Volltext Seite (XML)
808 O. Das achtzehnte Jahrh. in den vier ersten Jahrzehnten. Anstellungen frisch vrganisirlc Hauptmacht nach dein Norden gesandt und de» Marschall Villars, der durch die Beendigung des Camisardenkrieges (S. 420! an Ansehen gewonnen hatte, mit dein Oberbefehl betraut. Von Sierck aus, wo ein Lager bezogen und nach und nach befestigt ward, sollte die lothringische Grenze von Thionvillc bis Saarlouis gedeckt werden, indeß Billcroi nach der Einnahme von Huy gegen die Maas vorrückte und Lüttich bedrohte und andere Juni i7vs. Trnppentheile den Elsaß gegen Ludwig von Baden schützten. Im Juni kamen die beiden Feldherren Marlborough und Villars einander so nahe, daß die Welt mit Spannung einer neuen Schlacht entgegensah; allein der englische Herzog hielt es nicht für rathsam, da er von Deutschland und Holland nicht nachdrücklich ge nug unterstützt ward, sich mit dem überlegenen Feinde, der durch neue Zuzüge fortwährend verstärkt wurde, in ein Treffen einzulassen. Er zog nach den Nieder landen zurück und gemährte dem Feind den Triumph, sich eines Erfolgs über den Sieger von Blenheim zu rühmen. Der Triumph war aber von kurzer Dauer. Marlborough bewirkte bei den Generalstaaten, daß sie Kriegsconimissäre zur Mai i7os. Armee schickten wie er sie wünschte, und rückte dann im Frühjahr gegen das französisch-belgische Heer, das unter dem Kurfürsten von Baicrn und General Villeroi unweit der Dhle Stellung genommen hatte. Bald erfolgte die Schlacht rz. M-ü. bei Ra millies, wo das Feldherrntalent des Herzogs und die Tapferkeit seiner überlegenen Reiterei einen neuen glänzenden Sieg erfocht. Die geschlagene Armee zog in Unordnung nach Löwen, Geschütz, Fahnen, Kricgsgcräthe und viele Ge fangene in den Händen der Verbündeten zurücklassend. Und diese versäumten nicht, die errungenen Vortheile und die Bestürzung der Feinde rasch zu benutzen. Zwei Tage nach der Schlacht zog Marlborough in Löwen ein; Mecheln, Brüssel, Gent und Brügge ergaben sich; allenthalben wurde Karl III. als König von Spanien und Herr der Niederlande ausgerufen; die Stände von Brabant schwuren ihm Treue. Nur noch in einigen festen Orten hielten sich französische Besatzungen, die Gefahr, eine Provinz von Frankreich zu werden, war durch den Schlag bei Ramillies von den spanischen Niederlanden abgeweudet. Schockt Und nicht blos für Flandern und Brabant war der Tag von Ramillies ^ ' entscheidend; er wirkte auch auf das Land zurück, das nicht minder oft als die flandrische Ebene der Schauplatz kriegerischer Thaten zwischen Frankreich und Habsburg gewesen ist, auf die Lombardei. Wir wissen, daß Vendome den größte» Thcil des Herzogthums Savoyen-Piemont in seine Gewalt gebracht hatte; eben war der Duc de Feuillade, der Neffe des Kriegsministers Chamillard, den sich der französische Obergeneral selbst als Anführer neuer Verstärknngstruppen von Paris erbeten, mit der Belagerung der Hauptstadt Turin beschäftigt, welche die Eroberung des Herzogthums vollenden sollte, während Vendome selbst das Mai ländische Gebiet und alles Land bis zur Etsch besetzt hielt, die Angriffe der Kaiserlichen bei Cassano und anderwärts zurückweisend. Da wurde der Marschall, den die Stimme des Volks als den einzigen fähigen Militär bezeichnete, welcher