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Är. 1<)Gberlauflher Hetmatzettung 127 bei Oklau (jetzt im Breslauer 5»tertümer.(Nussum), dis mit §ug um 1340 anzusetzen sein dürfte. vn die Spitze der zweiten (Zruppe stellt Wiese secbs über» lebensgroße Solzapostel aus St. Maria Magdalena (jetzt eben falls im Breslauer ssUtertümer-Mussum), dis er um 1375 entstanden sein lassen möcbte. In diesem Punkte vermag Wiese nickt ganz zu überzeugen. Vie älteren Lieser Vpostel (ikre Gleichzeitigkeit ist sekr fraglich) dürften wo KI nock der ersten kalkte des >4. Jabrkunderts an geboren, da das keine scbnittige §altsngeriessl ikrer (Zewänder stilistiscbe Nachwirkungen des 13. ^akrkunderts verspüren läßt. vis dritte und wichtigste Gruppe, die reckt eigentlich im Zen trum der Wiese'scken Vrbeit siebt, wird gebildet Lurch die viel umstrittenen sogenannten „Schönen Kalkstein. Madonnen", die längere Zeit als mittsl-rksiniscb, später als bökmiscb erklärt wurden, deren Berkunkt aus einer um 1390 blükenden Breslauer Werkstatt Wiese aber mit guten Gründen wakrsckeinlicb macht, vsr Linklutz der „schönen Madonnen" und der wesensvsr- wandten Werke des sogenannten Oumlose-Meisters aus St. Llisa- betk in Breslau, dis zum köstlichsten gebären, was dis deutsche Plastik jener Zeit kervorbracbts, läßt sich in weitem Umkreis nachweisen. In unserer Gegend ist er deutlich im sogenannten Olbersdorfer Ltttar des Bautzener Stadtmuseums (um 1400), in mekreren Madonnen-§iguren des kleinen Sircbenmuseums in Badibor (1400 — 1410), sowie auch in den Bolzstandbildern der beiden Litular-Beiligen in der Vorkalis der (Zörlitzer Peter- und paulskircbe (sslnkang des 15. Jakrkunderts) zu verspüren. In freiwilliger Beschränkung Kat Wiese seine sslrbeit mit etwa 1450 nach oben begrenzt, um desto intensiver in den Stil der jenigen Spöcks einzudringsn, dis ikm besonders am Bsrzsn lag. Diese Beschränkung ist dem gswäklten vusscknitt zweifellos zu Oute gekommen. Wenn aber Wiese sagt, datz die nachfolgende Periode des „eckigen" Stiles in Schlesien, soweit sich dies bis jetzt übersetzen lasse, künstlerisch nickt so bedeutend erscheine, wie anderwärts, so kann dem nickt beigspklicbtet werden. Ls sei in diesem Zusammenkangs an eine lkünstlerpersönlickkeit vom Bange Bans Ölmützers (um 1483 — 1503), erinnert, der zweifellos einer eingekenden Bekandlung mit geschärften stilkritischen Mitteln im köckstsn Grade würdig ist. Ls darf sogar bskauptet werden, datz eine Bearbeitung der spätgotischen Plastik Schlesiens und der Lausitz noch größere Überraschungen durch künstlerische Werte bringen dürfte, als die des „weichen" Stiles. Mächte das verdienstvolle Werk Wieses den Weg dazu baknen kelken, daß bald eins Gesamtdarstellung der schlesischen und Lausitzer mittelalterlichen Plastik zu Stands kommt. Lin ver- ksihungsvollsr Bnkang zur Lroberung des ganzen Gebietes darf in einer 1922 eingersickten Greifswalder Dissertation von Lllkred Simon-Görlitz über „die figürliche Plastik der Oberlausitz von ikrsn Llnkängsn bis ins dritte jakrzeknt des 16. ^akrkunderts" erblickt werden, deren vorläufige Lrgsbnisse allerdings noch der Nachprüfung im einzelnen bedürfen. Dr. Biekl. Eine Erinnerung an Foh. Gottlieb Fichte in Niederau bei Meißen Bon Fr. Bernh. Störzner Der edle Freiherr von Miltitz auf Siebeneichen bei Meißen hatte sich des armen, aber so hochbegabten Landwebersohnes Ioh. Gottlieb Fichte in Rammenau in wahrhaft väterlicher Weise an genommen. Er brachte ihn eines Tages von Schloß Siebeneichen nach dem nahen Dorfe Niederau zum dortigen Pfarrer Krebel, der sollte ihn in Pflege behalten, ihn unterrichten und zur Auf nahme in die Fürstenschule Pforta bei Naumburg wohl vor bereiten. Das hat der ehrwürdige Pfarrherr denn auch gewissen haft getan und der kleine Fichte fühlte sich in dem trauten Pfarr hause und bei seinen lieben Pflegeeltern so wohl, daß er mit rühren der Liebe und mit Verehrung an ihnen hing. Schwer fiel ihm da her später der Abschied von den freundlichen Bewohnern des Niederauer Pfarrhauses, und er hat ihnen zeitlebens ein treues und dankbares Gedenken bewahrt. Fichtes Lieblingsplätzchen in Niederau war der Pfarrgarten mit seinen lauschigen Winkeln. Hier saß er oft und lernte fleißig. Eines