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Kaum ist die Löbauer Bank fertiggestellt, ein Gebäude, welches der Vornehmheit des gegenüberliegenden Gemeinde amtes kaum nachsteht, so ist auch schon wieder ein weiterer Neubau im Werden: die Schule. Bereits im Spätsommer und Herbst des Jahres 192 l erwog man den Erweiterungs bau, konnte sich jedoch nicht dafür entschließen, da man hoffte, noch mit den vorhandenen Räumen auszukommen. Auch erwartete man eine Besserung der traurigen Lage unseres Vaterlandes. Erst im Frühjahr 1922 nahm man trotz aller Schwierigkeiten das Projekt — notgedrungen — in Angriff, nachdem man während des Winters vergeblich versucht hatte, Mittel aus den für produktive Erwerbslosenfürsorge bereit gestellten Fonds zu erhalten. Die Gemeinde mußte den Bau auf eigene Kosten durchführen. Sie konnte wohl keinen trefflicheren Meister damit beauftragen als den Architekten Bohlig, der auf Grund langer praktischer Erfahrungen zu Werke geht, ist esLwch sein zwanzigster Schulbau in Sachsen, nicht weniger als 6 neue Schulhäuser hat er bereits der Lausitz geschenkt. Die alte Kirschauer Schule verrät deutlich, daß sie in einer Zeit entstanden ist, in welcher man den Ge- danken des Heimatschutzes dadurch praktisch zu verwirk lichen suchte, daß man an jedem kleinen Bau möglichst viel Holzwerk, ländliche Zutaten wie Fensterläden und Fachwerk und verschiedenartig gruppierte Grundrißgestaltungen an häufte. Dem jetzigen Anbau liegt ein Plan zu Grunde, nach welchem dem baulichen Charakter des Schulhauses als Zentrale des lokalen Bildungswesens mehr Rechnung getragen wird. Es soll dabei weitgehende Rücksicht auf die künftige Entwickelung des baulichen Organismus genommen werden, damit in späteren Zeiten das ursprüngliche Schul haus ganz als Wohnslügel abgetrennt werden kann, sodaß sich das neue Gebäude, das jetzt noch im Bau begriffen ist, dann mehr als Mitte der Gesamtanlage ausspricht. Auf weitestgehende Vergrößerungsmöglichkeit ist Rücksicht ge nommen. Der neue Flügel enthält vier Klassenzimmer, ein größeres Kombinationszimmer, Lehrmittelzimmer, ge räumige Korridore, Zentralheizung und eine Hausmanns wohnung. Eine größere Lehrküche wird in das Untergeschoß des alten Flügels eingebaut. Das Außere der Schule ist ein denkbar einfacher Putzbau, der sich in der Dachgestaltung und Gesamtauffassung lose an barocke Vorbilder anlehnt, im übrigen aber ohne besonderen architektonischen Zierat lediglich der Zwecksorm folgt. Einige naiv gezeichnete, in Stein gehauene Tierbilder an den Erdgeschoßpfeilern, welche farbig behandelt werden sollen, versuchen, der kind lichen Auffassung entgegenzukommen. Ein plastischesKinder- relief vom Dresdner Bildhauer Weschke ziert den Mittel giebel. Hinsichtlich der inneren Ausstattung wird die Ten denz verfolgt, sich von der in den letzten Jahren geübten Nüchternheit völlig abzukehren. Wennschon heute mehr denn je größte Einfachheit unbedingtes Gebot ist, so soll damit nicht gesagt sein, daß ein Schulhaus lediglich grau in grau gehalten sein muß und daß eine weiße Wand und ein grau gestrichener Olsockel das A und O künstlerischer Raum gestaltung für Schulen sind. Noch ist die Schule nicht unter Dach, und schon beginnt ein neues Bauwerk zu erstehen, eine Kirche. Es dürfte kaum eine zweite Dorfgemeinde in Sachsen geben, die in unseren wirtschaftlich schweren Zeiten einen Kirchenbau durchführen kann. In Kirschau gehen die Anfänge dazu zurück bis in die Jahre des Krieges. Damals legte der Großindustrielle Friese den Grund dazu mit einer hoch herzigen Spende, die er beim Heldentode seines Sohnes er richtete und