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810 6. Das achtzehnte Jahrh. in den vier ersten Jahrzehnten. 3>alicnun,er Die noch übrigen Garnisonen in den italienischen Festungen erhielten in Folge gisckk Herr! eines Vertrages freien Abzug. Zuletzt unterwarf sich auch der Befehlshaber des Castells ^b«än Mailand. Den ganzen Winter über hatte er die Bürgerschaft durch Drohungen gezwungen, ihn und seine Leute mit Lebensmitteln zu versorgen; „er wollte den Ruhm haben, die Fahne des spanisch-bourbonischcn Königs am längsten aufrecht zu erhalten." Nun folgte auch er den andern über die Alpen. Mantua und Mirandola wurden als hcimgcsallcne Rcichslehcn cingezogcn, die übrigen bourbonisch gesinnten Fürsten zu '707- Contributionen gezwungen. Im Laufe des nächsten Jahres wurde das" gcsammte spanische Italien zur Anerkennung des habsburgischcn Königs gebracht. Graf Daun, der tapfere Vertheidiger von Turin rückte im Sommer über die Romagna und die Mark in das Königreich Neapel ein. unterwarf ohne Schwertstreich Capua und Avcrsa und end lich auch die Hauptstadt sammt den Castellen. Nachdem er noch Gaeta eingenommen und den Widerstand in den Abruzzen niedergeschlagen, verwaltete er das Land als Niccköuig im Namen Karls III. Sicilicn und Sardinien huldigten gleichfalls der habsburgischcn Herrschaft, als ein englisches Geschwader anlcgtc und den Larlistischen Parteigängern Unterstützung gewährte. Diese Vorgänge brachten den Papst Clemens XI., der so fest an den Sieg des großen Königs geglaubt und besten Enkel so bereitwillig als König von Spanien anerkannt hatte, in schwere Ungelegenhciten. Lange widersctzte er sich den Anordnungen der kaiserlichen Heerführer; erst als man ihm drohte, bei längerem Widerstand würde man Rom und den Kirchenstaat besetzen, fügte er sich der Gewalt und erkannte den von den protestantischen Seemächten ausgestellten Habsburger als König von Spanien an. mn Ob»- Nur am Obcrrhein und in Süddeutschland nahm der Krieg eine den Frau- rl'ein.znseu günstige Wendung. Viele Jahre laug hatte Ludwig von Baden die Linie» Ja», na?, ggn Stollhofen und Bühl tapfer und erfolgreich verthcidigt. Als er am 4. Ja nuar 1707 zu Rastatt aus dem Leben ging, übertrug das Reich den Oberbefehl dein Prinzen Eugen. Da dieser noch in Italien beschäftigt war, empfahl er de» General von Thüngcn zu seinem Stellvertreter. Allein im Fürstenrath wurde be schlossen, daß der älteste Rcichsfeldmarschall Markgraf Christian von Anspach- Bayreuth die Führung übernehmen sollte. Die Folge war, daß Marschall Villars die Linien durchbrach, alles Geschütz und alle Kriegsvorräthc erbeutete und dann raubend und brandschatzend das südwestliche Deutschland bis an die Bergstraße, bis nach Schwaben und Franken durchzog. Hätte der Schwede»' könig Karl XII., der damals siegreich in Sachsen stand, den Lockungen Lud wigs XIV. nachgegeben und wie einst Oxenstierna mit Frankreich einen Bund geschlossen, so würde sich das Schicksal des Krieges in Deutschland entschiede» haben. Aber der protestantische Fürst des Nordens verschmähte die Verbindu»? mit einem Monarchen, der seine Glaubensgenossen bedrückte und verfolgte. Crß als der Kurfürst von Hannover den Oberbefehl übernahm und dem General Thüngen größeren Einfluß an den Kricgsnnternehmunge» einräumte, wurden d» ^, Franzosen zurückgedrängt und neue Vertheidigungslinien errichtet. V°rqäng-?n Wenn in Belgien, wo der kriegskundige Kurfürst von Baier» waltete, we»» ,.!^rp°r?Un Oberitalien, wo Vendome an der Spitze streitbarer Heere stand, schließlich d» k-,st,l. 8-ld- bonrbonisch-spanische Herrschaft zusammenbrach, wie sollte in Spanien der fr»»'