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Wappen der Burgherren vielleicht trug? Nach ihm wird im wüsten Geröll gesucht. Tief schon ist von Dr. Rauda bei den staatlichen Inventarisationsarbeiten (Gurlitt) das Tor ausgegraben worden. Die Sohle ist in etwa 0,80 m Tiefe unter der heutigen Oberfläche erreicht. Von Wagen rädern beschundene Prellsteine schützen die eigentlichen Tor pfeiler vor Beschädigung durch den Anprall unsicher ge lenkter Packwagen. Im Innern des Tores gähnen heute leer die viereckigen Löcher, in denen einst Eichenbohlen zum festeren Abriegeln des Tores eingesetzt werden konnten. Uber dem Tore sieht man noch die Reste eines Balken unterzuges, der dazu gedient haben mag, die ungewölbten Teile des Tores zu tragen. Außen stößt an den Torpfeiler, aus dem oben erwähnten Wall herauskommend, eine starke Mauer an, auch sie ist gebrochen. Aber hinter ihr öffnet sich ein zweites Tor, das hinter den Wall führt in einen unteren Burghof, der wohl Pferdeställe und Wagenschuppen enthielt. Heute ist er^von niedergebrochenen Felsmassen fast ver schüttet und harrt der Ausgrabung. Vom äußeren Burgtore führt nun der Weg steil aufwärts. Links begleitet ihn spreewärts eine niedergebrochene Mauer, rechts stellt der Bergkern in die Höhe, auf dem die eigent liche Innenringmauer steht. Auch hier bedeckt ein ungeheures, heute von Rasen und Baumwuchs ergrünendes Trümmer feld den Hang und engt den Aufgangsweg ein. Tief mögen die Mauern da oben noch in der Erde stecken, einst standen sie frei und von ihrer Zinne konnte der Verteidiger den Aufgang von der Schwertseite her durch Pfeil und Bolzen verteidigen. War der untere Burghof erobert und das äußere Burgtor eingerannt, so mußte der Eroberer hier seine nicht durch den Schild geschützte rechte Körperhälfte den Geschossen der Verteidiger beim Hinaufsteigen 30 m lang darbieten. An der linken Seite dieses innenschildigen Aufganges befinden sich noch Reste eines kleineren Turmes, der auf einer steil zur Spree abfallenden Felsklippe stand. Der Auf gang wird enger. Ein Zwischentor, auch heute gebrochen, gebietet dem Angriff Halt. In engem Zwinger zwischen der überragenden Ringmauer, dem Zwischentor und der Auf gangsmauer mögen hier manch wackere Stadtknechte ge blutet haben, ehe die Eichenbohlen des Tores den Axthieben und Stößen der Torramme nachgaben. Jetzt stürmt der Feind über die Tortrümmer weiter auf wärts. Abermals ein Widerstand: Das Innentor. Eng ists in die 2 rn starke Ringmauer eingelassen. Heute liegt es mit seinem Scheitel unter der Erdoberfläche vergraben. Nach Westen ein schmaler Vorhof, nach Süden die Außen mauer und nun entbrennt der Kampf ums Innentor. Wenn es dereinst freigelegt sein wird, dann erst wird man erkennen können, welch gewaltiger Kampfesmut, welche Blutopfer dazu nötig waren, das Tor zu nehmen. Heute gehen wir von hier aus auf der jetzigen Krone der Ringmaner entlang. Bon oben her sehen wir gewaltige Mauerbrocken von gegen 100 Zentnern Gewicht auf allen Seiten der Burg liegen. Sie rühren her vom „Brechen" des Schlosses. Wie dies geschah, ohne Pulver, Dynamit oder sonstige Sprengmittel anzuwenden, können wir uns heute nicht mehr vorstellen. Aber im Innenhof sieht man noch gegenwärtig tiefe Löcher in die Ringmauer eingemeiselt, an mehreren Stellen sind etwa 1—2 cbm Steine heraus gerissen. In dies entstandene Loch setzte man Keile und Hebebäume ein. Dann wurde alles fest verrammelt, mit