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Sonntag, den 28. 22lcu (^r-onnemono- WM <§rschc>n< allen Tage SneiVags? Bsaiten füx Germer ikunöe I»«W I. -N» ,»EM«»W>W»W»»W« Scstristleitung >rnö Geschäftsstelle i'ri Reichenau, Sa. i?ernspneeher Nr. 213 N?N1 Gescf)ics)te, ^unstLikepatut^ Dnucf u.Verlag:Alwin Marx (Inh. Otto Marx) c^üdlaufttzen Nachr ichten, Reiciienau, Sa. s 3. ^ayrgang Uri berechtigten Nacilörac^ verboten Die Besiedlung der Oberlausitz im ersten nachchristlichen Jahrtausend W. Frenz el, Oetzsch bei Leipzig (Schlutz.) Die nachweisbar germanische Siedlung lag also so wie alle andern Siedlungen der Vorzeit im Freilandgebiet. Nur hier können sich, angenommen der günstige Fall, daß die Slaven einwandertech als Germanen noch hier saßen, Ortsnamen germanischer Wurzel erhalten haben. Wenn A. Haase, OHZ. 1921 S. 331 schreibt, „daß Siidlausitz und Nordböhmcu (das gleichfalls Waldgebiet in der Vorzeit war), von altgermanischen Namen, die die Slavenzeit siegreich überstanden haben, geradezu wimmeln," so ist dies eine Unmöglichkeit. Er dürfte dabei an mundartliche Namens formen denken, die die Kolonisten um 1200 p. aus ihrer westdeutschen Heimat mitbrachten, wo es natürlich „alt germanische" Namen damals noch gab bezw. heute auch nochgibt in mundartlicher Konservierung. Die neue Heimat wurde mit Dorf und Flur, Weg und Steg, Baum und Strauch so benannt, wie es der Kolonist in seiner Heimat gewöhnt mar. Diese mundartlichen Verspätungen der Ortsnamen im wei testen Sinne sind aber für die Herknnftsfrage der Kolonisten von großer Bedeutung. O. Bollprecht hat in seiner Arbeit OHZ. 1922 S. 2 und 13 ff., Vom östlichen Zagost im X. bis XIll. Jahrhunderte, diese Tatsache sehr hübsch bei den Dorfnamen verwertet. Sollte es der Ortsnamenforschung künftighin, gelingen, in der OL. unter der slavischen Orts- namenschicht eine germanische aufzudecken, so wird man zu erwarten haben, daß diese Ortsnamen in ostgermanischer Ausprägung auftreten werden, sonst kämen nur noch lango- bardische Namensformen in Betracht. Die Meinung von K. Zeuß, daß die Silingen in der OL. saßen, wird nicht mehr aufrecht erhalten. War während der Völkerwanderungszeit die Besiedlung der OL. nach Maßgabe der Funde sehr spärlich, so hat die Slavenzeit eine bedeutend dichtere gebracht. Wann und woher wanderten die Slaven ein? Diese Frage ist noch recht wenig geklärt. Nach sprachlichen Altzeichen stehen die Wenden der OL. denTschechen nahe, die bisher unsichere Vermutung ist jedoch nicht ohne weiteres von der Hand zu weisen, daß die slavi schen Einwanderer von Süden nach Sachsen und der OL. kamen. Dagegen scheinen die in Nordostdeutschland woh nenden lechischen Stämme aus südöstlicher Richtung her oorgedrungen zu sein. Interessant ist es, daß das Deutsche Reich sich dieser Kluft zwischen obersorbischen und lechischen Stämmen bediente, wenn es des öfteren im X. Jahrhundert sorbische und tschechische Stämme gegen Polen und Nordost slaven ins Feld führte. Die Zeit der Einwanderung ist der Jahreszahl nach un bekannt. Man gibt immer für die westsächsischen Gebiete das Jahr 500 p. an. Jedenfalls gab es in Sachsen und wahrscheinlich auch in der OL. bereits zur Aoarenzeil (600 p.) slaoische Stämme, zur Zeit der Schlacht bei Wogastisburg (Lage unbekannt!) um 631, die der Franke (?) Samo gegen Dagobert von Austrasien mit seinen slavischen Kriegern siegreich ausfocht, tritt ein Dervanus (---- Waldbewohner), Herzog der Surbier, erstmalig auf. Sein Herrschaftsgebiet dürste in Westelbien an der Pleiße zu suchen sein, wo da mals inmitten großer Waldungen eine Anzahl Freiland schaften zur Siedlung einluden. — Aber bereits die Berichte über die Schlacht bei Burg scheidungen (531 p.) sprechen bei den diplomatischen Ver handlungen zwischen Franken, Thüringern und Sachsen von Feinden, in denen ich die andringenden Slaven sehen möchte. Doch ist es bisher noch nicht gelungen, die einander widersprechenden Berichte quellenkritisch genau zu erläutern (vergl. Pelka, Studien zur Gesch. d. Untergangs des alten Thüringischen Königreichs usw., Jena 1903). Ein ab schließendes Urteil ist noch nicht abzugeben. Andrerseits ist die Tatsache zu bedenken, daß Theuderich der Große 501 p. je einen gleichlautenden Brief Neruiorum, Ouarnorum, TkorinAornm regibuo schrieb (Cassiodor, Varia III 3). Wo das Königreich der Thüringer lag, wissen mir ungefähr, aber die Existenz und Lage desjenigen der Heruler und Warnen ist unbestimmt. Aus der Gemeinsamkeit des Wort lautes des Briefes kann man schließen, daß gemeinsame Interessen vorhanden waren. Dies führt zu dem Schluß, daß die beiden Königreiche in der Nähe des thüringischen gelegen haben dürften, dies kann dann aber nur östlich der Saalc-Elbc-Ltnie gewesen sein, eine Besetzung dieses Ge bietes durch die Slaven erscheint dann für jene frühe Zeit unmöglich zu sein. So sieht der Leser, dem ich hier einmal ein Stück der äußerst schwierigen Geschichtsforschung dieser letzten Zeit der Vorgeschichte oer OL. am Nachbargebiet erläutert habe,