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Am 23. Februar sand als außerordentliche Veranstaltung ein fünfter öffentlicher Vortragsabend, und zwar zugunsten der Ruhr hilfe, statt. D-.r Andrang hierzu war geradezu lebensgefährlich, trotz dem gleichzeitig zwei ebenfalls sehr stark besuchte Darbietungen vor sich gingen. Leider stand nur der Schlltzenhaussaal für diesen Zweck zur Verfügung, da die beiden größeren Säle der Stadt infolge der ungeheuerlichen Kosten für gewöhnliche Sterbliche unerschwinglich geworden sind. So kannte mancher wegen totaler Überfüllung des Saales beim besten Willen keinen Einlaß mehr finden. Kein Wunder: Bertha Zillessen aus Bautzen sprach! Ais erste Dame hatte sie Ende Ol'iber vorigen Jahres im Globus am Rednerpult ge standen nn damals einen Erfolg erzielt, der künftig jede Reklame für sie überflüssig macht. Ihre glänzenden Lichtbildausnahmen sind aerade in der Lausitz hinlänglich bekannt, sodaß jedes weitere Wort darüber entbehrlich tst. Ader auch als Rednerin ist sie eine der lieben-würdigsten und hervorragendsten Erscheinungen, die mir je begegneten,cinePersönltchkeit von wohltuender,erstaunlich.abgeglichcner Harmonie und reifster Kunst- und Lebensanschauung. 2n knapper ade, erschöpfender Form, eine Meisterin der deutschen Sprache, deren Prosa Lyrik und Musik ist, gibt sie ihren herrlichen Bildern das Geleite, immer den wesentlichen Kern stimmungsvoll betonend. Ihr Kllnsilerauge, ihr keusches Dtchtergemüt adelt das Unbeachtete und schafft Stimmungen von unbezwinglicher Bannkrast. Diesmal sprach Fräulein Zillessen über „Deutsche tzeimatbilder aus besetzten Gebieten (Ruhr und Niederrhein)". Drei Gebiete waren.es, dte.sie besonders ausführlich behandelte: die Gegend von Witten im Ardcygcbirge (einem zum Haarstrang annähernd parallelen, westlich davon ver laufenden Höhenzugc), das bergische Land (Sitz der weltberühmten Solinger Stahlindustrie) und ihre eigentliche Heimat, den Nieder rhein kurz vor seinem Übertritt nach Holland. Das Westsalenland bietet in unmittelbarer Nähe der noturzerstärenden Industrie mit ihren Wäldern qualmender Schlote und ihren öden, kahlen Siein- halden die überraschendsten Landschaftsidylle; lauschige verträumte Dörfchen in blumenübeisätem Wtesengrund, rauschende Bäche, ragende Wälder und stolzer Burgen Reste mit reicher geschichtlicher Ver gangenheit. Auch das bergische Land ist an mannigfachen natür lichen Reizen nichi arm. Mit besonderer Innigkeit aber gedachte die Rednerin ihrer , ursprünglichen und ersten Heimat, des Nieder rheins. Obwohl die herrlichen Berggclände des mittleren und oberen Laufes mit ihren Nebenhügeln und zahlreichen Burgen fehlen, hat auch die weite Ebene stark anziehende Schönheiten. Dec gewaltige, von allen einengenden Fesseln befreite Strom und sein fruchtbares Ufergelände bieten herrliche Bilder: Kaiserswerth, die Stätte des saalischen Prinzenraubes,Orsoy, dasHeimarstädtchen derVoriragenden, die melancholische Niederung des Roerfiusses (der nicht mit der westfälischen Ruhr verwechselt werden darf). Mit liebevollem Auge hat die Künstlerin Land und Leute, aber auch die übrige belebte Welt und die Natur in ihren gewaltigsten Äußerungen erfaßt. Tech nische Schwierigkeiten scheint cs für diese unumschränkte Meisterin der Kamera überhaupt nicht zu geben. Davon zeugen ihre herrlichen Blumenbilder — es sei nur an die schlechthin glänzende Aufnahme von dlzrmpkasa ulba und dlupkar luteum an ihrem Standorte oder an die packende Wiedergabe der sturmgepeitschten Natur erinnert, bei der alles Leben und Bewegung ist. Schmälende, wirre Nebel schwaden, im Wasser glitzerndes Mondenlicht, wild dahin jagende Wolkenballen bannt sie mit gleicher Sicherheit auf die Platte. Und wie Ibsens Peer Gynt haucht sie mit dichterischer Phantasie im be gleitenden Wort den dunklen Luftgebilden Leben und Gestalt ein. Es war ein herrliches Stück deutscher Heimaterde, was diese begnadete Priesterin der Kunst einer unübersehbaren Menge in Wort und Bild vorsührte. Und wenn sie auf die gegenwärtig bittere Not dieser arg gefährdeten deutschen Gaue zu sprechen kam, dann klang es immer wieder tn flammendem Zorn durch: „Sie sollen ihn nicht haben, den freien deutschen Rhein" Brausender Beifall und warme Begeisterung waren der Aus klang des herrlichen Abends. Und der einmütige dringende Wunsch an die Adresse von Bertha Zillessen: „Auf möglichst baldiges Wiedersehn!" Bruno Reichard. Eibau. Der Hu mb oldtverein Eibau hat sich nicht vor