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Gberlaujiher Heimatzertung Är. L mit zweiarmiger, gewendelter Treppe. Eine sehr beachtens werte A>beit ist das schmiedeeiserne rokokoähnUche Geländer, Aleisterslücke sind die vier hölzernen Laternen,-die aus den Brujtuugspfiilcrn stehen. 2m Obergeschoß gelangt man vvm Treppenhaus aus in den Hauplsual, heule Musik zimmer. Belm Öffnen der Tu; schweift der Blick über den geräumigen Saal hinweg, zur Balkontür hinaus aus den blumengeschmücklen Rasenplatz unten vor dem Schlosse, durch den englischen Parkhindurch insFrele. Rizooller kann ein Gast wogl kaum empfangen werden! Im Musikjaal sind die größten und plächttgften Stücke der NeschwltzerKunsliamm- lung ivilkungsooU aus gestellt. Bor den Hellen, leicht und gefällig deko rierten Wunden stehen mächtige polylithe rö- mlscheKatseroustensüar- uiiter Nero und Marc Aurel (?)s. Als Supra porten sind grotze Wachl- stuvenvitöer in der Art des Caravaggio ein gelassen. Zwei stattliche gelbeJayence-Öfen.zwei ^ riesige Slanduhirn und Laterne im Treppenhaus derOiangeri«. weit ausladeuoer oenetlanifcherLustei ver- vollüändigen die Einrichtung. In dem links anstoßenden Nebenzimmer fällt zueist das große Famllienvud des Majoratsbegründeis ins Auae Es stellt d'N Freiherin Frühling im Wlttigiale Wenn die Schlüsselblumen blühen And die lieben Dögel ziehen Wieder aus dein Süden her: Wenn dis Lerchen wieder trillern And täs Hoimatsberge schillern Nicht vom Schnee und Eise mehr, Ist des Winters Macht gebrochen And jein Amon ist gesprochen. Wenn dis Finken lustig schlagen. And die Weiden Kätzchen tragen An des Wiessnbaches Band; Wenn im Hain die Ashe lauschen And dis Dergeswafser rauschen Durch das grüne Tal im Sand: Kommt der Frühling still gezogen An dem blauen Himmslsbogen. Wenn die Nachbarn stehn im Garten, Mütter ihrs Kleinen warten In der lauen, linden Lust; Wenn auf Wegen und aus Gassen^- Kinder Kreisel drehen lassen, Dis die Elternliebe ruft: Ist der Frühling nicht mehr ferne. Golden strahlt er wie dis Sterne. Wenn der Bursche greift zum Stabe. Auf dem Dücksn seine Habe, And zieht singend in die Welt; Wenn nach Feierabsndstunds Stolz der Bürger macht die Dunds And «'m Stündchen Einkehr hält: Wolfgang von Riesch mit seiner Gattin und drei Kindern lebendig gruppiert in ihrem Heime dar. Die verblüffend getreue B> Handlung von Kostümen und Stoffen zeigt das virtuose Können eines vietbeschäitigten Porirälisten. Wenn Antoine P.sne, den die Trad tion als Meister nennt, nicht selbst der U, Heber ist, so wurde das Bild zum mindesten in seiner Werkstatt von einem seiner tüchtigsten Schüler aus- gesührt. Die mit kostbarem gelben Seidendamast bezogenen Möbel sind Musterbeispiele des Zopfstils. Vorhänge und Wand bespannung sind geschickt auf sie abgeslimml. Es ergibt sich ein Interieur von großer Intimität. Weitere Räume enihalten kostbare Porzellane (Meißner, chinesische und russische Arbeiten) und immer wiedrr sehr schöne Öfen. Schließlich findet sich noch ein vollständiges kleines Bilderkabinett, dunkelgrün gehalten, mit vielen Gemälden italienischer, niederländischer und französischer Schulen des 17. und 18. Jahrhunderts. Wenn auch die Bilder im einzelnen keinen bedeutenden Kunstwert besitzen, so ist das Kabinett als dekoratives Ganzes doch von großem Reiz. Man fühlt sich hier völlig in die „Kunstkavinette" des 18. Jahrhunderts versetzt. So sind auf dem Herrensitz Neschwitz auf verhältnismäßig kleinem Raum große Schätze vereinigt, Schätze der Natur und Schätze der Kunst. Leider — es muß immer wieder gesagt werden — sind sie viel zu wenig bekannt. Dos Neschwitzer Schloß teilt eben das Schicksal aller Overlausitzer Kunstoeiikmäler: abseits vom großen Menschenstrome zu liegen. U,fache dafür ist, daß bisher die Hand gefehlt hat, w>lche die vvihan enen Weite eischließt und der Heimat kunde und Helmalkunst zur Betrachtung darreicht. In solch, m Sinne gewinnt das Märchen vom Dornröschen sür die Lausitzer Schlösser neue Bedeutung: SiS harren der Er weckung aus oielhundenjähngem Schlummer. Kämmt auf leichten Engelsfchwingen Sanft der Frühling. Hört ihrs klingen? Komm, o komm, und las) dich grüßen. Freudig fallen wir zu Füßen Dir, des strengen Winlsrs Sohn. Neuss Leben lajsd sprießen Aber Wald und Feld und^Wisjsn, König Lenz, auf deinem Thron! Frohbewsgt in Frühlingstagen Lauter alle Herzen schlagen. Wilhelm Fischer, (Zittau Die Heimat Don Erich Schreib er-Oberoderwilz A^ÄsUnstreitig ein herbes Land, diese Lausitz! Etwas Per- schlossenes, Schweigsames liegt in seinem Landschafts- bild wie in den Weber- und Bauerngestaltcn, die seine Reihendörfer bewohnen. Scharf geschnitten, mit einem sAlWLW Lcidenszug die Wcbergesichlcr, von mühevoller Arbeit am Gezehe und kärglichen Auskommen lassen sie ahnen. Sie sind verwachsen mit ihrer Scholle, haben den Dialekt gut bewahrt wie Anschauungen aus der Väter Tagen, obgleich die Lausitz in be wegten und ruhigen Zeiten ein Durchgangsland gewesen. Hier kann man von Heimat reden, sie haben Heimat, sind wurzelecht! Lausitzer Granitschädel! Graniten in ihrem Charakter wie der Boden, auf dem sie fußen. Ich will einmal hineinzuführen versuchen in diese Heimat, in ihren Aufbau, ihre erdgeschichtliche Vergangenheit. Was heißt Lausitz?