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Nr. 22 Gbevlaujitzer Helmatzeitung 2S5 Antwort auf den offenen Brief des Herrn ennä. pneä. Ä)alt. Frenzel in Leipzlg-Gtzfch Vergl. Nr. 9 (1921) der Oberlausitzer Heimatzeitung ^W^estern erst gelangte der offene Brief des Herrn Kandidaten WM der Pädagogik Walter Frenzel an seine Adresse. Ein Herr aus der Oberlausitz, der sich, angeregt durch meine Arbeiten in Nr. 27/29, 1920, und Nr. 2, 1921 der Heimatzeitung und seit langem mit ähnlichen Fragen beschäftigt, mit mir über die Besiedelung des östlichen Deutschland besprach und eigens zu diesem Zwecke nach Würzburg gereist war, hatte mich gesprächsweise darauf aufmerksam gemacht. Ich will dem Herrn Kandidaten sagen, warum es mir wider strebt, mich mit ihm in einen wissenschaftlichen Streit einzulassen, dem ich sonst nie aus dem Wege gegangen bin. Erstens habe ich keine Lust, einem jungen Manne Nede und Antwort zu stehen, der einen solchen Ton gegen mich anschlägt, der mir in der Zeit der Volkshochschule vorschreiben will, in welcher Zeitschrift ich meine Arbeiten veröffentlichen soll, der aus dem Häuschen gerät, weil ich gerade die Blätter für „Heimatkunde, Geschichte, Kunst, Literatur" dazu ausersehen habe. Zweitens bin ich um so weniger gewillt, mich mit einem Manne zu unterhalten, der mit der Wahrheit so umspringt wie der an gehende Iugenderzieher. Herr Frenzel behauptet, „ich hätte fast keine Literatur angegeben". Das ist nicht wahr, Herr Kandidat. In der Abhandlung über den „Rothstein" allein zähle ich nicht weniger als 20 Zitate, wenn ich zwei oder drei früher von mir veröffentlichte Studien mitrechne, in denen wieder eine reiche Literatur verzeichnet ist. Wenn das dem Herrn F. nicht genügt, mag er sich von den Lehrern, bei denen er in die Schule gegangen ist, und seinen Auf traggebern alle die Wörterbücher der alten und der neuern Spra chen, insbesondere der deutschen Mundarten, die Enzyklopädien und sonstigen Nachschlagwerke, die ich benützt habe, die ich aber nicht bei jedem Namen den Lesern der Heimatzeitung anzuführen brauchte, angeben lassen. Übrigens kann jeder gebildete Laie an der Hand des Bogelschen Kartenwerkes des Deutschen Reiches meine Angaben über die Züge der germanisch-griechischen Aseger (--- Pelasger), wie sie sich auf Grund der Verbreitung dieses Namens seststellen lassen, nach prüfen. Ein anderer Wegweiser oder Leitname für die Züge der Ostgermanen ist neben dem Namen der Hellenen — Silinger der der Lugier oder Logionen, auch Lakringe (d. h. Gesetzesmänner, Gesetzesringe) genannt, der Gemeinbezeichnung der zwischen den Sudeten und der Weichsel ansässigen Ostgermanen. Wir finden diese mit Asege, Spel — Asege (Pelasger) —Rechtsprecher gleich bedeutende Bezeichnung eines germanischen schöffenbaren Freien vom germanischen Norden bis nach Kleinasien verbreitet. In den englischen Städten des Mittelalters hießen Lagemänner die Schöffen, ebenso, Laghmather oder Logmadr oder Logsogumadr wurden die „Rechtsmünner, Gesetzsprecher" in Schweden, Nor wegen und Island genannt, in Ostelbie» finden wir die Lugier, Lygier, Logionen oder Lakringer, die sich auf der Malstätte zu „Ring und Geding" ausstellten, über die Schweizeralpen führt aus dem Hinlerrheiutal ö. vom St. Gotthard der Lukmanierpaß, d. h. Paß der Gesetzmänner, im Süden dieses Passes liegen die Städte Lugano und Locarno, die etruskischen Ritter, von denen abzustammen Mäcenas sich rühmte, führten den Titel Luku- monen, ein Stamm der römischen Urgemeinde hieß Lukeres, in Süditalien wohnten die Lu Kan er, in Südgriechenland die Lakones,Lakmonier oder Lakedaimvn ier (vergl. dazu altfries. Talemon, Richter, und damit den griechischen Helden namen Telamon, ferner westnorweg. Logtala, d. h. Vortrag der Gesetze vor der Landesgemeinde), in Mittelgriechenland die opo- lischen und opuntischen Lokrer, in Kleinasien die Lykier und Lykamonier usw. (Vergl. dazu das engl. iurv, das Gesetz, eig. die Vor„lage".) Es ist wahrhaftig an der Zeit, dem ganzen deutschen