zu hohen Unkosten gescheut und im bisherigen Winter eine ganze Reihe sehr wertvoller Vortragsabende veranstaltet. Reiseschriststeller Nentwich-Berlin bot herrliche Bilder aus dem Lahn-Tal; Professor Dr. Neumann-Dresden nollendete Borträge über die Natur als Künstlerin und Tiere als Eltern; Bertha Ztllessen-Bautzen wundervolle Bilder Lausitzer Winierlandschasten und Assessor Iedicke-Großschönau erzählte Erlebnisse aus Südwestasrika. Nach dem Lande der Mitter nachtssonne führte einen überaus vollen Saal von Besuchern der Islandforscher Mag. Küchler und an einem zweiten Vortragsabend von ihm über die Wunderwelt der Färärer war der Andrang außer ordentlich groß. Andere Dortragsvrranstaltungen sind noch'in Aus sicht genommen. Der im vorigen Jahre beschaffte, von der optischen Anstalt Fchrmann-Zittau gelieferte Krupp-Ernemann-Lichtbildcr- Apparat hat sich glänzend bewährt und bildet einen Schatz, aus welchen der Verein in jetziger Zeit stolz ist. Der Humboldtoerein Eibau steht jetzt vor einer bedeutenden Veränderung, indem das dem Verein gehörige Museum aus den nunmehr 25 Jahre inne ge habten Räumen im Gerichtskretscham nach dem Beckenberggcbäude verlegt werden soll. Die Gemeinde Eibau stellte dem Verein dort unentgeltlich Räume zur Verfügung. Der Umzug wird im Frühjahr erfolgen, sodsß das Museum bereits im Sommer der Öffentlichkeit zugängig sein wird. Mitteilungen der Gchriftleitung Die wirtschaftlichen Verhältnisse haben uns leider gezwungen, eine Nacherhebung von Bezugsgeld für das l. Vierteljahr 1823 zu sordern. Diese beträgt 4VV Mark. Da bis heute noch eine Anzahl Abonnementsbeirüge für das IV. Quartal 1922 und 1. Quartal 1923 autzenstehen, werden wir in den nächsten Tagen diese sowohl wie die Nachforderung durch Postnachnahme erheben und bitten wir, wegen Portoersparnis, überall um pünktliche Einlösung. F. R. C. Besten Dank für eingesandte Beiträge. Leider keine Verwendung. Abrechnung erfolgte am 23. Februar. Aus dsr Gberlauslh Zittau. Einen prächtigen oberlausitzer Heimatabend hat un längst der als Dialektdichler weitbekannte Oberlehrer Matthes von hier lausitzer Landsleuten in Berlin bereitet. Der Abend, den die Oberlausitzer Bereinigung in Groß-Berlin im dortipcn Saale der Deutschen Bühnengcnossenschaft veranstaltete, war stark besucht. Der riesige Beifall, der dem lieben Landsmanns zuteil wurde, legte Zeugnis ab für sein Können in Vortrag und Dichtung. Heitere und ernste Dichtungen wechselten ab und die lauschenden Landsleute, die fern von der Heimat weilen, fühlten sich beim Klange der lieben heimatlichen Mundart zurückversetzt nach der Stätte ihrer Kindheit, der trauten lausitzer Heimat mit ihren Wäldern und Auen, ihren Städten und Dörfern, wo die Wiege stand; daß bet den ernsten Gaben Bihms-Korles auch manches Auge feucht wurde, sei nicht verhehlt. Nach dem öffentlichen Vonrage blieben die Landsleute noch einige frohe Stunden ungezwungen mit dem Heimatdichter zusammen. Daß dieser trotz seines Alters die Reise nach Berlin noch einmal unternahm, sei ihm auch an dieser Stelle öffentlich gedankt. Büchermarkt*) Preis de» Buche» ausschließlich Porto 20ö.- Mk. 1000.- „ 1000.— „ 1000.- „ 1000.— „ 300.- „ Grenzgeschichten (2. Auflage) Rund ums Zollhaus Zurück zur Natur! Der Kottmar und seine Sagen Durch den Verlag der „Oberlausitzer Heimatzeitung" (Buchdruckerei von Alwin Marx) Reichenau, Sa., sind zu beziehen: Friedrich, Bus der Aranzosenzeit Gärtner, Abklauflher Loft Rösler, Rösler, Claude, A. Schöne, O. , Schöne, O. Sagenbuch des Zittauer Gebirges 1000 — „ Schöne, O. Oybinsagen 500— „ * * * Abrlaufitzer Guttlieb 200 — „ Schwär, O. Der Bierkrieg: - 300 — „ -) Bei Ankündigungen im „Büchermarkt" kostet dl« einspaltige Zeile lv Mark. ^67111der Gberlausiher Hsimatzeitung bei freier Su- ———5- stsllung durch dis Post Mk. ISO.—, durch den Boten MK. 700.— freibleibend (zuzüglich Duchhändler-Auschlag). — Zahlungen Können auf das Postscheckkonto Amt Leipzig Nr. 275.34 erfolgen. — Bei Nichtabbsstellung spätestens 14 Tage vor Beginn eines Vierteljahres läuft das Abonnement weiter. Anzeigenberechnung: D-- 2nseratsnteil besteht aus zwei —2 2- Spalten. Die Berechnung erfolgt nach Petitzsilen und beträgt der Preis für eins solche in einspaltiger Breits (SO mm) 20 Mark, Asklamezeile (Sl) mm) 30 Mark, unter Büchermarkt (in gleicher Breite) 10 Mark. Verantwortlicher Leiter: Gtto Marx, Deichenau, Sa. Druck und Verlag Alwin Marr, Buchdruckers! und Leitungsverlag G. m. b. H. in Aeichenau, Sa.