Volltext Seite (XML)
Ar. 22 Gberlaufltzer He!matzeitung 2S7 stattfand und äußerst lebhafter Anteilnahme begegnete. Der Globus hat mit dieser Veranstaltung bezweckt, Uber seinen Mitgliederkreis hinaus der Zittauer Bürgerschaft einen seltsamen Genuß zu ver schaffen. Der Verein hatte ohne Rücksicht auf die erheblichen Spesen Herrn Studienrat Kurt Hielscheraus Berlin zu einem Lichtbilder vortrag Uber „Spanien, das unbekannte Land" gewonnen und damit einen Treffer allererster Güte gemacht. Der genannte Herr ist nicht allein ein tüchtiger Forschungsreisender und glänzender Redner, sondern auch ein hervorragender Künstler hinsichtlich seiner Lichtbilderaufnahmen, die einen bisher nicht erreichten Grad der Vollendung aufwcisen, ohne daß hierbei irgendwelche künstliche Nach hilfe geleistet worden ist. Der Vortragende wurde durch den Aus bruch des Weltkriegs auf einer Studienreise in Spanien überrascht und war nicht mehr in der Lage, nach der Heimat zurückzukehrcn. Die unfreiwillige Verlängerung feines Aufenthalts im Süden hat er dazu benutzt, Land und Leute gründlich kennen zu lernen. Er hat bei dieser Gelegenheit eine Wegestrecke von 45000 Kilometern zurückgelegt und über 2000 herrlicher Lichtbilderaufnahmcn gemacht. Das bedeutet eine ganz ungeheure Arbeitsleistung und hat den Herrn zu einem der berufensten Kenner des Landes werden lassen. Der Redner betonte nachdrücklichst die außerordentliche Dcutschfreundlichkeit des spanischen Volkes, die im wesentlichen dem Militär und der Geistlichkeit zu danken sei, und trat wärmstens dafür ein, daß auch von deutscher Seite freundschaftliche Beziehungen zu Spanien mit allen Mitteln gepflegt werden möchten. (Von anderer Seite wurde darauf aufmerksam gemacht, daß bei der feindseligen Haltung der übrigen Welt für uns Deutsche namentlich Spanien als das zu be vorzugende Wunderland der Zukunft in Betracht komme.) Oer Redner verzichtete auf eine Schilderung von Madrid, Barcelona und anderen durch internationale Einschläge in ihrer Eigenart beeinflußten Städten und führte die Versammlung zunächst nach dem ehrwürdigen G.anada, wo sich die Maurenherrschaft am längsten (bis I4--2) hielt. Die wundervolle Alhambra, die altertümliche Stadt und im Hinter grund die Sierra Nevada nahm bereits in einzig schönen Bildern die allgemeine Bewunderung in Anspruch. In beredter Schilderung und herrlichen Bildern folgten Cordoba, Sevilla, das besonders charakteristisch-spanische Toledo und seine freundliche Schwesterstadt Segovia, der mächtige, noch non den Römern errichtete und heute noch benutzte Aquädukt, das Schloß Escorial, Alcassar, Cuenca und Salamanka. Auch das wcliabgeschiedcne Kloster zu San Duste, der Zufluchtsort des Kaisers Kar! V. nach seiner Thronentsagung, er weckte freundliche Anteilnahme. Hochalpine Bilder von scharf aus geprägter Eigenart zeigten die Aufnahmen aus den Pyrenäen mit der Maladeltagruppc und dem bereits auf französischem Gebiet liegenden ?ic clu klicii. Vollständige Abweichung von den sonstigen ethnographischen Verhältnissen des Landes ließen die reizvollen Bilder aus dem Baskenlande erkennen, und in eine Märchenwelt fühlte man sich beim Betrachten von Aufnahmen aus dem äußersten Süden versetzt, die moderne Höhlenstüdte und negerdorfähnliche Siedclungen zcigie. Tatsächlich war es eine Fahrt in unbekanntes Land geworden Der Wunsch „auf baldiges Wiedersehn!", den Herr Prolessor D r. Weder unter dem Ausdrucke des Dankes und höchster Anerkennung dem Redner zurief, sand stürmischen Widerhall bet der Versammlung. Bruno Reichard. Großschönau. Der zweite Vereinsabcnd der Saxonia erfreute sich eines so starken Besuches, daß noch die Nebenräume zum Bercinssaal geöffnet werden mußten- Ein Lichtbildervortrag des Herrn Dr. med. Hofmann über seine Weltreise nach Ostasien stand aus der Tagesordnung. Nach Begrüßung durch den Vorsitzenden Herrn Schuldirektor Sack wurde der Eingang des Sachsenkalenders bekanntgegeben, aus die wertvollen Volkshochichulkurse hingewtesen und 100 Mark als Sicherheit für einen großen Experimentalvortrag am 30. November bewilligt. Die nächsten Veranstaltungen wurden bekanntgegeben. Danach nahm Herr Dr. Hosmann das Wort, um in lebendiger, oft humorvoller Art seine Weltreise zu beschreiben. Er schilderte zunächst die Ausreise, dann die Fahrt durch den Suez kanal, das Rote Meer und den indischen Ozean und unterstützte seine Ausführungen durch Karten und Gegenstände. Danach wurden durch den Apparat, den die Firma