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802 O. Das achtzehnte Jahrh. in den vier ersten Jahrzehnten. erwies sich der Handelsvertrag sehr nachtheilig für Portugal und brachte daS Königreich ganz in Abhängigkeit von England. „Die gesteigerte WeinauSfuhr" heißt eS bei Noorden, „rief zu nächst eine ausgedehntere Plantagenwirthschaft der vermögenden Klassen nnd eine Aufsaugung des kleinen Grundbesitzes ins Leben. Bald schon über den Begehr des Auslandes hinaus zur Weincultur vermerthet, deckte der Boden nicht mehr den staatliche» Bedarf an Wisch und Brot. Die Industrie, der das Capital entgegen war, erlahmte und nicht nur im Wollenverbrauch, sondern auch in allen übrigen industriellen Bedürfnissen ward Portugal abhängig vom Aus land. — Nachdem die Landwirthschaft unter dem Plantagenbau und das Handwerk unter der Ueberschwemmung de» portugiesischen Marktes mit ausländischen Erzeugnissen verkümmert war, folgte als die Frucht solcher schwindelhaften Ueberspeculation auch die Zerrüttung der große» VermögenSstände." 3- Von Hächstädt bis Malfilaguet. V-ttimgung Mit dem Jahre 1704 trat eine Wendung in den Gängen und Wcchselfällcn des Krieges ein. Weder die Ermahnungen des Kaisers und der Reichsfürsle» noch die Bedrohung des baicrischcn Landes durch deutsche, böhmische und dänische Truppen vermochten den Kurfürsten Max Emanuel von seinem Bunde mit Frank reich abzubringen. Da faßte Prinz Eugen, der damals an der Spitze des ge- sammten österreichischen Kriegswesens stand, den Plan, durch einen ^combinirtc» Angriff die französisch-baierische Hecresmacht außer Stand zu setzen, den kriege rischen Bewegungen, die sich von Süddeutschland bis nach Ungarn erstreckten, Vorschub zu leisten. Seine hohe Stellung machte cs ihm möglich, bei alle» Unternehmungen seinem eigenen Geiste zu folgen, und Niemand übersah damals die Lage der Dinge so klar als er. „Mit jenem Talente ausgerüstet, welches da-' Allgemeine und Große fest im Auge behält und dabei das Kleinste nicht übersieht, und init der Autorität, die auf Erfahrung und Einsicht gegründet, sich jede» Augenblick geltend macht, entwarf er den Feldzug und Schlachtplan." M Wien aus hatte er mit dem englisch-holländischen Heerführer Verbindungen ci»- geleitet, daß derselbe ihm mit seiner Armee nach Süddeutschland zu Hülfe ziehe» möchte, und wurde in seinem Bemühen von dem kaiserlichen Hofe unterstütz» Marlborough ging gerne auf den Vorschlag ein. Er war mit Eugen ganz ei»' verstanden, daß man durch einen großen Schlag eine Entscheidung herbeiführe», in die lahme Kriegsweise Leben und Bewegung bringen müsse. Aber cs war ff» ihn keine leichte Arbeit, die spröden Elemente, die ihm allenthalben im Welt ständen, zu überwinden: in England, wo die Factionswuth zwischen Tories »>ü Whigs, zwischen Hochkirchlichcn und Dissenters einen hohen Grad erreicht hat», konnte der Herzog nur durch die Gunst und die persönliche Unterstützung dee Königin zwischen den fast gleichstarken Parteien sich in seiner Machtstellung Haupte»; er bedurfte glänzender Erfolge iin Feld, wenn nicht der Landkrieg ganz erschlaffen sollte: die hochmögendcn Herren in Amsterdam, welche währet der statthalterlosen Zeit das Regiment führten, berechneten genau die Summe»' die sie für die österreichischen Interessen verausgabten. Es machte auf ^