß sie eine solche gewesen ist, eraibt sich aus einer Eintragung des Gelenauer Gerichtsbuches in den 70er Jahren des 17. Jahrhunderts, wo ein Kauf abgeschlossen wurde, ohne Festsetzung des Preises, wegen der schlechten unsicheren Zetten. 8) Uber das folgende vgl. Käuffer, Bönisch, Richter. — Ich folge hier deren Darstellungen. 9) Oder Kormann? 10) Der dem Diakonus Kittel folgenden Klageruf cntl- ckte: Vilnius unliscimus nv8tra in-kalix kuit urbi, Oster perusts putat, sors propsra, erspsra sors! 1l> Nach Kamenz kamen sie am 3. September. 12) Den Beweis liefern mannigfache Taus- und Patenctiiträge — 1738 lag Reiterregiment Nassau in Gelenaus Nähe, — eines Reiters (Schneiders) Kind wird hier geboren. — 1740 wird von der Kom panie Adlerstcin berichtet, 1812 und an anderen Iahresdaten vom Regiment Riescmeuschel. 13) 1825 sogar nur ein Taler acht Groschen. So viel bezahlte man auch vor der größeren Teuerung von 1771, 1720 betrug der Preis ein Taler, zwölf Groschen, das Jahr vorher (infolge der Dürre s. o.) fünf Taler, zwölf Groschen. Erinnerungen aus meinens frühesten Iugendleben im Jonsdorfer Pfarrhause vom 3. bis zum 7. Altersjahre 1791—1795 Bon -f- Karl Theodor Pescheck, Weltbürger seit dem 11. August 1788 (Schluß) Ich marschierte daher ganz trötzerlich mit vorwärts und war durch die ununterbrochene Übung endlich so in Gang gekommen, daß die Füße unwillkürlich wie von selber liefen. Auch weiß ich noch sehr wohl, daß ich, als wir endlich in die Webervorstadt gekommen waren, so oft wir an einem etwas stattlichen Hause vorbeikamen, unaufhörlich fragte: „Nun aber sind wir wohl in der Stadt?" Natürlich war mir am Webertore der große steinerne Löwe über dem Portale sehr wichtig. Wir logierten damals bei dem Gerichtsnktuar Brückner in der Iudengasse und schliefen in einer Erkerstube, 3 Treppen hoch, vorn herausgelegen und ich durfte mit in dem Bette der Mama schlafen. Der Fußboden der Stube war gleich einem Damenbrette dunkel und licht getäfelt. Früh weckte mich schon beizeiten ein fortwährendes un gewohntes Gepoche und Gepolter und auf meine Frage, was das bedeute? hieß es: es wohne ein Büttner daneben, der seine Fässer und Tonnen bearbeite. Beim Ausgehen kam es mir spaßhaft vor, daß die Stadt köchinnen in ihren kleinen Häubchen zu meinen Eltern immer „Guten Morgen!" oder „Schön guten Morgen" sagten. Sie suchten aber, wie ich mich in späteren Jahren überzeugt habe, eine besondere Zierlichkeit in dieser Aus sprache. Ich weiß nicht mehr anzugeben, wie es gekommen, aber cs geschah einmal, daß ich und Adolph allein in die Stadt spedieret wurden und wir logierten bei dem Onkel Advokat, der bereits verheiratet war und gleich im ersten Hause am Wcbertore, wenn man zu demselben hereinkommt, zur linken Hand wohnte. Abends suchte der Onkel, um mir eine Unterhaltung zu gewähren, altfränkische bunte Papierbogen (mit einem grotesken Muster, wie man es etwa noch in ganz alten Gesangbüchern vor dem ersten und nach dem letzten Blatte findet), hervor, um mir davon Zieraten auszuschneiden. Da auch ich meine Kunst darinnen versuchte, lange Figuren in Form einer tönernen Tabakspfeife ausschneidend und diese dem Onkel mit den Worten präsentierend: ich hätte solche nur so aus dem Kopfe ausgeschnitten, hänselte er mich mit der Antwort, daß er ja an meinem Kopfe nicht sehe, wo ich etwas herausgeschnitten hätte. Onkels Dienstmädchen mußte uns dann zu Bette bringen. Als wir Tags darauf, um uns umsehen zu können, auf die Gasse gelangten, waren mir es sehr Interessante Erschei-