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28 X. Frankreich nach Heinrichs IV. Tod. feinen Verstand und diplomatische Gewandtheit. Der Cardinal zog ihn in das engere Conseil und bediente sich seines Rathes und seines Beistandes bei alle» ^ wichtigen Angelegenheiten. I diesmal Richelieu nahm gleichzeitig die äußere und innere Politik in Angriff. Wir beiden G haben die Stellung Frankreichs während des dreißigjährigen Krieges im elfte» Bande dieses Werkes kennen gelernt. Wie Heinrich IV. suchte Richelieu die Uebcrmacht des spanisch-österreichischen Hauses zu brechen und reichte allen Geg nern die Bundcshand. Aus engherzigem Religionseifer hatte die französische ^ Regierung bisher ruhig zugesehen, wie in Deutschland die evangelische Unio» ygz ^a und die Rhcinpfalz von der östcrrcichisch-ligistischen Uebcrmacht niedergedrückt Existenz wurden, wie der Mailänder Governatore und der Erzherzog Leopold von Tirol s^hständ das wichtige Bergland Valtcllin an der oberen Adda. das den Zugang von Italien nach Süddeutschland vermittelte, von Graubündtcn losrisscn, indem sic die zösischx z katholischen Einwohner von Poschiavo, Tirana. Bormio und allen Orten die Autc bis nach Eleven gegen die reformirte Bevölkerung der drei vereinigten Bünde Häupter, Hohcnrhäticns zum Aufstand reizten. Nach manchen gräuelvollen Semen fana- ^sticht, tischer Religionswuth erreichte die spanisch-habsburgische Politik ihr Ziel: Vcltli» Staate s wurde von den Spaniern, das Engadin, wo einst Vergerius die Reformation das new siegreich durchgeführt hatte, von dem Erzherzog besetzt. Die protestantischen Noch ir» Cantone der Schweiz wurden durch die Drohungen der Waldstätte abgehalten, hoffe,, k den Glaubensgenossen in den Gebirgsthälern zu Hülfe zu kommen. Nun wandte ijchen G sich Venedig, das sich plötzlich von der Schweiz und von Deutschland abgeschnit-! J„ den i ten sah. an Frankreich. Aber gerade damals lag König Ludwig XHI. gegen blick, da die Hugenotten zu Feld: es fiel daher den ultramontancn Zwischenträgern nicht ^m kath schwer, die religiöse Seite in den Vordergrund zu stellen und eine Unterstützung zwangen der ketzerischen Bündner zu hintertreibcn. So konnte die österreichisch-spanische päpstlich Occupation sich befestigen und ausdehnen. Um den Franzosen jeden Vorwand Botschas zur Einmischung zu nehmen, traf man mit dem Vatican eine Uebereinkunft, daß als nun päpstliche Truppen das Thal besetzen sollten; dadurch wurde der Schein einer Bnndnij Eroberung vermieden und doch der freie Durchzug erhalten. Aber nicht so bald Weltkan hatte Richelieu die Zügel in der Hand, als er mit Venedig und Savoyen eine» Widerst Vertrag schloß, mit der Schweiz den alten Kriegsbund erneuerte und die Rück- träger si gäbe des Valtcllin und des Engadin an die Eidgenoffen der drei Bünde vec- Und nn langte. Eine aus Franzosen und Schweizern zusammengesetzte Armee, welche „,,d Lei' Coeuvrcs. General und Gesandter an die Grenze führte, gab der Forderung und Re, Nachdruck. Die päpstlichen Besatzungen zogen ab, die Baltelliner wurden mit einerseits Sicherstellung ihrer Glaubens- und Gewissensfreiheit, wieder mit Graubündte» auch di< vereinigt, der Durchgang durch die Alpenpässe den Franzosen cingeräumt. und gris Dies war der erste Schritt, die spanische Uebcrmacht in Italien zu brechen, de» ! kleineren Staaten zur Autonomie zu verhelfen und dann mit deren Hülfe und Ergebenheit zvpjche den verlornen Einfluß Frankreichs wieder herzustcllen. Schon damals lieh Lesdiguiercs