Volltext Seite (XML)
Gberlaufltzer Helmatzeliung ^r. 12 Frieß froh Fretg (--Freitag) früh fünf Fetzen fettes Farkl- fleisch (Blumberg a. d. E.). Hinter Himpl Hampl's Hause hackte Himpl Hampl hundert Hölzel hartes Herdeholz (Ostritz). Herrmanns Heinrich hackte Holz Hinterm Hörn'tzer Hofe, hundert Haufen Herdeholz hackte Herrmanns Hein rich (Hainewalde). Meister Müller, mahl mir meine Metze Mittelmehl, meine Mutter muß mir morgen Mittag Mittel- mehlmauke machen (Sohland a. d. Spree). Meine Mutter muß mir morgen Milch mit Möhren machen (Großröhrs dorf). Wünsches Weiber wollten weiße Wäsche waschen, wußten nicht, wo warmes Wasser war (Ebersbach b. Löbau). Wir wendschen Weiber wollten weiße Wäsche waschen, wenn wir wüßten, wu warmes Wasser wär (Oderwitz). Zu diesen scherzhaften Stabreimsätzen könnte man auch die Mundart probe rechnen, die zugleich ein Scherz auf manche langen Dorsnamen der Oberlausitz ist: Obr abr ibr Abreberschbach tut komm' oder abr ibr Abruderwitz, doas weeß'ch ne, abr Kumm' tun tut 'r (Oderwitz). Der Endreim tritt in mancherlei Reimspielen auf, an denen man deutlich steht, oder besser hört, wie das Kind naive Freude am Klang empfindet, in diesem Falle in der Wieder kehr derselben Endsilben. Gniid'ges Fräulein, dürst ichs wagen, Sie zu fragen, wieviel Kragen Sie getragen, Als Sie lagen krank am Magen In dem Wagen, der Sie fuhr nach Kopenhagen. (Löbau) Hampelmeier sitzt am Feier, Kocht die Eier. O du lieber Hampelmeier. August Meier kocht de Eier, Stück en Dreier, sin ze tcier. (Kamenz) (Kamenz) Linse, wo sin' se? Sie huppe im Tuppe, Sie koche drei Woche, bleim hart wie de Knoche. (Bautzen) Kain schlug Abel eins mit der Gabel auf den Schnabel. Da sprach Gott im Himmel: Du bist ein Lümmel, Kommst nicht in den Himmel. (Bautzen) Guten Morgen, Frau Storchen, könn' se mir noch borgen ä Päckchen Zigorchen ? Ich werd Sie's morgen mit meiner Dorchen wieder rüber besorgen. (Löbau) Bimbaum, Gartelzaum, Kirchspitze, Zippelmütze. „Willst e Prieschen?" sagte 's Lieschen. „Ei versteht sich," sagt die Hedwig. „Nu, ja wohl ja!" sagt die Olga. (Lawalde) (Löbau) War is'n gestorb'n? De aale Orbn. War Hot' s'n begrob'n? De aale Robn. War Hot 'n geläut'n? De aale Voit'n. War hot'n geblos'n? De aal'n Franzosen. (Bischdorf) Schon das kleine Kind übt sich häufig geradezu die Wörter ein, deren Aussprache ihm schwer fällt, deren Konsonantoer- bindungen vor allem nicht über die Zunge wollen. Diese Aufmerksamkeiten für Schwierigkeiten der Aussprache wird auch später nicht geringer, und es wird besonders für die Wörter und Sätze etwas übrig haben,.bei deren schwieriger Aussprache es leicht zu einem sinnentstellenden, ja womöglich zu einem scherzhaften Versprechen kommt. Nun wirkt ja an sich jedes Versprechen koboldartig auf uns, am lustigsten dann, wenn wohl gar der Sinn ein ganz anderer wird. Oft ist sogar dabei eine derbkomische Wirkung beabsichtigt. Auch Erwachsene lachen herzlichst, wenn es zu einem komischen Versprechen oder Verlesen kommt, wie ja auch der Druck fehlerteufel, ein Kobold unter den bösen Geistern, viel zur Erheiterung beiträgt. Das Schnellsprechen von schwie rigen Wörtern gehört aber ebenso zu den kindlichen Sprach spielen wie zu den Belustigungen der erwachsenen jungen Welt an fröhlichen Lichtenabenden, besonders beim Pfänder spiel, wo man es als Aufgabe stellt. Beispiele treten uns wie überall ähnlich auch in der Lausitz entgegen, von diesen „Zungenschleifen", wie man sie in Jonsdorf b. Zittau nennt, seien