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Gbeelaufltzee Helmatzeitung Ar. 1 zu jeder Tagt«, und Nachtzeit! - Aber zu schnell war das Bild vorüber und andere folgten. Und warum erzähle ich nun davon? Ich habe mir schon immer und oft vprgenommen, dem Kreuze und damit der ganzen Ge« meinde einen kleinen Dienst zu tun. Das Kreuz ist nämlich mit ^seinem größten Teile in den Boden versunken. Der ganze -^untere Ärm Ist nicht sichthar. Wie oiet schöner würde es aus sehen, wenn wir das Kreuz in seiner Größe schauen könnten! Da heißt cs also ausgraben und einen festen dauerhaften Stein grund daruntergeben. Wer macht die Arbeit mit? Tn den we- nigen Fcrientagen, die ich in Neundorf verleben durste, sand sich für mich jedesmal keine Zeit und kein Gehilfe zu der Arbeit des „Kreuzhebens". Meiner Ansicht nach müßte von selten der Gt- meiydeverwaltung hier eingegriffen werden und etwas geschehen. Herr Gemeindevorstand ZIesche würde sicherlich nichts dagegen «inzuwenden haben. Das Kreuz bildet «ine Zierde des ganzen Dorfes. Aber es - muß in seiner Umgebung.bleiben. Früher hat es etwas weiter nach der erwähnten Linde zu gestanden, wie mir Gutsbesitzer ..Stöcker erzählte, ist aber nach einem Brande an seine jetzige Stelle versetzt worden. Wahrscheinlich findet sich darunter kein fester Steingrund vor, und so ist es gekommen, daß das Kreuz im Läpfe der, Jahre soweit in die Erde hineingesunken ist. Eigentlich darf der Standort nicht verändert werden, wie es bei vielen an- dern Kreuzen vvrgekommen ist. Manche find benutzt worden als Wegweiser oder Rainsteine. Man hat sie unüberlegt und in sinn loser Weise bemalt oder mit Kalk überpinselt usw. Das ist nicht im Sinne des Heimalschutze» gehandelt. Alle Kreuze find Kulturdenkmäler einir allen vergangenen Zeit.. Man soll sic stehen lassen und in Ehren halten, ihren Platz schätzen unkchhonen wie den Platz eines andern Denkmals. Nun würde ich mich freuen, wenn bei meiner nächsten An kunft in Neundorf das Steinkreuz „aus dem Boden heraus- gewachsen" wäre. Wer von den Neundorfer sTinwohnern, be sonders denen, die etwas Verständnis und Sinn für Schönheiten ihrer Heimatgemeinde und damit auch Sinn kür den Sächsischen Hcimütschutz haben, erbietet sich dazu, das Kreuz zu heben und- ihm sein vollständiges Ansehen wiederzugeben? Ich will gern mit helfen und Hand anleqen, wenn ich das nächste Mal mit meiner Familie wieder nach Neundorf ly die Ferien kommen werde. Das lebendige Krippe! Von Otto.Flössei-Bautzen enn die Weihnachtslage vorüber sind, danzi hebt in Nordböhmcn die Krlppelzeit an. Das böhmische Nordland ist recht eigentlich die, Heimat der weihnachtlichen Kcippenspiele. Gewiß, auch in unseren Häusern st?ht nicht selten unter dem Lichterbaum eine Weihnachtskrippe.^ Im , Papierladen erhält Man sür wenige Pfennige schon einen hübschen Modellierbogen, den unsere Kleinen mit Scher/ und Leim bearbeiten, bis sie endlich auf der übrig gebliebe nen Pappe eines abgetanen Zeichenblocks die Kristpe auf gebaut haben. Leute mit seinem künstlerischem Empfinden tragen dafür Erzeugnisse des heimatlichen Kunstgewerbes zusammen, Maria und Joseph und die Hirten, dazu die Esel und die Schafe .samt dem Kcippelein mit dem Jesuskinde und stellest all das zu einer seinen plastischen Darstellung der Weihnachtsgeschicht« zusammen. Niemand aber bastelt - mit soviel Liebe und unendlicher Geduld arider Weihnachts krippe wie der nordböhmische Krippelbauer. Wochen vor Weihnachten schon holt er oom Oberboden verstaubten. Kisten und Kasten allerlei sonderliche Fiqur^ Bilder und Gegenstände. Die Kinder kramen mit Wonne in den seit- sam.m Dingen herum und knüpfen