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vi-i-bot^n Sonntag, den 20. August (Erntmg) 1922 Nr. N WW Grfcheint oll?n 14 jLag» Unbei-eckstigwr- lNockiöi-u«^ Bsatter^ fün F?elmatkunöe Schristleituntz unö Gescstästsstelle in Reictienou.Sa. AennspreellerNe2IA Gesck)icl)ie, ^Kunst^Litelatu^ Drucf u. Verla g: Alwin Marz^ (Jnl). Otto Mar^) Sü-laussHer Dlacstl-icHten.RelcHenau^Sa. 3. Jahrgang Es lachte der Mond durch dis Däume Au mir durch das Fenster herein. Da hatte ich liebliche Träume: Wie s wohl in der Welt könnte jein. Es wogte wie silberne Wellen Der nächtliche neblige Schein, Da tönt' es jo leijo wie Schellen: Wie's wohl in der Welt könnte jein. Durch's Gärtchen und neblige Schwaden Schritt leijs ich über den Kiss, Da suhlte ich göttliche Gnaden And Frieden wie im Paradies. Da suhlt' ich kein Sittern, kein Schwanken, Nicht Kämpfe und irdische Pein, Da kam es mir in dis Gedanken: Wie schön wohl dis Welt könnte jein l Herbsrt Henßnee-Dauhen. Pestzeiten in unsrer Heimat Nach alten Chroniken und Urkunden bearbeitet von Lehrer Felix Hoffmann, Löbau, Sa. e unsreHeimat im Mittel- ehört die furchtbare Geißel Diese mörderische Seuche, ze Tod" oder „das große !gen Anfang des 14. Jahr- st infolge der großen An steckungsmöglichkeit rasend schnell über ganz Europa und raffte bis gegen Ende des 17. Jahrhunderts etwa zwei Fünftel der gesamten Bevölkerung dahin. Der Dichter H. Lingg läßt sie sprechen: Erzittre, Welt, ich bin die Pest, Ich komm in alle Lande Und richte mir ein großes Fest. Mein Blick ist Fieber, feuerfest Und schwarz ist mein Gewände. den schwersten Leiden, di M alter heimgesucht haben, q der Menschheit, die Pest, vielfach auch „der schwär Sterben" genannt, kam gc > aus Asien, verbreitete sic Ich bin der große Völkertod, Ich bin das große Sterben, Es geht vor mir die Wassersnot, Ich bringe mit das teure Brot, Den Krieg hab ich zum Erben! (<s«dürz«.) Blättern wir nun einmal in den alten Chroniken und lassen mir uns berichten, welch schreckliche Zeiten unsre engere Heimat im Verlaufe der Jahrhunderte hat erleben müssen! In der Löbauer Stadtbücherei finden sich einige große, in Schweinsleder gebundene Handschriftenbände mit dem Titel: „Annales und historische Erzählung, waß sich bey der Stadt Löbaw von langen Jahren her merkwürdiges zugetragen usw.", die um 1680 von dem Löbauer Geschichts schreiber Christ. Segnitz verfaßt worden sind. Diesen Aufzeichnungen wollen wir zunächst in der Hauptsache folgen. Die ersten Nachrichten aus dem 14. Jahrhundert über die Pest sind natürlich ziemlich dürftig. Da heißt es: „1311 hat das Regenwetter die Weiche und das Getreyde vergifftct, das Hunger und Pestilenz gefolget. 1315,1316 ist ein solcher Mangel an Getreyde gewesen, daß an vielen orthen das arme Volk von Mespelbäum (?), oder welches noch leichtlicher zu glauben ist, auß Linden Knospen müssen Brod backen ... diese Hungers Noth hat anno 1315 angefangen und ganzer 3 Jahre lang gewehret. Hernach und wie es denn gemeiniglich zu geschehen pfleget, ist eine grosse und schädliche Pestilenz erfolget, die in vielen Ländern und auch in dießer Gegend grossen schaden verur sachet. 1350 durchschweiffete ganz Deutschland eine Secte, die Geißler genannt und wütete eine grausame Pestilenz in der Christenheit, welche wohl den dritten Teil von Menschen aufrieb. 1380 war ein groß Sterben in der ganzen Welt." Wie viel Jammer und Elend hinter diesen Knappen An gaben verborgen liegt, werden wir erst ahnen, wenn uns ausführlichere Berichte aus späteren Zeiten grausige Einzel heiten Uber den Verlauf solcher Seuchen mitgeteilt haben. Wir werden verstehen, wiesle Menschheit in fortwährender Angst und Aufregung lebte, die sich vor allem dann grenzen los steigerte, wenn sich in der Natur etwas außergewöhn liches ereignete. So: „1415 den 7. Juni ist ein solch schröckliche finsternis gewesen, daß man halt licht anzünden müssen, worauf noch selbigen Jahres in allen Landen eine Pestilenz entstanden,"