Fehrmann (Zittau) zurBersllgung gestellt hatte, Postkarten als Lichtbilder an die Leinwand geworfen. Viele bunte und interessante Bilder zogen am Auge vorbei. In seinem zweiten Teile fchilderte der Vortragende die Hautstadt Peking mit ihrer gewaltigen Mauer und den seltsamen Tempeln. Reicher Beifall lohnte den interessanten Vortrag. Seine Fortsetzung (Japan) soll im März stattfinden. Die Gberlausihsr Vereinigung in Groß - Berlin, die im September bereits aus 35 Mitglieder angcwachscn war, erläßt folgenden Aufruf: Liebwerte Landsleute! Die heißen Tage des Sommers liegen hinter uns. Die meisten Oberlausitzer sind wohl aus ihrer Heimat oder Sommerfrische zurück gekehrt und init frischen Kräften an ihre Berufsarbeit herangegangen. Da die Freuden des Sommers vorüber sind, tritt auf allen Seiten die ernste Winterarbeit für die Großstädter wieder in ihre Rechte. Auch in unserer jungen Vereinigung soll frisches, reges und frohes Leben erwachen! Die Pflicht eines jeden Oberlausitzcrs ist cs, mit allem Eifer Lands leute zu werben. Wir sind ja bestrebt, durch die Presse an die Öffent lichkeit zu gelangen. Den besten Erfolg verspricht aber nur die persönliche Werbearbeit der Mitglieder. Es gilt also Umschau zu halten im Bekannten- und Verwandtenkreise. Schreibt an die Angehörigen in der Heimat, sie wissen, wieviele sich aus ihrem Orte in Berlin befinden. Einige Mitglieder haben sich schon auf diese Weise sehr verdienstvoll für den Verein gemacht. Gesammelte Adressen von Landsleuten bitten wir an: „Landsmann Adolf Gilttler, Berlin 8. 0.33, Pücklerstraße 48" weiter zu geben. In Groß-Berlin wohnen noch eine ganze Anzahl Landsleute, die der Bereinigung noch nicht angehören: dieke für uns zu gewinnen, soll unser Bestreben sein, woran jeder Einzelne berufen ist, mit zuarbeiten und sich auch ohne jede Mühe daran beteiligen kann. Wir zählen schon in dieser kurzen Zeit 35 Mitglieder und noch eine große Anzahl hat sich gemeldet, dabei darf es aber nicht bleiben, sondern tretet dem Verein bei! Jeder Oberlausitzer kann beitreten, auch deren Töchter und Söhne, wenn sie auch in Berlin geboren sind und das 18. Lebensjahr über schritten haben, können Mitglieder werden. Am Schluffe dieses Jahres müssen wir die Mitgliederzahl von 100 bereits überschritten haben. Wenn uns jeder nur 2 Mitglieder zufllhrt, ist unser Ziel in ganz kurzer Zeit sogar übertroffen. Darum frisch an's Werk, Hand angelegt: dient unserem Verein und unserer guten Sache! „Werbet Mitglieder!" Der Vorstand. lUIIIIMMNIMIMIIMIttNIMMUIUIMUIMMIIUNMINIMMIIMIMIIMMINMUIUUIIMNUMI Max-Klinger-Ausstellung in Dauhen Lausitzer Künstlerbund v. Bautzen, 17. Oktober. Ein für das Kunstleben der Lausitz hochbedeutsames Ereignis ist die Max-Klinger-Gedächtnis- ausstellung, die am Sonntag gleichzeitig mit der 2. Jahres ausstellung des Lausitzer Kllnstlerbundes im Lausitzer Provinzialmuseum in Bautzen in Gegenwart der Witwe und der Tochter Klingers sowie zahlreichen Kunstfreunden durch den Bautzener Kunstverein eröffnet wurde Stadtbaurat Göhre erklärte in seiner Begrüßungsansprache, daß es das erste Mal seit Bestehen des Kunst vereins ist, daß im Stadtmuseum gleichzeitig zwei Ausstellungen eröffnet werden. Der Plan zu einer Klinger-Ausstellung sei schon beim Tode des Meisters gefaßt worden, seine Verwirklichung war nur möglich durch die Unterstützung der Erben des Meisters sowie der beiden Stifter ErichGroß mann-Herr mann (Bischofs werda) und Rudolf Weigang (Bautzen), welche Werke aus Privatbesitz und Geldmittel zur Verfügung stellten. Den Mitgliedern des Künstlcrbundes wünschte er für Ihre Ausstellung guten Erfolg. Der Dichter Franz Langheinrich (München), ein Freund Klingers, feierte in einer Gedächtnisrede Klinger als Künstler und Mensch. Rolf Friedmann (Bautzen) begrüßte namens des Lausitzer KUnstlerbundcs die Versammlung und betonte, er sähe darin, daß mit der Ausstellung des Bundes auch eine Klinger-Ausstellung ver bunden würde, den ernsten Willen, auch der bildenden Kunst in der Lausitz breiten Eingang zu verschaffen. Die Ausstellung umfaßt gegen 200 Werke Klingers, neben Skulpturen Gemälde, Studien, Aquarelle, Zeichnungen und Radierungen, darunter zahlreiche un bekannte Jugendarbeiten, vor allem aber die letzte große Einzel radierung „Der Einsiedler" oder „Einsiedler und Nixe", den Scywanengesang Klingers. Es ist in der Tat ein Kunstereignis ersten Ranges, in einer Prooinzstadt eine derartige Klinger-Aus stellung ins Werk zu setzen.