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Sonntag, 12. November (Neblung) 1922 E 3. Jahrgang MW Srschi-inl aller 14 Aage Fi-eiVatzS? 2tr. 23 Blatter für L?eimatkunöe Scstristleftung und Geschäftsstelle sä Reichenau, Sa. Fenn sprech er Nr. 2IA Gefetfiehte, ^Ku nst^lteratul^ Druch u.Verlog:Älwi'nMarx (Inh.OttoMakx) Südlaufttzer 22achric!ften,Relci)enau/'Sa. Unberecinigrer Naciiürac^ verboten -Aum sschzigsten Geburtstag i^^Mschzig ! Das klingt nach Sieg, da sind dis Schlachten geschlagen, da hast du Frieden gemacht. And was noch kommen mag, es trifft nicht mehr jo, denn im Herzen drinnen ist's schon stille geworden, ist's schon Wille geworden, das) du eigentlich fertig bist. — Freude ist lächeln, Leid, leise Tränen — und der Weg ist stilles, sicheres Schreiten; du hast schon den Ahythmus für kommende Seiten, gibst dem Leben lächelnd die Hand! „Ich grüste dich, wir sind alte Bekannte." — Eine Wegstrecke noch, leuchtende Spätnachmittagshslle, dann kommt sie einmal, die dunkle Stells, wo Halt gemacht wird für immer. Aber das schreckt dich nicht, du bleibst ruhig, heiter. Sechzig! schreite froh-rüstig weiter! Margarete Reichel-Karsten. Görlitz. Lausitzer Kunstschau Von Otto Flössel-Bautzen ir sind es gewöhnt: Regelmäßig, wenn der Herbst von uns scheidet und der Winter sich zum Ein zug in unsere Lausitzer Berge rüstet, schließt der Kunstverein zu Bautzen die Pforten des Lausitzer Provinzialmuseums auf, um die lichten Räume des Museums, um das uns manche Groß stadt beneidet, einer größeren Kunstausstellung zu öffnen. Zwar der Kunstöerein ruht auch im Sommer nicht, er ist allzeit rührig und ist auch in dem bisher verflossenen Teil des Jahres mit mehreren Kunstveranstaltungen hervor getreten, aber um diese Zeit wartet er immer mit besonders groß angelegten Ausstellungen auf, die so recht einen bedeut samen Auftakt bilden für den Lausitzer Kunst-Winter. Wie gesagt: Wir sind es gewöhnt, ja, er hat uns in dieser Beziehung gar etwas verwöhnt. Diesmal aber tritt er mit einer Ausstellung besonders großen Stils hervor. Der Name „Lausitzer Kunslschau" ist mit Absicht und Bedeutung ge wählt. Bisher war es Gepflogenheit, daß die beiden Kreise der bildenden Künstlerschaft in Bautzen, der „Lausitzer Künstlerbund" und die „Freie Künstleroereinigung Bautzen", ihre Iahresausstellungen gesondert herausbrachten. Jetzt hat-wan sie unter dem Titel „Lausitzer Kunstschau" vereinigt, sodaß die Ausfüllung in der Tat ein vollständiges Bild der bildenden Kunst in der Lausitz gewährt; sind doch in jenen beiden Bereinigungen die hervorragendsten Vertreter der lausitzer bildenden Kunst zusammengeschlossen. Seit Jahren ist es das erste Mal, daß sie wieder zusammengehen. Ob es der Not gehorchend geschieht — denn auch Kunstausstellungen werden heutzutage immer kostspieliger für die Veranstalter — oder mehr dem eignen Triebe, ist nicht ersichtlich, hat mit der Sache selbst auch schließlich nichts zu tun. Jedenfalls ist das Zusammengehen der beiden bisher getrennt Mar schierenden eine Tatsache, an der man nicht achtlos Vorbei gehen darf. Zwar Sezessionen sind immer kunstsördernd gewesen, weil sie die Gegensätze und damit die Linien der Entwickelung betonen, aber diese Gegensätze treten auch bei einer vereinigten Ausstellung hervor, ja gerade bei einer solchen, man gewinnt einen vergleichenden Überblick nicht nur über die verschiedenen Künstler, sondern auch über die verschiedenen Kunstrichtungen. Und gerade darum wird die Ausstellung zu dem, was sie sein will: eine Kunstschau. Einen sehr breiten Raum in der großangelegten Aus stellung nimmt Georg Karl Heinicke ein. Mit nicht weniger als 4S Werken ist dieser Bautzener Künstler ver treten. Schon daraus erkennt man, daß man hier einen äußerst fruchtbaren Künstler vor sich hat. Und dieser äußer lich gewinnende Eindruck wird verstärkt, wenn man an die einzelnen Bilder herantritt und sie genauer ins Auge faßt. Wieder zeigt sich die Vielseitigkeit, die Heinicke bereits in früheren Ausstellungen an den Tag gelegt hat. Nicht nur der Zahl, sondern auch der Verschiedenartigkeit der einzelnen Werke nach nimmt er den breitesten Raum in der Lausitzer Kunstschau ein. Holzschnitte, Öle, Aquarelle, Radierungen, Landschaften, Stilleben, Porträts, Heimatliches und Heimat fernes hat er in buntem Durcheinander an die Wand gehängt. Unter seinen Köpfen zieht besonders „Der geistige Führer" die Aufmerksamkeit auf ihn. Heinicke hat hier ein Werk oon starker Innerlichkeit und unbedingter Ausdruckskraft geschaffen. Sein Bestes aber gibt er im Landschaftlichen. Heinicke hat ein stark ausgeprägtes Naturgefühl, davon reden alle seine Landschastsbilder. Wir kennen seine Bilder aus dem alten Bautzen. Er bringt deren auch diesmal wieder