Volke die Augen zu öffnen für diese neuen, selsensest begründeten Erkennt nisse und sein Wissen nicht in Magazinen zu vergraben, damit es „seine große Kraft erkenne an der Kraft seiner Ahnen". Vergl. hierzu meine eben erschienene Schrift: „NordlandsUnter- gang, arisch-germanische Sprachreste im Mittelmeergebiet" — U-Bodung-Berlag für Volksaufklärung, Perleberg. Dr. K. Stuhl, Oberstudienrat. Würzburg, 13. Oktober 1921. Bilder der Heimat «dem Freunde unserer Heimat tut es weh, wenn er steht, wie wieder mal ein altes behäbiges Bauernhaus, deren Zahl schon immer seltener ist, modernisiert wird. Wie geschmacklos wirken die Schiefer, wohl gar mit farbiger Verzierung oder der Jahreszahl auf dem Dache, wie fremd sieht der Eiker aus, den der moderne Baumeister an eine Ecke geklebt hat. Wahrlich, unsre Groß- und Urgroßväter, die sich einst dies trauliche, behagliche Heim erbauten, wie es die Heimat erforderte, würden über diese Verschandelung schmerzlich berührt sein, die man leider so ost steht. Hat auch der Heimatschutz in Sachsen großen Einfluß in den letzten Jahren auch auf moderne Bauten ausgeübt und sind wir ihm für die Erhaltung des heimatlichen Landschasts- bilde» sehr dankbar, so trifft man gerade in neuerer Zeit noch ost auf haarsträubende Geschmacklosigkeiten. Der Fabrikbau mit dem Faeetteudach scheint leider wieder sehr beliebt zu sein, vielleicht wegen der Billigkeit, und nun sieht man dies« lang- gezogenen schmucklosen Fabrikscheunen mit den fensterlosen Wänden das ganz« Landschastsbild verunzieren. — In vielen Dörfern sind die Strohdächer ganz verschwunden, und da wegen der Feuergesährlickkeit in Sachsen der Bau neuer Stroh-, Schilf- oder Schindeldächer verboten ist, werden wir bald diese ältesten Häuser unsrer Heimat nur noch aus Abbildungen in Museen sehen. Das Verdienst, gerade diese alten Gebäude aus Großvaters Jugendzeit auf dem Bilde sestgehaltcn zu haben, trifft den Zittauer Maler Wilhelm Fröhlich. Line Auslese von gegen hundert meist Temperabtldern ist vom Oktober dis November im Heimatmuseum zu Oberneukirch ausgestellt. Da stehen die alten strohbedeckten Weberhäuschen noch, welche die Neuzeit schon längst weggesegt hat. Alte feste Stadttore, durch die das hochbeladene Boiensuhrwerk schwank«, der behäbige Kretscham, ein alter Schuppen am Waldrand«, aus dessen morschen Schindeldache hohes Gras wächst, olles das Hot Fröhlich mit peinlichster Genauigkeit festgehalten, und es ist kein schadhafter Ziegel oder keine Lücke im Stoketenzaune, die dem Auge des Malers entgangen wären. Am bestechendsten wirkt seine saubere Malweise und genaue Wiedergabe beim Inneren der Klosterkirche und Iohanneskirche in Zittau. Die meisten Motive lieferten Fröhlich seine Heimat Beitsdorf und das Zittauer Gebirge. Doch zeigt eine reiche Auswahl von Bildern aus Rothenburg ob der Tauber, daß er auch in den alten süddeutschen Städten verträumte Winkel, die das Wohl gefallen jedes Malers erwecken, sand. Don Berus nur Dekorationsmaler, bot ihm dieses Handwerk zu wenig Gelegenheit, seinen künstlerischen Sinn zu betätigen, und so bildete er sich in seiner freien Zeit selbst aus, und gute Beobachtungsgabe, Fleiß und eine große Heimatliebe waren seine Lehrmeister. In vielen hundert Bildern zeigte er die Sckönheit der Lausitzer Heimat, sodaß weite Kreise auf ihn aufmerksam wurden, und selbst das Volkskundliche Museum m Dresden einige Bilder typ scher Lausitzer Bauernhäuser von ihm erwarb. Vom modeincn künstlerischen Standpunkte aus betrachtet, fehlt Fröhlich der kühne Pinselschwung der neuzeit lichen Maler, und auch die Farbengebung ist eine zu natür liche, die Bilder erinnern an die Technik eines Lanaletio, wo selbst aus entsrrnlen Bäumen noch die Blätter zu sehen sino, aber gerade durch die peinliche Naturtreue bilden dies» Gemälde Dokumente und zeigen uns das Aussehen unsrer Heimat in früherer Zeit, und nicht zum Mindesten erkennen wir auch hierin wieder die große Liede zur Heimat, di« aus allen diesen Bildern spricht. E. Nierich.