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2te. 12 Gbevlauflhsr Helmatzsttung 151 doppelgefiitterteFuchspelzpudelmützen fertigt" (Friedersdorf bei Pulsnitz). Gewöhnlich ist die Sprachprobe des Pfänderspiels in eine kleine Geschichte eingekleidet, die der Mitspieler schnell sagen muß: Es sprang ein Hirschlein über den Bach, und fraß das zwiedriedoppeltemoppelte Lorbeerblatt ab, und wer das zwiedriedoppeltemoppelte Lorbeerblatt aussprechen kann, der ist ein wohlgelehrter Mann. (Hainewalde.) „Meine Mutter ging off'n Markt. Was wollte sie off'n Markt? Sie kooft an Topp. Was für en Topp? An tönern Topp. Was war in dem Topp? Papp. Was für Papp? Geschlipperter, geschlapperter Schlichtpappapp" (Markers dorf bei Zittau). Jetzt kommt Frau Flotte mit ihrer Jumfer Tochter Flotte geflittert, geflattert auf einem geflittert, ge flatterten Wagen zum obern Hoftore herein. Schließt'?. Pförtchen auf, der Wind ging, daß Flitz flatz fllederatzflatz vom Kopfe hing (Markersdorf bei Zittau). Ich, gnäd'ger Herr, komm vom gnäd'gen Herrn, um dem gnäd'gen Herrn zu sagen, daß unsere Katze kitzegraue Augen, grasegrüne Vorderfüße, grischelgelbe Hinterfüße und einen gickelgackel- roten Schwanz hat, der von der vordersten Nasenspitze bis zur hintersten Schwanzspitze reicht (Hauswalde). Wenn man sich das „Mandelzeug" (Mangelbrett und Keule) borgen wollte, soll man auch einen scherzhaften Spruch gesagt haben, den man aber wohl mehr beim Pfänderspiel und als Sprachscherz benutzte: „Ihr füllt ock su gut sein und füllt menner Mutter de Fitschel, de Ritschet, de Rumpel, de Pumpel bürgen, und wenn se wird gefitschelt, geritschelt, gerumpelt, gepumpelt Han, do wird se de Fitschel, de Ritschel, de Rumpel, de Pumpel wieder heemschicken" (Dittersbach a. d. Eigen). Bei folgendem ähnlichen Satze soll das Butter faß gemeint sein: „Meine Mutter läßt froin, ob'r ne wullt de Fitschelte, Fatschelte bürgen. Wenn se gefitschelt, gefatschelt wird hon, wird se de Fitschelte, Fatschelte wieder heem- breng'n" (Dürrhennersdorf). Zu schwierigen Zungenübungen geben auch die Sprach spiele mit sehr schwierigen Namen Anlaß: Hier ist der Schlüssel zum Garten, woraus die Iunpsrau'n warten. Die erste hieß Binka, die zweite hieß Biveldebinka, die dritte hieß Zicknicknacknobcldebobeldebibeldebinka. Da nahm die Zicknicknacknobeldebobeldebibeldebinka einen Stein und wars'n der Bibeldebinka an ihr Bein, da fing sie an ze wein'n. Das hörte der Bauer mit seinen drei Söhnen: Der erste hieß Schaa, der zweite hieß Schachschara, der dritte Schachscharaschanobenic. Schaa nahm sich die Binka, Schachschara nahm sich die Bibeldebinka, Schachscharaschanobenic nahm sich die Zicknicknacknobeldebobeldc- das häßliche Weib. (bibeldebinka, (Seifhennersdorf.) Es waren einmal drei Juden: Der erste hieß Schack, der zweite hieß Schackschafferack, der dritte hieß Schackschafferackschackntmmenie. Es war einmal eine Frau, die hatte drei Töchter: Die erste hieß Sipp, die zweite hieß Sippsippilipp, die dritte hieß Sippsippilippsippcnimmenie. Schack nahm die Sipp, Schackschafferack nahm die Sippsippelipp, (nimmenie. Schackschafferackschacknimmenie nahm die Sippsippilippsippe- (Reibersdorf.) Hier ist der Schlüssel zum Sack, Wo der Hafer drin stak, Wo das Pferd draus fraß, Wo der Herr drauf saß. Der Herr, der hieß Viktoria Und ritt nach dem Kloster Klinggloria. Da bracht er das schönste Mädchen mit Und kaufte sich sür einen Sechser Sechs sechseckige Echusterschuhzwecken. (Dittersbach a. d. E.) 1. Dos is der hölzerne Monn. 2. Dos is dos Haus des hölzernen Mannes. 