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4. Jahrgang Nr. N Sonntag, 28. Götober (Gilbhart) 1923 Drucf u.VeriLuz:Älwin Marx (Infi. OttoMa^-) Sudiausttzev Nacfimcstten.ReLciienau^Sa. Gefck)ick)ie, u nst^Liiepatu p" Hauptjchriftlsitung: Gtto Marx, Reichenau, 6a.; sür Geschichte, Dorgeschichts, Noll'vöunde, Sagen und Aberglauben Dr. Frenzel, Leipzig - GMch, Hauptstr. 35; für Naturwissenschaften Dr. HsinKe, Zittau, Komturstr. 5; für Kunstgeschichte und Kunstgswerbe Dr. Reinhard Müller, Zittau, Stadtmuseum, Klostsrgasss 1; für schöngeistige Beiträge Max Seidig, Bautzen, Wsttinstr. 18s. Manuskripten ist Rückporto bsizufügsn, da sonst ein Anspruch aus Rücksendung nicht besteht. Postscheckkonto: Leipzig Nr. 27534. Bankverbindung: Girokaste Reichenau Nr. IS. Privat- und LommerzbanK A.-G., Zweigstelle Reichenau, 6a. Gewerbebank Reichenau, 6a. Blatter für Heimatkunde Scstristleitung unö Geschäftsstelle ift'Neichenau, Sa. Fernsprecher Nr. 2lA Unbenerhtigrer Nach verboten Musiker, die in der Oberlausitz geboren sind M. Gondolatsch-Gürlitz or reichlich hundert Jahren schrieb ein Reisender in der „Leipziger Allgemeinen Musikalischen Zeitung" über Görlitz und seine Umgebung:3ch kam vor einigen Jahren in eine deutsche Mittelstadt, die in manchem Betracht einen guten Ruf hat, in Absicht auf Musik aber (so wie diese ganze Provinz) nicht den geringsten." Heute nennen wir Görlitz gern eine „Musikstadt" und die Schwesterstädte an der Mandau und an der Spree werden mit Recht auch von diesem Titel Gebrauch machen wollen: überhaupt gehört die ganze Oberlausitz jetzt unstreitig zu den sangesfrcüdigsten Gegenden unseres Vaterlandes. Untersuchen wir nun einmal, ob das Urteil des Reisenden, der im übrigen nach allem, was er sonst über Görlitz und Bautzen schreibt, ein verständiger und wohlwollender Mann ist, auch nur vor hundert Jahren berechtigt war. Wir müssen natürlich darauf verzichten, heute etwa feststellen zu wollen, ob die damals in unserer Heimat gemachte Musik gut oder schlecht gewesen sei. Eine Konzert musik in unserem Sinne gab es damals kaum, und was an solcher Musik etwa geboten wurde, fand keinen Niederschlag in Zeitungen und Zeitschriften, denn auch eine musikalische Kritik nach unserer Art gab es noch nicht. Die damalige öffentliche Musik war Gebrauchsmustk beim Gottesdienst in Dorf und Stadt, bei Feiern verschiedener Art in den Gymnasien der größeren Städte, bei Volksfesten und mancher lei Aufzügen durch den Stadtpseifer und seine Gesellen. Aber auch hierüber erzählen die zeitgenössischen Berichte höchstens das Tatsächliche, niemals beurteilen sie das Dargebotene. Wir bemerken aber bei Durchsicht der in Frage kommenden Quellen mit Erstaunen, wie groß die Anzahl der Musiker ist, die die Oberlausitz heroorgebracht hat. Sind auch keine Namen von Weltruhm darunter, so dürfen wir doch nicht gering von ihrer Kunst und der Bedeutung für ihre Zeit denken. „Der gewaltige Aufschwung, den die musikalische Kunst im letzten Viertel des 18. Jahrhunderts nahm, hat manchen Stern zweiter Größe übersehen lassen, den die Morgenröte der aufgehenden großen Sonnen Haydn, Mozart und Beethoven von der einen und die Abendröte der unter gehenden I.S.Bach, Händel und Gluck von der anderen Seite überstrahlte. Die Bahnen dieser zu durchforschen und ihnen ihre Stellung im Weltenplane anzuweisen, ist die dankbare Aufgabe der musikalischen „Ährenleser" der Gegen wart." (Rabich.) — Nehmen wir das Riemannsche Musik lexikon zur Hand und durchblättern es in Rücksicht auf ge borene Oberlausitzer, so finden wir die stattliche Anzahl von 55 Namen; das sind also diejenigen Künstler, die für die Musikgeschichte auch heute noch von allgemeiner Bedeutung sind. Die Durchsicht des 1790 erschienenen „Historisch-Bio graphischen Lexikons der Tonkünstler" von Ernst Ludwig Gerber und des etwas jüngeren „Oberlausitzer Schriftsteller- Lexikons" von Otto bringt uns noch eine ganze Reihe Musiker der früheren Zeit, die des Röderschen Lexikons „Geborene Schlesier" noch einige weniger bekannte Männer aus dem 19. Jahrhundert hinzu, auch geben die ortrgeschichtlichen Quellen noch manchen Beitrag, so daß wir im ganzen auf etwa LOO Namen kommen. Wir werden nun, um etwas Übersichtlichkeit in diese große Zahl zu bringen, so verfahren, daß wir die ehemaligen alten Sechsstädte in der Reihenfolge Görlitz, Lauban, Zittau, Löbau, Bautzen und Kamenz durchgehen und zu Görlitz die jetzigen Kreise Rothenburg und Hoyerswerda hinzunehmen. Um die Arbeit nicht über Gebühr auszudehnen und den Leser zu ermüden, werden wir uns in diesem Aufsatz auf die heutige preußische Oberlausitz beschränken. Die sächsische Ober lausitz soll in nächster Zeit ihre Behandlung finden. Die ältesten musikalischen Nachrichten, die uns genauere AuskunftüberdiepersönlichenBerhältnisseeinzelnerMusiker geben, reichen in unserer Gegend nicht über das 16. Jahr- hundert zurück. Dieses Jahrhundert stellte gleichzeitig eine Blütezeit der musikalischen Kunst dar, und so ist es nicht verwunderlich, daß wir aus diesem Säkulum eine größere Anzahl in Görlitz geborene Musiker nennen können, als