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Ur. 8 Gbevlaufltzev Heimatzeltung verschütteten Eingang. Kunstformen ans Stein wurden bis her nicht gefunden. Im Innenhof hat eine Horizontalgrabung bereits gute Ergebnisse gezeitigt. Hier wird an der Nordostseite das Haus Nr. 1 ausgegraben. Seine Grundrisse liegen bereits fest. Es hatte einen steinernen Unterbau, von dem aus ein roh auf gemauerter, schräger Sockel zum Fachwerk oder Bohlenbau überleitete. Daß hier dicht an der Mauer ein gewaltiger Brand gewütet haben muß, ersieht man heute noch aus der intensiven Rotfärbung der Granitsteine an der Hofseite der Ringmauer. Das überaus mühsame flache Abheben der Humusdecke, das nur langsam oorschreitet, hat sich aber bereits gelohnt. Eine ungeheure Menge von Topsscherben wurde wieder ans Tageslicht gebracht. Uber ihre teilweise sehr geschmackvolle Ornamentierung später! Dann aber fanden wir zahlreiche Pfeil- und Lanzenspitzen aus Eisen, die allerverschiedensten Arten von Riem-mzungenbeschlägen, Schnallen, Pferdegeschirrteile, Nägel, Messer und manch verrostetes Stück Eisen, dessen einstige Bedeutung erst nach der sehr umständlichen Konservierung erkannt werden kann. An zwei Tagen jeder Woche ziehen nun in diesem Som mer die freiwilligen Helfer der Geschichtsforschung hinaus zum Schloßberg. Meist sind es Lehrer, die da mit Hacke und Spaten dem Boden seine Geheimnisse abzuringen versuchen. Wenn weiterhin eine derart rege Beteiligung wie jetzt (26 arbeitende Personen, darunter viel ältere Schüler) anhält, ist zu hoffen, daß sehr bald die Erfolge reicher werden, daß eine hochinteressante Stätte mittelalterlichen Lebens uns neue Quellen der Kenntnis sächsischer Kultur im XIII. und XIV. Jahrhundert schenkt. (Grabungsderichte werden laufend fortgesetzt imrdenl) Gestern—heute—morgen Es gab einmal eineZeit, da konnte jeder, der über Land ging, sich schmücken mit einem Sträußchen, da war es mög lich, daß man einen Busch Zweige mit nach Hause nahm, da war jeder Fleck Erde zugleich Weg, keine Grenzen waren dem Fuße gezogen. Noch waren es nur wenige, die Gastrecht in der Natur suchten. EsistheuteeineZeit, da gibt es viele Tausende licht-, lüft- und schönheitshungriger Menschen, die aus engen Häusern, dumpfen Mauern, aus Fabriksälen und Schreibstuben am Feier- tag hinausstreben ins Freie, für eine volle Woche oder noch länger Kraft zu schöpfen. Und viele von ihnen greifen mit nervöser, vor Habsucht zitternder Hand nach dem, was ihnen schön und begeh renswert erscheint, ihnen ist der aus Rücksicht auf andere Men schen gezogene Weg zu eng. Es fehlt ihnen nur der Schlepprechen, durch dessen Zinken säst nichts entrinnt, worauf aber auch schon wieder allzuviele Ährenleser harren. Es wird einmal eine Zeit geben, da ist unser Land eine Steinwüste, durchzogen von stacheldrahtgesäumten, gepflaster- ten Wegen. Hinter doppelten Eisengittern steht noch hier und da ein kümmerlich Bäumlein, umlagert von bleichen, hohlwangigen Geschöpfen — unseren Enkeln, die wir beraubten, um nur heute und morgen zu genießen. Keine bunte Blumen werden sie mehr sehen, keinen frischen grünen Busch, keinen bewaldeten Abhang. Ihr Menschen von heute, was ihr auch nehmt, was ihr achtlos zerstört, das nehmt ihr denen, die nach euch kommen. Erwacht da nicht euer Gewissen? Trollblumenwiesen. Geschmückt sind manche Wiesen jetzt mit dem leuchtenden Gelb der hohen, kugelblütigen Troll- blume (Droilius europueus). Sie ist eine Pflanze, die an den wenigen Standorten unseres Vaterlandes — in großen Mengen erscheint, die aber dadurch erst ihre Wirkung ausübt. Trunken schweift das Auge über die großen gold-grünen Flächen. Hätte aber die Pflanze gewußt, daß es außer Menschen, die wunschloser Freude fähig sind, auch Blumenraffkes gibt, sie hätte ein beschei deneres Gewand angelegt. Jedes Jahr bisher mußte der Natur- freund mit tiefer Trauer bemerken, wie Spaziergänger und frühe Sommerfrischler die Blumen nicht nur in Sträußen, nein in Armen und sogar in Rucksäcken nach Hause schleppten. Diese