die folgenden hier angeführt: Achtundachtzig achteckige Hechtsköpfe. Neunundneunzigmal vernagelter Backpfeiser (Görlitz). Bloo Papier (Dürrhennersdorf). Konstantinopoli- tanischer Dudelsackpfeifergeselle. Der Postwitzer Postkutscher putzt den Postwitzer Postkutschkasten (Bautzen). Sechsund sechzig Schock sechseckige sächsische Schuhzwecken (Markers dorf bei Zittau). Es flog einmal ein Storch durch Rückers dorf durchs Dorf durch (Neukirch). Es lagen zwei zischende Schlangen zwischen zwei spitzigen Steinen und zischten da zwischen (Bautzen). Eine Zeit lang waren die Umstellungen mehrfach zusammengesetzter Wörter in der Löbauer Gegend besonders beliebt: Myrtenstöckel, Styrtenmöckel, Mörten- styckel, Störtenmykel (Löbau). Sternenhimmel,Hernenstim- mel, Stirnhammel, Hirnstemmel (Löbau). Paprikaschnitzel, Schnaprikapitzel,Schniprikapatzel,Piprikaschnatzel (Löbau). Auch die Wenden haben ihre zungenbrechenden Sprach spiele, deren Zischlaute sind ja besonders dazu geeignet: ttoloieka 2 koseiokom Lescicku meoe. (-- Das Mäglein mit dem Besenchen das Steglein kehrt.) Kovar Koto Koto vokoto kova. (-- Der Schmied beschlägt das Rad rings herum.) Uasa rcka reka. (---Unser Bach heißt Bach). Alle wendischen Beispiele nach Georg Pilks Sammlungen. Schon die häufige Wiederholung eines Wortes in einem Satze ruft das Lachen hervor, denn häufig stolpert die Zunge gerade darüber, wenn es sehr schnell gehen soll. Besonders groß ist der Spaß, wenn sich dann allerlei verfängliche derb komische Wirkungen ergeben. Oft nehmen diese Sprachscherze die Form von Gesprächen an: „Immer soi du's, soit se, Hot se gesoit. Worum sull'ch 's denn ne soin, soit se, Hot se ge- soit. Immer soi du's, soit se, Hot se gesoit, und se soii's. (Reibersdorf bei Zittau). „Froo, hoste Kließl kocht?" soit ha. „Ha, ha!" soit sie. „Sein se heeß?" soit ha. „Kust oack!" soit sie. „Hm, hm!" soit ha. „Ha, ha, ha!" soit sie. (Blum berg a.d. Eigen). Ein beliebtes Pfänderspiel ist das „Schleiß scheit" genannte Weitergeben eines Holzscheites, wobei der Empfänger folgenden Satz schnell sagen und beim Versprechen ein Pfand geben mußte. Das „Scheitschleißen" hieß früher das Kienspanschneiden, das an langen Winterabenden in der Spinnstube, beim Lichtengang, in Übung war. Das Schnellsprechen des Scherzsatzes löste natürlich infolge der derbkomischen Versprechungen großes Gelächter aus: „Das ist ein Schleißscheit, ein wohlgeschliss'nes Schleißscheit, mich schickt die Frau Scheitschleißerin her und läßt fragen, ob das nicht ein wohlgeschliss'nes Schleißscheit wäre." (Neu kirch). „En schen Gruß vun der Frau Weißen aus Meißen. Ihr Mann sitzt Hinterm Ofen und schleißt Scheite, er Hot schun drei grüße Haufen geschlissen und geschleißt" (Callen berg bei Schirgiswalde). „Hier ist ein Scheit, ein Schleißer- scheit, ein wohlgeschlissenes Schleißerscheit, das schickt Frau Seis aus Meißen und läßt fragen dabei, ob sie auch die rechte Scheitschleißerin sei. Ihr Mann, der Schleißer, sitzt hinter der Scheuer, schleißt Schindeln und Späne, und ehe er ein'n Bissen gebissen hat, hat er auch schon ein Schock Schindeln geschlissen" (Friedersdorf bei Pulsnitz). Ganz ähnlich verfuhr man, indem man eine Pudelmütze wandern ließ: „Eine Mütze, eine Pelzmütze, eine echt recht doppel gefütterte Fuchspelzpudelmütze schickt mir der Meister Kant aus Brand und läßt dabei sagen, daß er der echt recht doppel gefütterte Fuchspelzpudelmützenmacher sei und daß seine Frau den ganzen Tag hinter dem Ofen sitzt und echt recht