Tages hatte er von einen» Spaziergange nach dem Busche zwei Lindenbäumchen mttgebracht. Die pflanzte er im Niederauer Pfarrgarten ein. Und sie stehen heute noch und sind zu stattlichen Lindenbäumen herangewachsen. Lesefrüchte und Bausteine Die Anpflanzung von Maulbeerbäumen wird von feiten der Behörden empfohlen, um damit Seidenraupenzucht und Seidenbau einzubürgern. Man hofft dadurch Altersrentnern, Witwen und Kriegsbeschädigten einen leichten Erwerbszweig zu schaffen. Die Maulbeerbäume gedeihen in unserm Klima ver- hältnismätzig gut; man wird sich erinnern, daß an der Straße Bautzen—Muskau bei Niedergurig alte Bäume dieser Art stehen. Man darf daher diese Möglichkeit, unsere Flora zu bereichern, nicht von vornherein ablehnen. Anders jedoch steht es mit der Aufzucht der Seidenraupen. Diese erfordert riesige Mühe und eingehende Sachkenntnis; die jahrhundertelange Erfahrung der Züchter in andern Ländern steht uns nicht zur Verfügung. Es ist daher zu erwarten, daß am Anfänge viele Fehlschläge eintreten werden. Auch muß darauf hingewiesen werden, daß schon früher ähnliche Versuche in Sachsen unternommen wurden, die aber zu für die Volkswirtschaft unbedeutenden Ergebnissen führten und daher einschliefen. Möge den gegenwärtigen Versuchen ein besseres Schicksal zuteil werden! Die Niederlausitzer Gesellschaft für Anthropologie und Altertumskunde hielt am 10. Juni in Lübben ihre 36. Haupt versammlung ab. Es sprachen: Dr. Lehmann-Senftenberg, Die niederlausitzische Geschichtsforschung und der Plan einer Bibliographie der niederlausitzischen Geschichte; Geh.-Rat' Dr. Lippert- Dresden, Bericht über die Ausarbeitung eines niederlausitzischen Urkundenwerkes; Gand er - Guben, Die Massenflucht dreier sächsischer Bataillone aus preußischem Dienst im Frühjahr 1757; Dr. Richter, Französische Einquartierung zu Lübben 1813. Die Bücherei der Gesellschaft befindet sich in Guben (Rothers), das Museum in Cottbus, Neumarkt 8. Lanban. In der Wünschendorfer Schamottefabrik wurde von einem mineralogisch interessierten Wandervogel auf einer los gelösten Schieferplatte ein wunderschön ausgeprägter Walchien- zweig (die Urform unserer heutigen Nadelhölzer) gefunden. In dem an der Fundstelle zutage tretenden Schiefergange, der vom Grundwosser arg durchweicht ist, findet man neben diesen pflanz- lichen Spuren noch Fischreste in Form von Schuppen, Stacheln und Flossen. Ganz ausgeprägte Fische sind allerdings recht selten. Außerdem werden hier noch winzig kleine Urkrebse gefunden, deren stccknadelgroße Rundkörper nur von Fachleuten als Ver steinerungen erkannt werden. Der in der Schamottegrube'zutage tretende Brandschiefer ist von bitumösem Ol durchsetzt. Bor Jahren versuchte man, ihn Heizzwecken dienstbar zu machen. Auch Kupfer spuren findet man in ihm. Die geologischen Verhältnisse der jetzt preußischen Oberlausitz sind noch ungenügend erforscht, eine Fülle von interessanten Fundstücken ist nachweisbar. Die geologisch und mineralogisch interessierten Leser der OHZ. seien noch auf folgende Notiz hingewiesen: Laubau. In der an der Schreibersdörfer Chaussee liegenden Sandgrube sind schönbändrige Achate gefunden worden. Und zwar handelt es sich sowohl um Band- als auch Festungsachate. Die gefundenen, in unserer Gegend immerhin seltenen Stücke sind ein Gemisch roten glasdurchscheinenden Eisenkiesels mit um ränderten Quarzbändern von tiefblauem Ametyst. Die nieren förmigen Nester der genannten Halbedelsteine fanden sich in einigen fast an der Oberfläche liegenden Nestern, die durch Ver witterung und Regenabwaschung freigelegt worden waren. Bei diesen Funden ist die Herkunftsfrage noch ungeklärt. Mit Sicher heit ist anzunehmen, daß die Sande eiszeitlichen Strömen ent stammen. Woher verfrachteten diese aber ihren Schutt? Sind die Achate mit den Moränen der eiszeitlichen Gletscher aus dem Norden in die Oberlausitz verschlagen worden oder entstammen sie den Ablagerungen der Riesengebirgsgletscher, die I. Parisch nachwies? Da an den fluoioglaztalen Geschieben der sächsischen Oberlausitz auch Achate gesunden wurden, darf man w ohl für sie nordischen Ursprung annehmen. — Zuschriften über ähnliche Be- obachtungen sind an Herrn Dr. Heinke, Zittau, Komturstraße 5, erbeten.