daran freudige Eridne- rungen an das verflossene Weihnachtsfest. Denn wo ein Krippel im Hause ist, .dort wird es auch in jedem Jahre wieder aufgebarit. Das gibt immer ein gar schwieriges und zeitraubendes Stück Arbeit. Denn/mit bloßem Aufkleben ausgeschnittener B^der oder mit einem raschen Hinstellen einiger Holzfiguren um den Stall von Bethlehem ist es da nicht getan. Was ein rechtes Weihnachtskrippe ist, das nimmt zumeist die ganze Breite der Stube sür sich in An- spruch. Nicht Hunderte, nein Tausende von Teilen und Teilchen zählen dazu, und es erfordert immerhin viel Findig keit und Geschicklichkeit, sie alle richtig zusammenzustellen. Das nordböhmische Weihnachtskrippe! beschränkt sich nicht-aus Darstellung lediglich der biblischen Vorgänge in der Weihuachtsnacht. Zweifellos sind diese in früheren Zeilen der Ausgangspunkt des Krippenspiels gewesen, und auch heute noch bemüht man sich, sie in den Mittelpunkt desselben zu stellen. Daber wollen die Krippen weder auf die biblisch historische, noch auf die landschaftlich getreue Darstellung der Vorgänge und der Szenerie irgendwelchen Anspruch er heben. Der Krippelbauer ist zumeist ein schlichter Mann aus dem Volke. Nach eigenem, volkstümlichem Empfinden' und mit naturstarken, naiven Vorstellungen baut er sein Krippel zusammen. Gerade in dieser Originalität liegt^er Werl der nordböhmischen Krippen. Sie stellen in der Tm—- ein echtes Stücke Volkskunst in der Art unserer Bauern- Malereien dar und wurzeln fest im heimatlichen Boden. Der Krippelbauer setzt seinen Stolz darein.'Mvglichst-vielerlei—-, zur Darstellung-'zu bringen^ An den Stall oou Bethlehem reiht er die Anbetung der Hirten,, die Ankunft der heiligen drei Könige, die Flucht nach Ägypten, den bethlehemitischen Kindermord, die Darstellung Im Tempel, den zwölfjährigen Iesuslm Tempel, überhaupt läßt er das Leben des Heilands bis zur Leidensgeschichte am Auge des Beschauers vorüber- ziehen. Dabei chat seine-Phantasie frei gemattet und mit derben, sinnensälliqen Mitteln/Kuriose Bilder geschaffen, die trotz des Ernstes des biblischen Stoffes hier und da. eines gewissen humorvollen Anstrichs nicht entbehren. Wenn man darf nicht vergessen, daß alle Weihnachtskrippe! „lebendig", die biblischen Bilder also sämtlich beweglich dargestellt sind. Im Laufe der Jahre.und Jahrzehnte aber sind um die biblischen Darstellungen aber allerlei Bilder gruppiert worden, die mit jenen in Keinerlei Zusammenhang stehen. Uber viele'Generationen hinweg sind die Kripvel im Hause geblieben,- und eine jede suchte, wenn nach Väter-- 'sitte sie die Krippe von neuem ausvaute, das Bild durch neue Einfälle zu bereichern. Aus di^se Weise ist ihr reli giöser Charakter heute stark in den Hintergrund getreten. ^N§lnlebhnstercs Kunterbunt als die lebendigen Krippel ver mag man siciikaum vorznstellen. Geschehnisse in dcpWell- geschichte wechsln mit Episoden aus dem Heimatlichen Leben, Szenen aus deyr häuslichen Kreise mit Abbildungen aus dem Reiche der Technik und Erfindungen. Bilde/aus alle» Regionen der Eros stehen hi/ traulich nebeneinander. Da gibt es Kirchen' mit Glockenläuten, darunter Bergwerke^ mit schürfenden Häuern, fahretiden Karren und sausenden Fördcrschächten, Bauernstuben mit schnurrenden Spinn- rädetn und klappernden Webstühlen neben elektrischen Hoch- und Tiesbahnen.. Während-des Krieges harrten die Krippel an d^t Weihnachtslageffin ihren Kisten vergeblich . der Ausstetlungrbeim Tannenbaum. Der Krippelbauer focht . draußen am Isonzo oder in den Karpathen fürs Vaterland. Als er aber heimkehrte, baute er auch sein Krippel wiederauf Zugleich fügte er ihm allerlei bildliche Darstellungen aus