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Grün verloren, sie sind braun und unscheinbar geworden. Wohl kleidete der Herbst manchen Baum: Buche, Esche, Birke, Ahorn, Linde in ein buntes Gewand, in Rot, Gelb, Braun und Grau. Prächtig sah das von weitem gesehen aus. Aber es war nur ein letzter Schmuck vor dem Ende und er währte bloß kurze Zeit. Fröste kamen über Nacht und lockerten die Blattstiele. Scharfe Winde rissen das dürrgewordene Laub herab. Aber auch bei stiller Luft fiel ein Blatt »ach dem andern leise raschelnd und müde auf den Boden nieder, wo der Sturm mit ihm sein loses Spiel treibt. Hager und leer strecken die Bäume ihre Zweige empor iu die Kühle Luft. Es ist, als wollte die Natur ein Bild der Vergänglichkeit malen. Das stimmt uns so traurig, es mahnt daran, wie wir auch einmal dem Laube gleich verwehen und ver gehen werden. Fallende Blätter, wie seid ihr so herb, wie zeigt ihr den Tod! Pflanzen und Blüten, wie schnell doch vorbei, Leben und Streben ein Traum nur, ein Nichts. Gibts noch ein Hoffen, einen Aus blick auf ein neues Leben? Das fallende Laub sagt: Vorbei und dahin. Und doch mag's das Herz nicht fassen, es pocht und pocht und wartet eines Besseren, eines bleibenden Seins. Der Mensch ist ja nicht nur Leib, sondern auch Geist, Seele und Geist verwest nicht, er geht über die Zeit und besitzt Ewigkeitswert. Wohl dem, der glaubt, er hat das Glück. sie steigen auf zum Licht, durch dunkle Wolken bricht. ich wandrs durch dis Nu', vom Sonnenbrands grau. Herbst im WiitigLal Von Wilk. Fischer, Alttau Goldnsr Hsrbstessonnenstrahl Wsckli die Nebel aus dem Tal Nnd " Das Nnd Die Hör' des Hirtenknaben Lied, Hinter dem dis Herde zieht. Alle Blümlein sind schon tot Nnd dis Blätter fallen rot Don den Bäumen in den Staub, Sind des blaffen Todes Baub. Heimwärts lenk ich meinen Schritt, Durch mein Heimattal geht mit Süj) Erinnern, Freud und Leid Nus der ssl'gsn Jugendzeit. Die Arnsdorfer Kirche Von Oberlehrer Fr. Beruh. Störzner-Arnsdorf M^as älteste Gebäude Arnsdorfs ist sein Gotteshaus. Ein MHZ recht bescheidener Bau, wenn man ihn etwa mit dem der Anstallskirche vergleicht! Und doch wieviel wissen seine altersgrauen Mauern zu erzählen, die mit ihrer Geschichte bis ins 13. Jahrhundert zurückreichen! Der hübsche Altarplatz mit seinem charakteristischen Rippengewölbe stammt ja noch aus den Tagen der Gründung des Dorfes. Ums Fahr 1200 kam eine fränkisch-thüringische Kolonistenwelle über das heutige Vogt land und Erzgebirge Sachsens in die Radeberger und Bischofs werdaer Gegend, an die noch das stattliche Kirchdorf Frankenthal bei Bischofswerda erinnert. Die Familie Arnold, ein Name, der noch heute in Franken und Thüringen nicht selten ist, ließ sich mit ihrer Sippe am Südwestabhange des Tannenberges nieder und gab ihrer Siedelung den Namen Arnoldisdorf. Noch vor 200 Jahren wird der Ort Arnoldsdorf genannt. Mit der Zeit erfuhr dieser Name seine Abkürzung in Arnsdorf. Die ersten Siedler errichteten bald ein kleines Bethaus, eine Kapelle, mit jenem hübschen Spitzbogengewölbe. Mit den Fahren erfuhr die Kapelle einen Anbau nach Südwesten, vom Altarplatze durch einen schmucken Triumphbogen im gotischen Stile getrennt. Das mag um das Jahr 1345 geschehen sein. Die damals dem Gotteshause gegebene Gestalt blieb ihm in seinem Äußern bls heute erhalten. — Anno 1628 erhielt die Arnsdorfer Kirche eine neue Glocke. Sie wurde von „üoksn blilAer k' vresciue" ge gossen. Drei Jahre diente sie der Gemeinde. Da erlebte Arns dorf seinen Schreckenstag. Es war am 23. November 1631. Der Arnsdorfer Erbrichter George Mehner