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Ar. S Vberlausitzer Helmatzsrtung Könne ihr Haar versengen. Aber wieder und wieder schwinge ich ihn und von den nächsten Feuern wird mir Bescheid. Nun werfe ich den Stamm wieder in das Feuer und setze mich zu den Andern. Die singen zur Laute und Mandoline. Ein Maienlied ist's: Der Winter ist vergangen, Ich seh des Maien Schein. Ich seh die Blümlein prangen, Daß sich mein Herz erfreut. Da drunten in dem Tale, Da ist gar lustig sein, Da singt Frau Nachtigalle Und manch Waldvögelein. Leise singen wir, und voll Inbrunst und Liebe zu der Melodie. Und dazu die wundervolle Nacht! Ihr weicher Zauber girßt sich in unser aller Herz, ehrfürchtig liegen wir an ihrem Busen und lauschen ihren Stimmen, schauen ihre Schönheit. Leise knistert das Feuer und wirst seinen Flackerschein aus uns. Schweigend steht im Hintergründe, dunkel und mahnend, vielhundertstäm- miger Fichtenwald. Blauschwarz spannt sich der Himmel über die Erde. Grüßend schimmern seine Sternlein auf uns herab. Ringsum aber, in den Tälern und aus den Höhen, leuchten die Walpurgisfeuer wie glühende Sehnsuchtswünsche der Menschen durch die finstere Nacht! . . . Da schweift mein Blick in die Weite und die Gedanken in ver gangene Zeiten. Damals bewohnten noch die Sorben-Wenden das Land. Aber es war nicht mehr ihr Eigentum, es gehörte den Christen. Murrend fügten sie sich der Herrschaft. Aber fragend schauten ihre Augen nach den Bergen, von denen das Zeichen zum Ausstand kommen mußte Und in einer stockdunklen Nacht lohte das Flammensignal von der Höhe des Czorneboh zu Tal. Und mit Windesschnelle flog der glühende Funke von Höge zu Höhe und die Feuer riefen in das Land: „Auf zum Kamps !"Da zogen die Sorben in langen stummen Reihen auf die Berge zu den Sammelorten und stürzten sich von dort auf ihre Bedrücker herab. Und trieben sie diese im ersten Ansturm aus dem Lande, da lohten auf den Bergen abermals die Feuer auf, da aber flammten sie Dank zu Wotans wolkigen Höhen empor. Aber die Christen kamen wieder und nahmen den Sorben Glauben und Land! . .. Das Feuer ist am Verlöschen. Klein ist sein Lichtschein. Es fröstelt uns. Da brechen wir auf. Zwei tragen brennende Besen vorweg, dann kommen die mit Laute und Mandoline, darauf die Andern. So schreiten wir singend der Stadt zu.. . . Heilige Feuer glühen durch die Nacht dem Mai der Natur entgegen. In jungen Menschenherzen glühen heilige Flammen dem Menschheitsmai, einem Leben voll Reinheit und Liebe, ent gegen!... liMiiiiMiMiiMiiMiMMINNNIINIMMUMIMIMMIMUIMNIMINilllillliMilUIMiliilMIMii Zum 60. Geburtstag eines Naturfreundes Martin Braeß, de- den Lesern unserer Heimatzeitung durch seine gemütvollen Aussage ist,er die heimatlicbe Tierwelt ein guter Bekannter ist, wurde um 1l. April sechzigIahre all. So recht aus dein Herzen kommend ist ein Aussatz geschrieben, welchen die „Dr. N." zu Ehren des verdienten Naiursorschers schrieben: „Im innigsten Verkehr mit der reichen, damals noch wenig berührten Natur seiner Gevurisstadt Nossen hat er eine glückliche Jugend ver lebt Die Geschöpfe der Heimat, zwei-, vier-, sechsbeinig und ohne Beine, waren von jeher seine liebsten Freunde. Es ist sehr lustig zu hören, wenn Braeß davon erzählt, wie er gewissermaßen unter Nattern und Eidechsen ausgewachsen ist und wie Käuzchen uno Eulen seine täglichen Spielkameraden waren. Besonders die Bogelwelt hatte es ihm angetan: sie ist für sein ganzes Leben bestimmend gewesen. Denn all die Heimalfreude, welche der Knabe, der Jüngling den sorglosen Scharen zu danken holte, suchte er als Mann der heimischen Bogel- west wieder zu entgelten, indem er in rastloser Arbeit für den Vogel schutz eintrat. In allen Vogelschutzkrcisen -ist Martin Braeß bekannt und geachtet: denn aus diesem Gebiet gibt es wohl keine Frage, die Braeß nicht eingehend in Fachblättern wie Tageszeitungen behandelt hätte: Wintersütterung, Nisthöhlen, Vogelschutzgehölze, Krammets- vogelsrage, Sammeln von Kiebitz- und Möweneiern, Federmode, Iagdgesetzgebung usw. Besonders der hartbedrängtcn Arten hat sich Braeß immer mit großer Wärme angenommen, z B der Raubvögel oder unter den Kaltblütern der Kriechtiere und Lurche. Es ward in den letzten Jahren in Sachsen kaum ein Adler geschossen, ohne daß Braeß den Schützen nicht sofort an den Pranger gestellt hätte, und daß der Dohnenstieg durch das Reichsgesetz von l908 endlich ver boten