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Tberlaufltzer Helmatzeltung 46 ^c.-4 Zu den Burgen de» mittleren Lausitz gehört auch die Befesti gung des Schönauer Hutberges, der den Eigenschen Kreis und da« Pließuitztal beherrscht hat. Nähere Einzelheiten über die Zeit ihrer Errichtung und Zerstörung sowie sonstige geschicht. liche Angaben von Belang fehlen vollständig. Zu der östlichen Oberlaufitz ist die Burg Seidenberg zu neunen, über die wir durch die Im Sommer 1922 von Görlitz aus veranstalteten Ausgrabungen wichtige Ausschlüsse erhalten haben. Nach dtu gemachten Funden ist die Burg deutschen Ursprungs, und zum Schutz gegen slawische Überfälle errichtet worden, aber wahrscheinlich um 1427 in den Husfitenftürmen zugrunde gegangen. Hierher gehört auch die sogen. Zangen- ^ch.urg oder das castruar l.esie, wie sie io einer Urkunde aus dem Iah« 1247 genannt wild. Es kann sich hierbei nur um ' da» Städtchen Marklissa handeln, wo wir Im .Burgholz' tatsächlich noch Spuren finden. Sie wird ebenfalls den Hussiten zum Opfer gefallen sein. Ein paar Kilometer oberhalb der Stadt finden wir aus dem linken Queisufer dir großartige Burg Tschocha, dir vor dem 1.793 erfolgten Brande als die best erhaltene mittelalterliche Burg zn gelten halte. Der Wiederaus bau, der süns Zähre später staltfaud, entsprach io keiner Weis« dem ursprünglichen Bilde. Erst im Zahre 1909 erfuhr sie eine gründliche Restaurierung durch den berühmten Burgenbaumeister Bodo Ebhardt, und heute ragt fie, vollständig In ihrer ehema- ''ligen Gestalt, als. eines dcr<prächti«ften Schmuckstücke des Schlesierlander, hoch über der Marklissaer Talsperre. Ihr Name ist bestimmt slawischen Ursprungs, aber aus dieüm 1300 errichtete- deutsche Burg übertragen worden. Seit mindestens 1391 ist sie im Besitz der Burggrasen von Dohny-gewefev. — Etwas süd westlich von Tschocha lag die BurgSchweria, die noch vor wenigen Jahren durch ihre ungemein stattliche Ruine di- Auf merksamkeit jedes Wanderers/erregte. Leider setzten die ,Be mühungen, sie zu erhalten, viel zu spät ein und wurden bann durch den Weltkrieg abgelebt. Es ist sehr zu bedauern, daß gegen Ende des Jahre» )915 der bei weitem größte Teil der imposanten Ruine vollständig eiugestürzt ist und daß keinerlei Aussicht besteht, mit den kümmerlichen Resten noch etwas an sangen zu können.. (Ich war höchst bestürzt, als ich bei meinem letzten Besuche im Jahre 1922 die trostlose Trümmerstätte Er blickte. Der Berichterstatter.) — Beiläufig sei an dieser Stelle noch der erneuerten kleinen Neidburg auf dem rechten Queisuser gedacht. Bevor sich der Redner den Burgen des gcbiraigen Süd- teile» der Oüerlaufitz zuwendete, gab er in großen Zügen «Inen- Überblick über die Ziele und die Verfassung des Lausitzer Sechs- ' itädlk-Bundes. Zutreffend ist es, daß im Anfang ein wesent licher Teil ihrer Ausgaben in der Sicherung der großen V-r- dilldungswege gegen räuberisches Gesindel bestand. Ihre Ziele entwickelten sich aber, später in dem Sinne, daß die Bürger einen möglichst hohen Grad von Selbständigkeit anstrebten uud daher geneigt waren, auch gegen die tatsächlichen Reste des Adels vorzugehen. Tast alle Geschichtsschreiber der damaligen Zeit standen im Dienst der Städte. Ls ist daher die Vermutung nicht ganz unbegründet, daß ihre Darstellung hin und wieder ein seitig zugunsten der Städter ausgesallen ist. Bon der Gegenseite find chronistische Aufzeichnungen und dergleichen nicht aus unsere Zeit überkommen. Außerdem find die geschichtlichen Vorgänge späterhin durch romantische und phantastische Köpfe, durch sagen- haste mündliche Ubrrlleseruugeo, durch Dichter upd belletristische —Schriftsteller verschleiert worden. Die Gewohnheit des Balke», jede Ruioe wahllos als ein ehemaliges Raubneft zu bezeichnen, hat unter den Forschern zeitweise eine heillose Verwirrung her- oorgerusen und manchem hochachtbaren ÄdelLgeschlechi der Oder- laufitz schwere» Unrecht zugesügt. Die bloße Uder.lieserung ist daher allenthalben mit unbedingter Vorsicht aufzuuehmen. Die bedcuieubste aller Burgen.der Südlaufitz ist offenbar Ser Oybin. Sein« Geschichte dürfen wir heute als hinlänglich bekannt voraussetzen. Unter den älteren Oydioforschern ist namentlich der Zittauer Diakoflu« Christian Adolf Pes