Volltext Seite (XML)
nisvollsn Amzügen durchs stille Dorf, um bei Bekannten als heilige Wsihnachtsfchar auszutrsten. Die Wsihnachtsfpiele unjrer Heimat zerfallen ihrem Gtofschacakter nach in Advsntjpisls, Lhristgeburtfpisls und DrsiKönigsspisle. Innerhalb der Sächsischen Gbsrlausitz sind in Bezug auf diese Spiels landschastlichs Besonderheiten bemerkbar. In der Südlausitz herrscht das kurze, perjonenarme Adventspiel, wie es Krujchwitz in den „Bunten Bildern aus dem Sachjenlands« anmutig geschildert hat. Der Engel Gabriel tritt als Spielankündiger auf: Gut'n Abend, gut'n Abend zu dieser Frist, Hierher schickt mich der hsil'ge Christ; Ich sollte fragen in der Gemein, Gb fromme Kinder drinns sein. Gabriel ruft nacheinander Duprecht, Petrus und Christkind herein Buprecht ist derbkomischs Figur, die in Mundart hersinpoltert: Blitz, DIatz, Fladsrwisch, Drausin is mer'jch goar ;e frisch, Will mich a de Stube machen, And 'n Kinnsrn vsrtrsib'n 's Lachen. Petrus stellt sich würdig vor als Himmslspförtner. Szepter und Schlüsselbund trägt «r in seinen Händen: Petrus, Petrus bin ich genannt, Ich trage den Schlüssel in meiner rechten Hand, Ich schlisst« den Himmel aus und zu, Wer rein will, der must Busis tun. Der Christengsl wird von einem Mädchen gespielt. Er ist sanft und mild und spendet gütig von seinem jüsisn Äsichtum. In der Nordlausitz ist das Adventjpisl mit dem Christgsburtspiels zu einer Einheit verschmolzen. Eins eigenartige Gestalt des Nord lausitzer Spiels ist das Schäfermädchen. Das Schäfsrmädchen ist Spielerössnsrin und Spielleiterin. Es singt im Sprechgesang: Gut'n Abend, gut'n Abend, ich komm hsrsingsjchrittsn And möchte Frau Wirtin bitten, Gb sie uns wolle vergönn'», Ein Lisdelsin zu sing'n. Maria und Joseph kommt auch herein Mit susrm Kleinen Jesulein. Das heilige paar ist gekleidet in der Wsrktagtracht des Volkes. Es trägt gemeinsam eins Wiege, in welcher das Christkind liegt. Feierlich klingt ihr Eingangslisd: Gut'n Abend, gut'n Abend, wir gebn euch Gott, Wir Komm'n zu euch ohn allen Spott, Habt ihr auch kleine Kinderlein, Dis Vater und Mutter nicht gehorsam jein, So wolln wir rusen Knecht Duprscht herein, Der soll sie tragen zue Höllsnpsin. Duprecht ist auch im Nordlausitzsr Spiel der derbkomische Polterer: Holler, woller, Kumm ich reigswollsrt, Hoa an grußn Zippslsak, 77 Kinner jein schun drinns. Die ansrn, dis ne fulgn, Kumm olle no rein. Doas sull ane Stross sein. Hätk mich de Muttr gewoschn mit'n Schwomm, Wär'ch weisi wie a Lomm, Su Hut se mich gewoschn mit'n Afnloppn, Do bi'ch schworz wie a Aoppn. Petrus ist im Aordlousitzer Spiel leidenschaftlicher als in dem der Südlaufitz. Er kennt die Schwäche der Kinder: Ja, die Kinder, wenn sie aus der Schule gehn. Aus allen Gassen bleiben sie stehn. Bücher zerreißen sie, Banzsn rumschmsisien sie, Solchen Ansug treiben sie. Christkind, Christkind, wenn ick wär wie du, Mit Duten und peitschen hieb ich zu. Der Christengsl erscheint mit einem geputzten Lhrijtbäumchsn Sein Eingangslisd hat dieselbe Melodie wie das des heiligen Paares. Der Engel Gabriel ist infolge seiner Verdrängung durch das Schäfer mädchen zur unbedeutenden Person geworden. Sind alle Personen versammelt, ordnen sie sich zum Halbkreis, in dessen Mitte sich dos heilige paar mit der Krippe befindet. Das Lhristgeburtspiel beginnt. Eine Szene von ausierordentlicher Zartheit hebt an. Es ist das Kindsiwiegsn. Maria (singt): Joseph, lieber Joseph mein, Hilf mir wiegen mein Kindlein ein. Nani, nani, nein, trust, tcust trein. Hilf mir wiegen mein Kindlsin ein. Joseph (spricht): Wie kon ich denn bei Kindel wiegn, Kon jalbr men krumm'n Buckel ns bisgn. Maria (singt): Joseph, zieh dein Hemde aus, Mach dem Kind zwei Windlein draus. Aani, nani, nein, trust, trust, trein. Mach