Volltext Seite (XML)
2lr. s Hberlaußher HelmatzettunZ ü? Seltenere Frühlingspflanzen unserer Heimat Als in Sachsen die Gletscher der Tiszeit ihren Rückzug nach Norden vollzogen, ließen sie ein von Urströmen durchzogenes Tundren gebiet zurück, das wiederum nach der Austrocknung durch den Wind der Steppe Platz machte. Sn gewaltiger Breite durchzog der Elbstrom das Land, von Südosten her Pflanzen mitbringend, die nach ihrer ursprünglichen Heimat in den Steppen um das Schwarze Meer <?ontu8 kuxinus) politische Pflanzen heißen. Der kurze, wasserreiche Frühling und die darauffolgende sommerliche Trockenheit dieser Gegenden ließ nur Pflanzen aufkommen, die nach monatelanger Bor- bereitung im Stillen sich rasch entschließen zu blühen, um ihren Lebens- gang bald adzuschltehen. Auch in unserem andersgearteten Klima haben die politischen Pflanzen diese Lebensweise beibehalten. Im Der- blühen begriffen ist schon der Märzenbecher (I.eucoium vor- rrum), der große Verwandte des Schneeglöckchens. Ost in Gärten angepflanzt, findet er sich wildwachsend nur noch zerstreut auf Wiesen und in feuchten Gebüschen des Elbsandsteingebirges. In seiner unter- irdischen Zwiebel hatte er dir Nahrung aufgespetchert, die das rasche Blühen ermöglichte. Auf sonnigen Hängen des Dresdner Kreises läuten jetzt die braun violette» Glocken der Kuhschelle, über Kühchcnschelle zu Küchen schelle abgewandelt, l?ulratills pratensis) den Lenz ein, im Leipziger Kreise wird sie ersetzt von einem größeren helloioletten Verwandten MulsoMa vulgaris). Zu Pfingsten wollen beide Schwestern schon im Schmucke ihrer federigen Fruchtköpfe prangen. Ost an sonnendurch- gliihten Abhängen stehend, leiden sie auch im Sommer nicht unter der Trockenheit, da eine holzige Pfahlwurzel tief in die Erde strebt in kühlere und feuchte Schichten. Beide Pflanzen sind durchaus nicht so häufig, wie man aus ihrem botanischen Namen schließen könnte. Sie sind im Gegenteil so selten, daß der Landcsverein Sächsischer Heimat schutz sich entschlossen hat, mit Kuhschelle bestandene Hänge zu erwerben, um diese Pflanzen so wirksamer schützen zu können. Nicht der Steppe, aber dem trockenen Klima Südafrikas sind die Heidekrautgewächse eigentümlich. Im südwestlichen Sachsen-, im Vogt lande ist jetzt die Schneeheidc (Lrica carnss) im Verblühen begriffen. Wirtelständige, nadelförmige Blätter und halbzentimcter- lange, fleischfarbige Blüten in einseitswendigen Trauben kennzeichnen diese außerordentlich seltene Pflanze, welche nur noch an ganz eng- begrenzten Standorten erscheint. Wer will sich den traurigen Ruhm erwerben, sie völlig auszurotten? Sämtliche genannten Vflanzcn stehen unter dem Schutze der Säch- fischen Pflanzenschutz-Berordnung vom 23 Mai 1923. Auch Ausgraben und Verpflanzen in Gärten ist verboten. Da sie nicht nur durch Schön heit ausgezeichnet sind, sondern auch wertvolle Aufschlüsse über die erdgeschichtlichc Entwickelung unserer Heimat geben, wird die Allge meinheit gebeten, die Behörden beim Schutze dieser Seltenheiten zu unterstützen. Diejenigen aber, denen von Pflanzensreunden ein höf licher Vorhalt gemacht wird, sollen sich doch einmal überlegen, daß gewiß niemand gern andere, fremde Menschen zur Rede stellt, daß sie das nur tun, weil sie beseelt sind von dem Wunsche, nicht sich allein sondern auch der großen Allgemeinheit die Freude an Schönheit und Erkenntnis zu erhalten. Freie Vereinigung Lausitzer Schriftsteller Löbau, der alte Mittelpunkt und Vorort des Sechsstädte, bundes, hatte auch am Mittwoch, dem 23. April, die alte An ziehungskraft bewährt, als es wieder einmal galt, die Lausitzer Schriftsteller zusammenzuführen. Von der Röder und Pulsnitz bis zum Queiß hatten sich im „Reichshof" ziemlich viele zusam- mengefunden, um nicht nur Standes- und Berufsinteressen zu vertreten, sondern auch um gegenseitig sich durch Darbietung neuer Arbeiten zu erfreuen und anzuregen. Bon anwesenden, weithin bekannten Geistesarbeitern unserer schönen und eigenartigen Heimat, deren Schönheit und Eigenart darzustellen sie besonders bemüht sind, wollen wir nur die folgenden erwähnen: Wilhelm Friedrich. Reichenau, Oskar Schwär. Dresden, Fritz Der. tram-Lauban, Otto Schöne-Sohland am Rothstein, Franz Rösler.Schirgiswalde, Frau Helbig-Tränkner.Zittau. Oskar Schwär, der Vorsitzende der Bereinigung, begrüßte die Versammlung, Schriftleiter Herbert Henkner-Bautzen gab einen Bericht über die letzte Sitzung der Vereinigung in Bautzen, vor allem