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Nk. 1 Gbsrlaufltzsr Hslmatzeitung - . " 3 To hatte Gustav Andre für alles ein offenes Herz und ein freundliches Auge. Er vergaß über allem Weltgeschehen nicht die traute Heimat, über allein Alltagsleben nicht die Schönheiten und Wunder der Gottesnatur. Und in mancher Mußestunde hielt er Einkehr zu stiller Sammlung und was er schuf, damit^rfreute erliste Mitmenschen. Wohl mag,' ein tückisches Lungenleiden sein Schaffen oft beeinträchtigt haben, aber die Schaffensfreude Konnte es Ihm nichl,raubeii, obwohl er sich aus Gesundheitsrücksichten veranlaßt suhlte, 1904 In den Ruhestand zu treten. Im schönen Davos suchte er.aus Anraten seines Arztes Heilung, doch konnte er nu.r Linderung finden. 2m Frühjahr 1907 trat seine angehende Erblindung, die mitbestimmend für seine Reise nach Daoos war, ein. Seine eheliche Verbindung, welche er wegen seines Leidens erst nicht den Mut hatte einzugehen, schloß er dann doch, nist nicht blind und verlassen dazustehen, bedauernd, daß er es nicht früher getan. Inzwischen war er nach Lange- brück übergesiedelt. Die Spalten der „Langebrücker Noch- richten"°trugen noch manche Probe seines Schaffens und Könnens in die Öffentlichkeit hinaus, der er bis in sein hohes Alter noch viel Schönes aber auch Ernstes zu sagen halte. Nach achtjähriger glücklicher Ehe, am 9. Mai 1916, nahm er Abschied von dieser Welt. Ihm, der die Erstarkung seines Vaterlandes und die Gründung seiner festen Einheit mit erleben durfte, blieb es erspart, all das Elend mit an- schäucn zrl müsse», welches hercingebrochen ist. Möge sein Geist erhalten bleiben in den Reihen nachfolgender Ge schlechter, uns initzuhclsen am Ausbau deutscher Trümmer- hätten, so wie in manchem Herzen ein Gedenken seiner welterlebt. Quitten- Gustav Andre- „Die zehn Zungsraukn", „Ruth", Nachlaß. - I. Wilhelm 7 „Unsre Heimat die Lausitz". Langebklicker Nachrichten- Gedichte, Auszeichnungen seiner Gattin. - . Wmfernacht (Äur „Stadtbilder") Verschneite Gärten hinter dunklen Zäunen, Frojlstarr stehn Bäume, geisterhaft gereckt, Um öde Plätze hocken Häuserblöckc, Vereinzelt dort noch eine Lampe' flackt. Durch weit« Straßen schweigt die Winternacht Und dunkle Gassen, -- Und über blaffen Dächirn hängt d<r Hiinmel sternenlos. Gustav Wols-Weisa. Bom Schwedenstein bei Pulsnitz /Ä^as „Nordwestlausitzec Bergland" zwischen Bischoss- werda, Kamenz und Königsbrück besitzt vier mit Aussichtstürmen und Bergwirtschasten gekrönte Gipfelhöhen: den Butterberg bei Bischofswerda, den Schmcdenstein bei Pulsnitz, de» Kamenzer Hutberg und den Keulenberg bei Königsbrück. Zu ihnen ist neuerdings noch der hölzerne Aussichtsturm auf dem Walberge (nicht Wallbcrge, wie ost geschrieben) bei Lückersdors westlich von Kamenz getreten. Unter den erstgenannten Sipselwarten ist der Schwedensleinturm der jüngste, aber auch er kann aus ein 25 jähriges Bestehen zurückblicken. Dieser Gedenk- log sei uns der Anlaß, Einiges von des Berges Wesen, seiner Geschichte rind seiner wanderkundlichen Bedeutung zu berichten. Vom geologischen Standpunkte aus darf die 418 Meter hohe Schwedensteinkuppe als durchaus beachtenswert be zeichnet werden. Besteht sie doch aus einer dem Granit auf gesetzten Scholle „metamorpher Grauwacke",'einem ersteren an Alter weit überragenden