hatte, wie es sein Recht und seine Pflicht war, einen ertappten Dieb zur Verantwortung gezogen und bestraft. Der Verurteilte rächte sich aber dadurch am Erbrichter, daß er dessen Gut in Brand steckte. Infolge des damals herrschenden Sturmes ergoß sich ein förmlicher Funken regen auf alle Nachbargebäude. DasMitieldorf glich bald einem Flammenmeere. Gegen 20 Häuser, darunter auch die strohgedeckte Kirche, wurden ein Raub der wütenden Flammen. Äls der Morgen des 24. November graule, war das Mitteldorf ein rau- chender Schutt- und Trümmerhaufen, aus dem die schwarzgeräu cherten Mauern des Gotteshauses fast geisterhaft emporragten. Die Not war groß. Der Winter, der fick mit grimmiger Kälte meldete, stand vor der Tür. An einen Aufbau der niedergebrann ten Gebäude konnte in so später Jahreszeit nicht mehr gedacht werden. Dazu häuften sich jetzt die Plünderungen durch die Kaiserlichen, die an Sachsen dafür Rache nahmen, daß der säch sische Kurfürst Johann Georg I. 1631 mit dem Schwedenkönig Gustav Adolf sich verband. Nach der Schlacht bei Breitenfeld, in der die Kaiserlichen von den Schweden geschlagen worden waren, wandten sich die ersteren in größeren Scharen nach der Lausitz und durchzogen auf diesem Marsche auch unsere Heimat und kamen von Radeberg aus durch Arnsdorf. Nach den Be richten von Augenzeugen wurden die Bewohner von den Kaiser lichen, den sogenannten Kroaten, geradezu grausam behandelt. Daß die Arnsdorfer unter solchen Umständen an den Wieder aufbau der in Schutt liegenden Gebäude vorläufig nicht denken konnten, ist erklärlich. Zu all den furchtbaren Kriegsdrangsalen kam aber noch ein Feind, dem die Bewohner nicht mit Pulver und Blei entgegentretcn konnten, nämlich die Pest. Sie hatte sich im Spätsommer 1631 in Arnsdorf eingeschlichen und forderte in diesem Jahre noch 16 Opfer, im nächsten Fahre 77 und 1633 noch 47. Arnsdorf zählte damals nicht ganz 300 Einwohner. Manche Familien waren ganz ausgestorben, so auch die Familie des Erbrichters. Einzelne Häuser standen ganz leer. Biele der Bewohner waren aus dem Dorfe geflüchtet und hielten sich in den umliegenden Waldungen auf. Das Elend im Dorfe war furchtbar. Zu den am 23. November 1631 entstandenen Brand stätten kamen im Laufe der Zeit neue. Nach Jahren lag das halbe Dorf in Asche. Die zerstörte Kirche konnte erst 1638 wieder aus gebaut werden und der Aufbau erforderte von der schwer heim gesuchten Gemeinde große Opfer. Aber sie wurden trotzdem gern und freudig gebracht. Die Ausstattung der wiederaufgebauten Kirche konnte freilich trotzdem nur eine recht bescheidene sein. So blieb das Gotteshaus bis 1722 ohne eine Orgel. — Die neue Glocke vom Fahre 1628 stürzte beim Brande am 23. November 1631 vom Turme. Bei diesem Sturze in die Tiefe brach ein Henkelbogen ab, der später durch einen gußeisernen ersetzt wurde. Die Glocke selbst blieb un beschädigt und kam nach dem Aufbau der Kirche wieder in den Turm. Sie rief bis Pfingsten 1917 allsonntäglich die Arnsdorfer zum Hause des Herrn. Am 2. Pfingstseiertage 1917 tat sie zum letzten Male ihren Dienst. Am nächsten Tage wurde sie zer- schlagen und mit ihrer jüngeren Schwester von 1796 dem Vater lande zum Opfer gebracht. Rührend war es anzusehen, wie am 2. Pfingstfeiertage 1917 viele Bewohner hinauf zu den Glocken stiegen, um Abschied hier oben von ihnen zu nehmen. Darunter auch ein 73 jähriges Mütterchen! Beim Anblick der Glocken brach es in Tränen aus. Dann trat es herzu, streichelte die Glocken mit den Händen und sagte: „Ihr lieben, guten Glocken! Nun wollt auch ihr mit in den Krieg! Wer hätte das gedacht!