check zu nennen, der sich besondere Bedienst«-erworben hat. Sie find gebührend anerkannt worden durch das ihm im Zahre 1861 auf dem Berge gesetzte Denkmal. Seine Feststellungen bilden im wesentlichen auch die Grundlage für Mofchkau, der in seiner 1884 erschienenen OybimChronik eia beinahe lückenlose« Ber- zeichn!» der einschlägigen Literatur ausgestellt hat. Dieses Wert hat aber leider in den Inzwischen verflossenen vier Jahrzehnten keine entsprechende Fortsetzung erfahren. Im übrigen ist die Moschkausche Chronik rist, für die neuere Zeit zuverlässig. Der bedeutendste Oydinforscher der Gegenwart, der in vieler Hinsicht Pescheck überholt hat, ist der in Zittau im RuHestond lebende, aber noch Immer unermüdlich tätige ehemalige Pfarrer von Oybin-Lückendorf, Oskar Sauppe. Er hat für die Klar stellung der ihm über alles gehenden geschichtlichen Wahrheit außerordentliche» geleistet und tu ergiebigster Weise reiche wissen schaftliche Schätze gehoben, die in den Archiven zu Prag, Wien und .anderwärts begraben waren. Ewig schade nur ist er, daß das Savppe'fche Lebenswerk im Zusammenhang nicht zugänglich ist. Seine zahllosen Aussätze finden sich möglichst zerstreut in den verschiedenarttgstcn Tageszeitungen und Fachzeitschriften. Hier könnte ein Jüngerer (ich denke in erster Linie an-sciven hoch- befähigten Schwiegersohn, den Telegrapheninfprklor Seidel in Zittau) sich durch ersprießliche Sammeltätigkeit ein großes Verdienst nm die Heimotsorschung erwerbzn. Auch in 3-knnst wird jeder Oybinschrislfteller und -Forscher.in allen wesentliche» Fragen aus Sauppe angewiesen sein. Au zweiter Stelle ist der Karlssrie d an der Gabler Straße zu nennen, an dessen Erschließung der Zittauer Globus wrsent- lich beteiligt ist. Er wurde 1357 von Karl IV. als kaiserliche Zoll- und Grleitrburg errichtet, aber bereits 1424-von den Hussiten erobert und zerstört. Nach nochmaliger-Wiederderstel- lugg traten Umstände ein, welche^die Zitlauer veranlaßten, die Burg 1441 käuflich zu erwerben zum Zwecke de« Schleifung. — Weiterhin liegt südöstlich vom Lückendorser Forsthaus der sog,,Raubschloßberg', eine 535 Meter hohe Basaltkuppe. Es ist möglich, daß sich auch aus diesem Glpsel eine Burg be funden hat, doch Hot sich bis jetzt uoch k-iuerlei Nachweis er- bringen laffrns — Aus dem südöstlich der Forsthanjes Ne. 6 lügenden Falken berg find noch spärliche Trümmer der alten Burg vorhanden, die zuverlässig bereits lrn Jahre 1190 beständen hat und Im Jahre 1437 aus Befehl de« Kaisers Siegtsmund zerstört wurde. - Auch dcr Schloßberg zwischen Gioßmerg- thal und yermrdorf kommt al« Träger eine« alten Befestigung in Betracht. — Schließlich wurde noch Schloß Mühlstein auf Haldem Wege zwischen der Lausche und der Stadt Zwickau ein- -gehend gewürdigt. Aus dem 562 Meter hohen Saudsteinseljeu wurde ein» 1347 wahrscheinlich schon vorhandene Befestigung in eine Geleitsdurg umgewondelt. Noch im Jahre 1793 Hot dort ein mächtiger Wartlurm gestanden, der die ganze wett« Um gegend beherrschte, aber damals wegen Gefährdung de« auf- genommenen Steinbruchbetrieds gesprengt werden mußte. — Im Zusammenhang mit den letztgenannten, schon aus böhmischem Gebiet gelegenen Burgstätten sind noch die Burgen Grafen stein. Roynungen uud Tollenstrin zu nennen. — Zum Schluffe wurde uoch eingehend der 1399 zerstörten Barg Rohnav bei Hirschselde gedacht, deren Verhältnisse als allgemein bekannt vorausgesetzt werden dürfen, sodaß sich Einzelheiten an dieser Stelle erübrigen. *) In einem letzten Abschnitt kam der Vortragende aus da» Ritterwesen der Oberlausitz zu sprechen. Verschiedene Umstände sind daran schttld^dsß-davps-wrnl4-Ksnde-zu-rms gedrungen ist. Die ersten deutschen Ritter, die mit bestimmten kriegerischen Ausgaben die Lausitz bettzateu, waren viel zu sehr aus ihr eisernes Handwerk eingestellt, als daß sie Muße uud Neigung zur Betätigung schöngeistiger Regungen hätten «Sb- rigen können. Die furchtbaren.Drangsalierungen und Heim- fuchungrn, deyeu unser Gau dann während der folgenden Jahr hunderte aurgesetzt war, ließen bei den erdeltgen Geschlechte» ebensowenig wie bei Bürgern Und Bauern einigen besondere? Wohlstand anskommen. Weiterhin fehlte hier eine fürstliche Hof haltung, die in Bezug auf Lebenrverseiuerung, höfische Sitte»