Menschen waren nicht durch Blumenliebe dazu getrieben worden, diese Kinder Floras der Freiheit zu entführen. Es waren schnö deste Raffsucht, ekelhafter Egoismus neben großer Gedankenlosig keit. „Was ich sehe, gehört mir!" war der Wahlspruch dieser jeder sozialen und selbstlosen Gesinnung baren Räuber. Steigern mußte sich der Ingrimm wahrer Blumenfreunde, wenn sie sahen, wieviel Blumen unterwegs verloren oder auch weggeworfen wurden, um zu vertrocknen und dabei stumme Anklage gegen den Menschen zu erheben. Es ist nicht gelogen, aber auch nicht übertrieben, daß jemand, der die Trollblumenwiesen noch nicht kannte, ohne eine Frage den Weg dahin fand, gekennzeichnet durch Blumenleichen. Es ist beschämend, daß man sich dazu entschließen mußte, diese Pflanze unter den Schutz des Gesetzes zu stellen. Aber nun ist die Handhabe da. Wahre Pflanzensreunde.Wanderoereine, jeder ein- zelne von euch sei aufgemuntert: Schreitet ein, unterstützt die Be- Hörden durch Selbsthilfe! Mahnt in guten Worten! Hilft es nichts, so tragt dazu bei, daß jedem Straußdieb auf seinem Heimweg die Schamröte ins Gesicht steigt, wenn er an euch vorübergehtl Des Schämens nicht mehr fähige Menschen aber meldet den Orts behörden! Es sind jetzt viele überall zu finden, die euch helfen werden. Aber auch an die Behörden der Gebirgsorte, vor allem, wo Bahnhöfe sind, seien Mahnruf und Bitte gerichtet: Sorgt für Aufsicht an den Touristenzügen! Ihr erhaltet dadurch euren Orten auch späterhin den Fremdenverkehr und setzt euch ein Denkmal im Herzen vieler. Vielleicht bildet sich auch ein Selbstschutz im Orte, eine Iungmannschaft, die den Räubern von dem, was uns allen gehört, das Handwerk legt. Schließlich muß auch in den Blumenläden der Großstadt nachgepriift werden, ob die dort zum Verkauf stehenden Trollblumen auch wirklich Erzeugnisse des Gartenbaues sind, oder ob etwa mit Allgemeingut ein schwung voller Handel getrieben wird, denn gründliche Abhilfe ist hier wahrlich am Platze! LSH. Birkenreisig. Das jungfräuliche Weiß ist aus der Land- schäft verschwunden. Nun erfreut sich das Auge allenthalben an dem zarten Grün, das die Höhe überzieht, durch die dunkeln Stämme des Waldes uns entgegenschimmert. Im schönsten Schmucke prangt wohl die Birke. Ihr wunderbarer Schleier ist überall in die Landschaft hineingewebt. Lebensfreude und frohen Mut erweckt sie in ihrer bräutlichen Pracht. Nur wenige Menschen gibt es, die nichts empfinden, wenn dieser Baum an ihrem Wege steht. Es ist wohl verständlich, daß sich in vielen der Wunsch regt, von diesen grünen Zweigen welche mit nach Hause zu nehmen zum Schmuck des Zimmers in der Stadt. Das war ohne weiteres angängig, als die schönen Punkte unserer Heimat noch nicht so überlaufen waren. Wenn aber jetzt jeder Spaziergänger sich einen Birkenbusch mit nach Hause nehmen will, so kann das nur geschehen auf Kosten des schönen Anblicks. Leider denken nur zu wenige daran, daß wir in einem übervölkerten Lande wohnen, in dem jedem Einzelnen ganz besondere ungeschriebene Pflichten erwachsen. Sonntags läßt sich oft beobachten, wie Wandertrupps große Sträuße Birkenzweige nach Hause schleppen, wie vor allem Radfahrer es nicht unterlassen können, ihr Rad nicht nur zu schmücken, sondern mit dicken Bündeln geradezu zu beladen. Ein großer Teil dieser Zweige vertrocknet unterwegs schon und ist auch zu Hause nicht mehr zum Leben zu erwecken. Es wird aber noch mehr Schaden angerichtet. Die zähen Birken ruten lassen sich oft nur dadurch gewinnen, daß man sie vom Ast lang herunter abreißt, die Rinde dabei mit losschälend, und die Birke fängt leicht an zu bluten. Manche Zweige aber sind über- Haupt nicht vom Baum zu trennen. Dann bleiben sie geknickt mit verwelktem Laube hängen, ein Schandfleck für viele Monate. Es möge sich doch jeder zu beherrschen versuchen. Es geht auch ohne Strauß, das beweisen die vielen echten Naturfreunde, die sich sicher eng mit der Natur verwachsen fühlen. Dennoch freuen sie sich nur im Freien ihrer Schönheit, die ihnen unantastbar ist.