dem Kind zwei Windlein draus. Joseph (spricht): Wie kon ich denn msi Hemd ausziehn, Kon mit'n Duckl ne nackicht gishn. Maria (singt): Joseph, lieber Joseph mein, Koch dem Kind ein Bceislsin. Nani, nani, nein, trust, trust, trein, Koch dem Kind ein Bcsielein. Joseph (bückt sich und quirlt). Nach dem Kindelwisgen ordnet sich der Halbkreis zum Zuge Mit einem Abjchiedslisds verlassen dis Spieler das Zimmer. Am spärlichsten fliesien meinen Erfahrungen nach in unjrer Heimat die Aberlisferungen für das Drsikönigsspiel. Bekannt geworden ist das Markersdorfer Spiel (bei Dsichsnau), das Professor Dr. Curt Müller-Löbau im Programm der Dealjchule zu Löbau von ISdd bearbeitet hat. Es ist nicht verwunderlich, dasi das Drsikönigsspiel weniger beliebt ist. Seins Form ist der mslodienarme Dialog. Wer einmal das Glück hatte, der Aufführung eines bodenständi gen Weihnachtsfpieles bsizuwohnen, wird mit tiefer Freude an da» Erlebnis zurückdenksn. Schlichtes, inniges Menschentum tritt dem Zuschauer aus den Spielen entgegen. Dem aufmerksamen Be trachter kann aber nicht entgehen, dasi die Spiels heute gefährdet sind. Kinder sind heute überwiegend dis Hüter dieser Köstlichkeiten ge worden. Aber wie schnell sind Texte im Kindermunde entstellt, Melodien verjüngen. Bald flattern nur noch unverständliche Bruch stücks durch dis Köpfe. Darum müssen alle, denen Gelegenheit ge geben ist, in feinfühlender Weiss die Überlieferung unjsrs wertvollen Volksgutes zu sichern und unverfälscht zu bewahren versuchen. Zwei Bautzener Weihnachtssagen Bon O. Schöne MW^olksglauben und Brauch, Lied und Sage verleihen döm MM volkstümlichsten aller Feste, dem deutsch-christlichen Weih. nachtsfeste, gar hohe und unvergängliche Reize, die uns alljährlich stets wieder aufs neue mit ihrem Zauber um- fangen. In Berg und Tal, Stadt und Land unserer heimatlichen Lausitz hat in dieser Zeit Frau Sage besonders reich ihre Gaben ausgestreuk Groß ist die Zahl der Weihnachtssagen, die wir auf einer Suche nach solchen alten Zeugen des dichtende» Bolksgeistes in unserem Heimatländchen vorfinden. Zwei derselben, die in dessen altehrwürdiger Hauptstadt, in Bautzen, ihren Schauplatz haben, mögen hier Erwähnung finden. i. var väurchen am prsltrchenverge Am Fuße des am linken Spreeufer gelegenen Proitschenberges gab es einst ein Häuschen, in dem niemand wohnen wollte. Allen, die sich darin niederließen, starben die Kinder; deshalb blieb es schließlich unbewohnt. Einmal kam ein Armer mit seiner Familie in das Häuschen und sagte: „Helfe Gott dem, welcher in diesem Hause weilt!" Da antwortete ihm der Schwarze, das ist der Teufel, der sich hier aufhielt: „Was willst du?" Der Mann klagte ihm seine Not und jener befahl, seine Frau solle jeden Sonnabend die Stube gut reinigen und auf die Kinderachtgeben, daß sie nicht auf den Ofen krochen. Die Frau besorgte getreulich, was ihr befohlen war, und alles ging gut. Als der Winter kam, wurde jedoch die Not der Familie täglich größer. Während sie einst beim Abendbrot ihre letzten Kartoffeln trocken mit Salz verzehrten, klagten sie einander ihre Armut. Der Teufel hörte dies, er kroch unsichtbar aus dem Ofen und flüsterte dem Manne heimlich ins Ohr: „Sei Weihnachten nachts zwölf Uhr am Scharfrichterteiche, rode die größte Eiche aus und grabe unter derselben ein Loch; dort wirst du einen Schatz finden. Schweige aber und verrate es niemandem!" Weihnachten war gekommen. Der Mann eilte im tiefen Schnee nach dem Schinderteiche, die Eiche stürzte und er fand einen kupfernen Kessel voller Goldstücke, welchen er hinter seinem Haus- chen in einer Felskluft des Berges barg. Nun war alle Not zu Ende, denn das Gold nahm nicht ab. Die Frau aber gab nicht mehr auf die Kinder acht und diese traten oft um den Ofen herum,