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Nr. 23 Gberlauflher Helmatzettung 301 Spitzen wurden aus Stein, Knochensplittern oder Fischgräten, später aus Bronze oder Eisen hergestellt und durch Därme oder Bast fest mit dem Schafte verbunden. Vielfach wurde der Schaft oben gespalten und die Spitze dort eingeklemmt und außerdem umwickelt. Die Neger benutzen eiserne Spitzen, die sie durch Auf nageln der an ihnen angebrachten Blechbänder amSchaftbefestigen. Die schwere Spitze verlegt das Schwergewicht nach vorn, und dadurch ist cs möglich, eine viel größere Wurfweite uud -sicherheit zu erlangen. — 3m Herrnhuter Museum hat man Gelegenheit, alle Arten von Lanzen und Speeren zu betrachten. Da hängen die prachtvoll geschnitzten Königsspeere afrikanischer Stämme, die Lanzen der Massaikrieger, Assagais genannt, mit riesig großen Schneiden, aber auch Lanzen sehr einfacher Ausführung. Eine Abart der Lanze ist der Pfeil, an dem alle Teile viel kleiner und zierlicher ausgeführt sind. Nichtsdestoweniger ist der Pfeil eine sehr gefährliche Waffe. Mit großer Wucht dringt er ins Ziel ein und ist aus der Wunde nur schwer zu entfernen, da sich seine Widerhaken zäh ins Fleisch cinbohrcn. Zum Pfeilschaft wird nur das leichteste Holz verwandt, und damit ihn die Lust noch besser trägt, wird das Ende — meist dreiseitig — befiedert. Um gut auf der Bogensehne zu liegen, erhält er oft noch eine Kerbe. Die Akkas, Zwergvölker Afrikas, bestreichen ihre Pfeilspitzen »och mit starken Giften und erhalten so eine äußerst gefährliche, heimtückische Waffe. Zum Pfeile gehört auch ein Bogen, denn durch ihn erhält das Geschoß erst seine Kraft. Me einfachsten Bogen sind aus Weidenruten oder Rohr gefertigt u> d werden durch eine Sehne aus Darm stets gespannt gehalten. Diese primitive Schußwaffe ist bei den Negern, Australiern und polaren Völkern im Gebrauch, die damit natürlich keine allzu große Schußweite erreichen können. Weit fortgeschrittener in der Kunst des Bogenbanens waren be reits die um das Mittelmeer herum lebenden Stämme, die Griechen, Türken und Scythen ; aber auch die Bogentechnik der Chinesen und Japaner war bedeutend. Zwei Holzteile, die an den stärkeren Enden durch Därme und Bast fest miteinander ver bunden sii^d, bildeten den Kern des Bogens. Darauf wurde mit Fischleim ein Belag aus Schildpatt, Horn oder Knochen geleimt und das Ganze mit einer Schutzhülle aus Metall überzogen. Ost dauerte der Bau eines solchen Bogens jahrelang, denn während der Bauzeit mußten lange Pausen eingeschaltet werden, um ihn immer wieder völlig austrocknen zu lassen. Besondere Sorgfalt wird auch der Sehne zugewandt. Nur die besten Därme werden zu ihrer Herstellung benutzt, denn auf ihre Festigkeit kommt es beim Schutz an. Wird der Bogen nicht gebraucht, so befindet er sich in Ruhelage, das heißt, die Sehne ist ausgehakt und hängt schlaff am gestreckten Bogen herab. Erst kurz vordem Schüsse wird er bespannt, was große Kraft und Geschicklichkeit erfordert. Kein Wunder, daß der Besitzer eines solchen Bogens, der die Pfeile bis über 800 m fortschleudert, auf ihn stolz ist. Auch die Sage berichtet von einem gewaltigen Bogen, den nie mand außer seinem Besitzer Odysseus spannen konnte. So kunstvoll ein guter Bogen gearbeitet sein muß, so einfach kann eine Keule gefertigt sein. Bon Anfang an war der Stock als Waffe bekannh doch es dauerte nicht lange, bis man merkte, daß es sich mit einem Stück Holz, dessen oberes Ende verdickt ist, besser zuschlagen läßt und daß die Wirkung bedeutend erhöht wird. Man suchte sich also Knüppel mit natürlichen Verdickungen und bearbeitete die Keule — denn so nennen wir diese Waffe —, bis sie die gewünschte Form hatte. Allerhand Schnitzereien trugen zu ihrem Schmucke bei. Je nach dem Zweck und der Stärke des Trägers waren die Keulen riesengroß oder klein, und der heute noch übliche Totschläger, eine gefährliche Waffe, ist weiter nichts als eine kleine Keule. Im Mittelalter war die Keule ein überall bekanntes Kampfinstrument, und um sie noch wirksamer zu machen, mit Metall und Stacheln besetzt. Als unsere Truppen in Südwest-Asrika gegen die Hereros kämpften, lernten sie auch den Kirn kennen, den die Hereros sehr geschickt handhabten. Die Keule der Fidschiinsulaner ist ein Stab, aus den eine Kugel aus besonders hartem Holze ausgesetzt