über das im Entstehen begriffene Bereinsarchiv, indem die Veröffentlichungen der Bereinsmitglieder und biographische Nachrichten über diese gesammelt werden sollen. Dr. Curt Müll er-Löbau regte mit Erfolg an, daß diese Zentralstelle des heimatlichen Schrifttums in Bautzen auch ein Verzeichnis aller periodischen Veröffentlichungen, sowie aller öffentlichen Büche- reien und Museen des Heimatgebietes bearbeiten solle. Als nächster Zusammenkunftsort wurde Lauban festgesetzt, woselbst ein Lausitzer Heimatabend veranstaltet werden soll. In der durch die Teilnahme von geladenen Gästen erweiterten Abendsitzung las Oskar Schwär sein neuestes Werk, ein OberlausitzerDolksstück „Mitmenschen" vor, ein Drama, das recht lebensvoll den Beweis lieferte, daß sich auch in unserer so derben Mundart durchaus ernste Wirkungen erzielen lassen. Eine lebenskräftige junge Witwe, die in unglücklicher Ehe an einen nicht zu ihr passenden Mann geschmiedet gewesen ist, gilt als Männeroerführerin im Dorfe. Ihr rücksichtsloses Eintreten für eine Verführte und auch ihr sonstiger Gegensatz zu der engherzigen Dorfmoral verbittert ihr das Leben, bis sie diesem ein Ende macht, weil sie sich selbst in ihrem Durst nach Lebensfreude vergessen hat. Dann bot Frau SusiWagner- Arnsdorf mit klangschöner Stimme einige Wanderskizzen dar; in der einen: „Wallfahrt nach Marienthal" trat uns die so sympathische Gestalt der berühmten Sängerin Henriette Sonntag plastisch entgegen. Gustav Wolf- Weifa konnte die Anwesenden mit den in lodernden Worten und Rhytmen gedichteten und gesprochenen Schöpfungen eines jungen Lausitzers bekanntmachen, der vorläufig ungenannt bleiben will. Von besonders starker Wirkung war das „Gebet", auch eigene Gedichte trug er wirkungsvoll vor. Richard Plesky»Löbau erfreute die Vereinigung durch den Vortrag seines lustigen Schwankes in Hans-Sachsweise: „Turner an der Himmelstür", für die ein ebenso herzliches Lachen danken konnte wie für die trefflichen Mundartvorträge von Fritz Bertram-Lauban, der ein eigenes Stück „Aus der Schule" und einige andere von dem verstorbenen Görlitzer Dichter Barber sehr ausdrucksvoll darbot. Noch lange hielt der höchst anregende Abend die Bereinigung und ihre Gäste zusammen, und wer Übernacht geblieben war, erfreute sich am Donnerstag morgen bei einem Rundgange durch unser Städtchen der leider nur noch spärlichen Reste aus alter Zeit. Aus der Gberlausitz Demitz-Thumitz. Walpurgisfrier! So lautete die Einladung des Gebirgsvereins Demitz. Klosterberg. Bei rinbrechender Dunkel- heil wanderten deshalb auf den verschiedensten Wegen Männer und Frauen, Burschen und Mädels nach dem Klosterberge in die gast- »chen Räume des Bergwirtes Rößler. Auch für Wanderer von Bischofswerda und Bautzen mar die gastliche Stätte das Ziel dieses Abends. Kein Besucher wird die Wanderung bereuen, sondern ge- miß gern der verlebten angenehmen Stunden gedenken. Dom Turme sah man in der Nähe und Weite lodernde Brände, sie gaben Zeug nis davon, daß die althcidnischrn Sitten und Gebräuche weiter leben. Aus dem Spiel- und Sportplätze am Turme schlugen die Flammen zur Freude der Hunderte von Zuschauern empor. Reichhaltig waren die Darbietungen des Vereins in der Veranda. Herr Kaufmann Kretzschmar begrüßte die Mitglieder und werten Gäste mit herz lichen Worten und kräftigem Bergheil, während Fcl. Kretzschmar den Prolog ausdrucksvoll sprach. Der Dcmitzer Männrrgesang- verein umrahmte in liebenswürdiger Weise die Darbietungen durch entsprechende Gesänge. Die Bedeutung der Walpurgisfeier schilderte in einem kurzen Vortrag Herr Lehrer Zaunick. Besonderen Bei- fall erweckten 12 junge Mädchen durch Aufführung eine» Hexen tanzes; Herrn Weber gebührt für die sorgfältige Einübung be sonderer Dank. Mit tiefer Wirkung wurde von Frl. Häntzschel das Hexenlied von Ernst von Wildenbruch oorgrtragen. Frau Knechte! erfreute alle Anwesenden durch mehrere Lieder zur Laute in angenehmster Weise. Weiter wurden in einer Altweibermühle gebrechliche, alte Personen in fesche Dirndel und Buam verwandelt. An diese allerseits beifällig aufgenommenen Borträge und Dorfüh- rungcn schloß sich ein nicht rndenwollcndes Tänzchen an. Bis zum Schluß war Lust und Freude. Die Feuer waren längst verlöscht. Die Sonne stieg im Osten auf. Die Vöglein zwitscherten ihr Morgenlied, als die letzten Walpurgler ins Tal hinadzogen und das Maicnlied erklingen ließen: „Der Mai ist gekommen!" Werbt für die Gberlausitzsr Heimatzsiturrg!