im Laufe der Zeit bedeutend erhöhte. Bereits im Vorsommer 1922 wurden mehrere Künstler zur Abgabe von Entwürfen aufgefordert. Von den eingegangenen Ar beiten wählte die Gemeinde den Plan des Architekten Bohlig aus, nachdem sich auch der Verein für kirchliche Kunst zu dessen Auffassung bekannt hatte. Es wird ein Kuppelbau. Die Planung der heute erst wenige Meter sich über das um gebende Gelände erhebenden Kirche zeigt eine rein zentrale, evangelische Predigtkirche. Auch der Umstand, daß der Altar nicht in eine vertiefte Nische gesteckt, sondern mehr in das Schiff hereingerllckt ist, trägt einer rein protestantischen Auf fassung Rechnung. Das Schiff ist im Grundriß voll kreis förmig und wird in einer Halbkreiskuppel geschlossen. Drei Fenster zu beiden Seiten erleuchten das Innere. Der Grundplan der Empore ist gewissermaßen sichelförmig. Zu beiden Seiten des Altars beginnend, wird die Empore durch den Orgelchor in zwei Hälften geteilt, deren jede — an be sonderer Treppe liegend — direkt mit dem Freien ver bunden ist. Die Orgel, ein Werk der Dresdner Firma Gebr. Iehmlich, liegt dem Altar gegenüber, neben welchem sich rechts die Kanzel, links der Taufstein befinden. Eine kleine Sakristei mit Nebenräumen schließt an Stelle des Chores die Baugruppen nach hinten ab. Die Gestaltung des.Kircheninnern liegt noch in ihren Anfängen. Der Innen raum soll den wärmenden fröhlichen Eindruck einer Hellen Dorfkirche machen. Das gewölbte Dach trägt einen Dach reiter, welcher die drei aufkna gestimmten 1700 KZ schweren Glocken aufnimmt, die Ende vorigen Monats bei der Dresdner Firma Bierling in Guß gekommen sind. Die Kirche wird außer den Sängern bei etwa 500 Sitzplätzen in Empore und Schiff etwa 600 Personen fassen. Das Schiff hat eine Spannweite von 16,20 m und eine lichte Höhe von 14,50 m bis zum Kuppelscheitel. Eine geschmackvolle Treppenanlage führt von der Straße hinauf zum grünen Hang, auf dem sich das freundliche, Helle Dorfkirchlein erhebt. Das alles ist noch im Werden. Der Bau ist im raschen Vorwärtsschreiten, und wenn das Wetter günstig ist, wird vor dem Christfest noch der Dachstuhl fertig stehen. Dann findet auch der benachbarte Friedhof, ebenfalls eine Schöpfung des neuen Kirschau, einen wirkungsvollen Ab schluß. Er ist noch nicht allzulang vollendet. Wenige Grab hügel erst erheben sich über den stillen Plan. Abseits der lauten Straße, an sanft geneigtem Hügel, liegt der kleine Gottesacker, so recht verschwiegene Ruhestätte der Müden aus dem Tale drunten. Mit der neuen Kirche ist Kirschau um ein stattliches Bau werk reicher. Mancher Ort wird es darum beneiden. Denn nicht jeder kann so aus vollen Händen bauen. Doch Kirschau gibt sich auch damit noch nicht zufrieden. Es baut weiter. Draußen norm Dorf ist ein Fremdenhof im Werden. Die Kirschauer Industriellen haben seinen Bau ins Leben ge rufen und gesichert. Nicht lange mehr, so steht er vollendet da. Die beiden Dresdner Architekten Lossow und Kühne haben in ihm ein Werk von elementarer Wucht und großer Schön heit geschaffen. In ganzer Breite legt sich der im Stile des vornehmen Landgasthofs gehaltene Bau an die^Straße hin. Bon freier, dem freundlichen Hause vorgelagerter Terrasse aus schweift der Blick über Wiesen und Felder hinüber nach den blauen Bergen der Lausitzer Heimat. Wahrlich, ein Ort, der zum Verweilen einlädt. Zu seinen Füßen, am waldbestandenen Hange, sollen schmucke Anlagen entstehen, in denen auch die Kriegerehrung eine Stätte finden wird. Schon sitzt Architekt Bohlig über den Plänen. Auch ein Bad wird Kirschau erhalten. Zukunstspläne I Wie viele Zukunstspläne trägt Kirschau