ist. In ähnlicher Weise wie die Keule wird auch das Beil geführt. Es ist wohl die älteste Waffe, denn sein Ursprung leitet sich vom ganz gewöhnlichen Feldstein her, den schon die Menschen in der ältesten Steinzeit geschwungen haben, um sich gegen Angriffe wilder Tiere zu verteidigen. Um mit dem Steine besser Zuschlägen zu können, klemmten sic ihn in ein gespaltenes Holz; lieb war es dem Urmenschen, wenn der Stein eine Schneide halte; wo nicht, hals er, so gut er konnte, nach. Oft benutzte er als Beilstiel eine Astgabel, weil er darauf den Stein gut befestigen konnte. Die Technik des Steinbeils vervollkommnete sich mehr uud mehr. Allmählich lernte der Urmensch, sich ein- und zweischneidige Beile herzustellen, schließlich sie sogar mit Hilfe von Sand, Wasser und einem Stabe durchbohren. So entstand das Beil, wie wir es heute kennen; nur war die Schneide aus Stein. Bei den Völkern Nordamerikas, den Indianern, ist das Beil Nationalwaffe; man nennt cs dort Tomahawk. Auch andere Völker führen Schlacht beile, so die Betschuanen Südafrikas, von denen eins im Herrn huter Museum ausgestellt ist. Einen nicht minder langen Entwicklungsgang hat das Sch wert durchlausen. Es ist die wichtigste der hier genannten Waffen; ist doch die Weltgeschichte zum Teil mit ihm gemacht worden. Wer hätte es dem kleinen Steinmesser angesehen, daß es sich einst zu einem sagenumwobenen Balmung entwickeln könnte? In der Bronzezeit fertigte man nach Mustern aus Stein Messer an. Waren sie zweiseitig geschliffen, so waren es Dolche. Die Schneide wurde länger geschmiedet, mit einem kunstvollen Griff versehen, und fertig war das Schweit. Nachdem man später gelernt hatte, das Eisen zu bearbeiten, wurde auch die Kunst des Schwertfegens immer angesehener, und noch heute sind uns die Namen berühmter Schmiede überliefert; erinnert sei an Wieland, den Schmied. Wie sonderbar manche Völker ihre Schwerter formen, zeigt uns das Herrnhuter Museum. Da sich die Technik der Anariffswaffen immer mehr vervoll kommnet hatte, sah sich der Mensch genötigt, sich nach einem Schutze umzusehen. Der erste Schritt dazu war, daß er in die linke Hand, die ja nicht die Waffe führt, einen Stock nahm, um damit die feindlichen Hiebe zu parieren. Freilich war die den Parierstock umklammernde Faust besonders in Gefahr, verletzt zu werden. Was lag also näher, als einen Handschutz aus Fell oder Holz anzubringen. Bald lernte es der Krieger, die rasch und unberechenbar fliegenden Pfleile mit dem kleinen Handschutz auf zufangen, und es dauerte nicht lange, so wurde dieser immer mehr vergrößert, während der Parierstock seine Bedeutung verlor und nur noch zur Versteifung des Felles diente. Da der eine Stock dem Schilde nicht genügend Festigkeit gab, wurden mehrere angebracht, die sich kreuzten. Die besten Schilde, die sich aus diese Art entwickelt haben, besitzen die Massaikrieger im ehe maligen Dentsch-Ostasrika, die sie obendrein grell bemalen, um dadurch den Feinden Furcht einzuflößen. Eine andere Art der Entwicklung des Schildes ist folgende: In der Hitze des Gefechtes, wo die Hiebe gegeneinander krachten und die Pfeile durch die Luft schwirrten^ raffte einer der Krieger ein Bündel Gras oder Reisig auf, um sich zu decken. Er erkannte, daß er sich dadurch vor Verwundung schützte, und der Selbsterhaltungstrieb ver anlaßte ihn, in der nächsten Schlacht ebenso zu handeln. Bor dem Kampfe nahm er sich sein Bündel schon zurecht, verflocht hinein sicherlich schon stärkere Zweige, und machte sich das Ganze so handlich wie möglich. Nachdem er Erfahrungen gesammelt hatte, ordnete er die stärkeren und schwächeren Äste, das heißt, er ver flocht in ein Gestell aus stärkeren Zweigen dünne Ruten, wölbte den ,Schi!d'nach außen,damit der Schildarm eine bequeme, sichere Lage hatte und gab ihm eine runde, ovale oder viereckige Form. Später wurde dieser Schild noch mit Fellen überzogen, und um ihn noch fester zu machen, mit Metallbuckcln versehen. Im Herrnhuter Museum, ganz in der Nähe eines Massai- schildes, sehen wir in einem Glasschrank ein unscheinbares Stück Holz mit einem Loch, das leicht angekohlt ist. Was mag das sein? Es ist das Feuerzeug irgend eines Negers. Da das Feuer selbst bei den tiefstehenden Bölkern bekannt und geschätzt ist, versuchte man, es sich selbst herzustellen, um von Naturereignissen,