Gestein, aus dem sich bekannt- sich die ganze Kamenzer Berggruppe ausbaut. In einem mit seltenen Nadelhölzern bepflanzten, zu einem Garten umgewandelten Gipfelsteinbruch ist die BerührungssteUe zwischen Granit und Grauwacke gut zu beobachten. Hier zeigt sich die Umschmelzung-der Grauwacke in ihrem höchsten Grade, sie ist zu einem Giimmersels geworden und hat ein pflasterartiges GesÜge angenommen. ' Der Name „Schwedenstein" ist aus älteren Karten nicht zu finden, erst neuerdings ist diese aus dem Volksmundc übernommene Bezeichnung, die ursprünglich nur von des Berges GIpselselsen gebraucht wurde, auf die ganze Höhe übertragen worden, die früher als „Tannen-, Gickels- oder Gückelsberg" bezeichnet wurde. Noch heute trägt eine kleine Häusergruppe an dem unteren Südabhange des Berges den Rainen „Gickelsberg". Die Namensform Schwedenstein ist uns erstmalig in einem Aufsatze des heimatkundlichen Schriftstellers Karl Winter in der „Sächsischen Constitutio nellen Zeitung" vom 3. November 1855 begegnet. Von der Entstehung desselben erzählt der Volksmund: Einst sollen die Schweden auf dieser Höhe ein Lager aufgeschlagen haben, ja, Gustav Adolf soll selbst an diesem Orte geweilt und hier ein Mahl eingenommen haben. Ein unmittelbar am Turm gelegener Tranitblock trägtdieInschrift „OLlZI^V^OOLN stLX 1632". Diese Worte sollen im Jahre 1632 zur Er- innerung an den großen Schwedenkönig in diesen Stein eingemetßelt worden sein. Dies ist natürlich nicht unmöglich. In das Bereich der Fabel ist aber die Nachricht von der An wesenheit Gustav Adolfs auf diesem Gipfel zu verweisen: der große Heerführer des Dreißigjährigen Krieges hat, wie geschichtlich feststeht, niemals in dieser Gegend-geweilt. Auch das Verweilen anderer schwedischer Truppensührer aus dieser oon^den großen Heeresstraßen abseits gelegenen Berghöhe, etwa eines Torstenson oder Karl Xll., wie von mancher Seite behauptet wird, dünkt uns wenig wahrschein lich. Andere wieder glauben das Wort Schwedenstein aus der slavischen Sprache herleiten zu können und führen es zurück aus die Bezeichnung sv/eciu ^--.geheiligt, geweiht, welches noch jetzt.im Masurischen vorkommt und vielleicht in Zusammenhang mit einein altwendischen Wort zu bringen ist. Auf einen ehemaligen Opserplatz deuten allerdings die Fels blöcke auf dem Gipfel mit ihren Vertiefungen und ihrer auffälligen Anordnung hin. Ob dies auch bei dem Berg namen der Fall ist, erscheint uns Immerhin fraglich. Er läßt sich wohl am ungezwungensten so erklären, daß man den Stein mit seiner Inschrift als ein einfaches Erinnerungsmal an den Heldentod des großen Schwedenkönigs aussoßt. Aus einem Bericht über die Weihe des zwölf Meter hohen Aussichtsturincs am 14. August 1898 sei noch folgendes mitgcteilt: Zur Linweihungsseier hatte sich an jenem Sonn tagnachmittag eine äußerst zahlreiche Menschenmenge aus dem Berge cingesunden. Der aus Pulsnitz anlangende Fest- zug, dem sich unterwegs der Gebirgsvcrein Kamenz sowie Vereine aus Nieder- und Obersteina und Elstra anschlossen, und die übrigen Gäste ergaben ein äußerst belebtes Bild. Auf des Berges Spitze, vor dem geschmückten Turme, nahm die Festoersammlung Aufstellung. DerVorfltzende desPuls- nitzer Gebirgs- und Verschönerungsvereins, Herr .Herberg, begrüßte die Erschienenen mit herzlichen Worten und dankte