ward, das ist zum guten Teil mit sein Verdienst. So innig, so gemütvoll und namentlich auch so humoristisch Braeß zu schreiben versteht, so scharfe Worte weiß er den Frevlern und Naturschändern gegenüber zu finden. Braeß hat viele Bücher geschrieben, die nament lich auch das Entzücken der reiferen Jugend sind. Daß sich Braeß ganz in den Dienst des Landesvereins Sächsischer Heimatschuß gestellt hat, soll dankbar anerkannt werden Nur selten erscheint ein neues Heft der „Mitteilungen", das nicht einen oder mehrere Beiträge von ihm enthielte, und die Zahl drr Berichte, Gutachten, Eingaben an Behörden, welche alljährlich von ihm geliefert worden sind, ist recht groß Seine Lichtbtldervorlräge im Heimatschutz sind bekannt und beliebt. Seine Worte, das fühlen alle, kommen aus aufrichtigem, für die Natur der Heimat und ihre Geschöpfe wahrhaft begeistertem Herzen. Solcher Begeisterung bedarf unser Volk in der schicksals schweren Gegenwart mehr als je. Sie weckt die Liebe zur Heimat, zum Vaterlande Und daß Braeß, ganz abgesehen von seinen prak tischen Erfolgen, das ideale Ziel immer vor Augen hat, das ist sein besonderes -Verdienst." UNMMi immummuummmmmmmummmmmimummmmmumumuimmmun Aus dem Sachsenlande Bautzen, 24. April. Ein großer Heimattag wird vom I I.—13. Juni in Bautzen staltfinden An diesen Tagen werden die in Dresden wohnenden ehemaligen Bautzener, die sich vor zwei Jahren zu einer unter Vorsitz des früheren Oberbürgermeisters Geh. Reg.-Rats Dr. Kaeublee stehenden Landsmannschaft zusammen geschlossen haben, eine Heimatsahrt nach ihrer Vaterstadt unter nehmen. Aus diesem Anlaß werden in Bautzen die verschiedensten Veranstaltungen staltfinden: u a Besichtigungen der Stadt, eine Festsitzung im BUrgersaale. Die städtischen Kollegien haben sich bereits mit der Angelegenheit befaßt Ein Festausschuß unter Leitung von Oberbürgermeister Niedner bereitet das Weitere vor, um die Landsleute in ihrer Vaterstadt herzlich zu empfangen. Bautzen, 20. April. Der Kunslverein Bautzen e. B ver anstaltet im Mai S. I. eine retrospektive Ausstellung Bautzener und Lausitzer KUnstb.r der Vergangenheit (Ölgemälde, Aquarelle, Graphik). Chemnitz, 20. April. Der „Verein der Oberlausitzer in Chemnitz" veranstaltete am 18. April einen reichbesuchten Heimat abend. Dem verdienstoollen Vorsitzenden, Verw.-Inip. Philipp, Chemnitz, Kyffhäuserstr. 8, war es gelungen, den bekannten Heimal- d «hier der Oberlausitz, Bihms Korle (Oberlehrer Matthes, Zittau) und 9 Mitglieder des Orchestervereins „Philharmonie" für künst lerische Darbietungen zu gewinnen. Eine Glanznummer folgte der anderen. Vor all.m verstand es Bihms Korle, durch köstliche Prachtslücke seines echt oberlausitzer Humors aller Herzen im Fluge zu gewinnen. Mit überraschender Vortragskunst verabreichte er von seinen beiden Fuhren „Kraut und Rüben" zahlreiche Kostproben von solchem Wohlgeschmack, daß jedem das Herz sperr angelweit aufsprang und die Heimatliebe in lautem Jubel sich Luft machte. Bihms Korle ist nicht bloß ein humorvoller Reimeschrnied, sondern tatsächlich ein wahrhaftiger Dichter voll Gestaltungskraft und ur wüchsigem Siimmungsgehalt. Man merkt es seinen Dichtungen deutlich an, daß sie von einem kernechten lausitzer Herzen empfunden und ganz aus der Anschauungsweise des Oberlausitzers gestaltet sind. Kein einziges Gedicht klingt gemacht, sondern alle sind mundartliche Ofsinbarungen eines echten Dichtergemütes, dos die hohe Kunst zu üben weiß, wann empfundene Bolksgestalten mit greifbarer Rundung farbenfrisch und lebendig bewegt aus sich herauszustellen. Wie viele Mundartdichter bieten nur halbechles, weil sie sich nicht von der schristdeuischen Denk- und Anschauungsweise, die so oft abstrakt ist, trennen können. Bihms Korle dagegen denkt beim Dichten mit keinem A:emzug ans Schriftdeutsch. Er gestaltet ganz und gar aus dem Sprachgeijte der Mundart heraus und daher wirken seine Dichtungen eben so urwüchsig und goldecht. Infolge dessen findet sich auch kein sentimentaler Zug in seinen Schöpfungen. Alle Oberlausitzer müssen darum Gott danken, daß er ihrem Volks tum solch einen gestaltungskräftigen Dichter schenkte. Möge es unserem allverehrten Bihms Korle, dessen humorsprühender Geist trotz seiner 67 Jahre noch eine staunenswerte Frische und Spann- krasl zeigt, vergönnt sein, noch in vielen Schöpfungen seine innigst- gelteble Heimat und ihre urwüchsigen Bewohner zu verherrlichen!