Wasser zum Verquellen übergossen und dann wuchtete man die Mauerkrone ab. Sie richtete sich auf, zerriß ihren seit lichen Verband und ein mächtiger Block stürzte kopfüber zu Tale. Dann nahm man das nächste Mauerstück in An griff und brach so im Laufe längerer Zeit den ganzen festen Mauerbering in Stücke, die zu Tale rollten. Heut liegen sie im Kranze rings um die Burg her, Farnkra ut und Holunder wuchern auf ihnen, Fichten haben sich mit ihren Wurzeln in ihre Risse und Löcher gebohrt und stehen festgeklammert auf den Trümmern. In der Ostecke der Ringmauer stand einst der Turm. Auch er ist gebrochen und seine Höhe ist dem Erdboden gleichgemacht. Aber immer noch steckt er 4 m tief in der Erde, seine 1,40 m starke Mauer ist sorgfältig hergestellt. Der Innenraum ist reichlich 2 m im Durchmesser, bietet also nicht viel Raum. Als Burgverließ ist dieser Turm daher wohl kaum benutzt worden, er dürfte aber umso höher ge wesen sein und als Wachtturm gedient haben. Im Burghofe endlich bezeichnet eine heute etwas ein gesunkene Stelle den Brunnen. Er liegt dicht neben dem Turm. Sonst bietet der Irmenhof nichts bemerkenswertes außer einigen Breschen, die sorgfältig mit besserem Mauer werk geflickt sind, und einer sich ringsum ziehenden Mauer abgleichung, die auf eine zweite Bauperiode schließen läßt, in der die Ringmauer um mindestens 2 m erhöht wurde. Die Aussicht von der Burgruine ist heute durch Baum wuchs zwar eingeengt, aber sie mag früher sehr weitreichend gewesen sein. Natürlich fehlt es nicht an Sagen von unterirdischen Gängen, von vergrabenen Schätzen und von schönen Burg fräuleins. Inwieweit diese Volksüberlieferung echt ist, soll später untersucht werden. Heute aber stellt sich uns die Burgruine noch in ihrem gebrochenen Zustande als ein ge waltiges staunenswertes Bauwerk dar, das westdeutschen Ruinen gleichwertig erscheint. Wenn auch die Burg zuletzt Raubrittern als Sitz gedient hat, so ist doch nicht anzunehmen, daß dies von Anfang an der Fall war. Ihre ursprüngliche Bestimmung muß eine andere gewesen sein. Ritter des Stegreifes hatten nicht Geld noch Machtmittel, ein solch gewaltiges Werk zu er richten. m. Ein ander Bild! Hell liegt die Maiensonne über der Burg ausgegossen. Da regt sichs allenthalben am Berge. Mit Spaten, Hacke, Beil und Rucksack beladen, ziehen aber mals Städter dem Berge zu. Aber friedliche Absichten er füllen ihr Herz, die Ruine soll dem Leben wiedergegeben werden und künftig von der Macht der Ritterschaft und der Sechsstädte ein beredtes Zeugnis ablegen. Durch lange Versuchsgräben wurde im Innenhof der Ver lauf von Mauerzügen bereits im vorigen Herbst festgestellt. Wohn- und Wirtschaftsgebäude scheinen hier gestanden zu haben. Aber ihre Grundmauern sind heute tief, tief unter der Erdoberfläche verborgen. Brandschutt der Fachwerk häuser, Granitgrus der Mauerreste und Staub, Pflanzen mulm und Nädelstreu haben im Verlaufe der 600 Jahre den Boden gewaltig aufgehöht. An anderen Stellen wiederum liegen noch förmliche Trümmerhalden, die bei der Zerstörung der Burg durch das Brechen der Mauern sich im Innenhofe anhäuften, sodaß man buchstäblich nicht mehr erkennen konnte, wo der eigentliche Zugang zum Innenhof, dasInnen- tor einst lag. Durch unsere Ausgrabungen kamen wir auf eine Art Torwölbung, die wohl den Rest des Innentores darstellt. Aber noch stehen wir Uber dem Tore, mindestens 2 m tief müssen wir hinab in den durch Steintrümmer dicht