3. Dos is die Tür des Hauses des hölzernen Mannes. 4. Dos is dos Schloß der Türe des Hauses des hölzernen Mannes. 8. Dos is der Schlüssel des Schlaffes usw. 6. Dos is dos Bändel des Schlüssels usw. 7. Das is die Maus, die geknuspert Hot am Bändel des Schlosses usw. 8. Dos is die Kotze, die die Maus gefressen Hot, die geknuspert am Bändel usw. 9. Dos is der Hund, der die Kotze gejoit hat, die die Maus gefressen Hot usw. 10. Dos is der Jager, der den Hund derschuffen Hot usw. 11. Dos is dos Grob, w» der Jager leit, der den Hund usw. 12. Dos is dos Kreuz des Grabes, wu der Jager leit usw. 13. Uf dem Kreuze sticht die Inschrift: Hier ruht der Jager usw. (Dittersbach a. d. E.) Diese Sprachspiele ähneln in der eigentümlichen Ver schlingung der Satzglieder den vielbeliebten Kettenreimen unsrer Kinderwelt, deren auch unsere Heimat sehr viele be sitzt. Doch das wäre wieder ein volkskundliches Kapitel für sich. Zu sprachlichen Scherzspielen führt auch die Neigung unsrer Kinder, eine Art Geheimsprache unter sich anzuwen den, indem man in jedem Wort die Silbe wiederholt und dazwischen noch einen bestimmten Konsonanten oder gar eine besondere Silbe einschiebt: z. B. die Erfsprache, einst in Bautzen bekannt: „Laßaßerfaß michicherfich nururerfur gehnehnerfehn, duuerfu Iungungerfungenerfe" (---Laß mich nur gehn, du Junge!). Hierzu gehört auch der alte Land streicherreim in der Biersprache: Wennbei meidet Muttbei wüßtbei, wiesbei inbei Fremdbei gingbei, Schuhbei, Strümpfbei findbei rißbei, durchbei tzosbei pfeistbei Winddei. Endlich sei das schnurrige Sauerkrautlatein erwähnt, wie man wohl das schnurrige Verdrehen der Wörter durch Ver schiebung des Betonungsakzents und Schnellsprechen be zeichnet, wodurch allerdings die seltsamsten Klanggebilde und damit komische Wirkungen entstehen :Alasser, Pappasie (Aal aß er, Papp, d. i. Brei, aß sie. Bautzen). Alasser, Lachs- asser, Ambrunnätse, Rabbadsich (Aal aß er, Lachs aß er, am Brunn näht sie, Rab bad sich. Löbau.) Dikurante bissefiel intifer Tifunk (Die Kuh rannte, bis sie fiel in die Vertie fung. Löbau.) Ein Posaamentier saß an seinem Kapfenster- chen. Da kam zu ihm ein Gespensterchen und sagte: Osterb- lichcr, du mußtsterbeen! (Seifhennersdorf.) Mänäptehoi? Obäptehoimän? Aptemännihoi, nimänäptehoi (Mähn Abte Heu? Ob Abte Heu mähn? Abte mähn nie Heu, nie mähn Abte Heu. Nachahmung des Griechischen. Frankental bei Bischofswerda.) Man erkennt aus all diesen Bolksüberlieferungen.wie in ihnen weniger der Inhalt als die Form, das Klanggebilde an sich Wohlgefallen erweckt bei groß und klein, soweit sich die Kinder wie das junge Volk noch auf einer primitiven Gefühlsstufe befinden. Diesen scherzhaften Sprachspielen liegt aber auch eine bemerkenswerte Sprachbeobachtung zugrunde, die ja in diesen wie in vielen anderen Fällen sprachbildend, vor allem schöpferisch zur Namenbildunq beigetragen hat. Wie alt diese dem Gebildeten so naiv erscheinenden Sprach spiele sind, läßt eine Federprobe erkennen, die 1471 ein Schreiber aus die Rückseite eines Konzepts machte. (Haupt-