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328 6. Die pyrenäische und die apcnninischc Halbinsel. Einwohnern Achtung einflößte und zugleich den Rcumüthigen Verzeihung und ernste Berücksichtigung ihrer Beschwerden in Aussicht stellte, die noch vorhandenen Reste der Jnsurrcction zu unterdrücken. Die obrigkeitliche Autorität wurde wieder aufgcrichtet, Gesetz und Gericht von Neuem zur Geltung gebracht, den schreiendsten Mihständen abgeholsen. So konnte der Cardinal dein neuen Vicckönig Don i«!«.Juan d'Austria. der so eben bei der Unterdrückung des Aufstandes in Neapel mitgewirkt hatte und nun mit Flotte und Heer in Messina landete, die Insel beruhigt übergeben. Von dem Aufruhr und Abfall Mesüna's in den siebcnziger Jahren, der theils durch die despotischen Eingriffe der viccküniglichen Regierung in das VcrfaffungS- und Partcileben der Stadt theils durch die Intriguen und Verhetzungen des Versailler HoseS hcrbcigcführt wurde und die vorübergehende Besitzergreifung der Festung und ihrer Umgebung durch Frankreich zur Folge hatte, werden wir im nächsten Abschnitt das Weitere hören. Als nach Abschluß des Nhinweger Friedens die Franzosen Messina räumten, verließen gegen 7000 Einwohner die Stadt und schifften sich nach Frankreich ein. Der Madrider Hof erthcilte darauf dem Vicckönig Vincenzo da Gonzaga den Befehl, die Güter der Ausgewanderten einzuziehen und über alle Betheiligtcn strenge Strafgerichte zu verhängen, ohne die versprochene Amnestie zu beachten. Tausende kamen dadurch an den Bettelstab; die Verzweigung machte viele zu Straßenrändern. Auch von den Ausgewanderten, die von Ludwig XIV. ohne Unterstützung gelassen, sich wieder nach der Heiniath wagten, wurden Fünfhundert zum Galgen oder zu den Galeeren verurtheilt. Gegen Fünfzehnhundert entflohen nach der Türkei, wo sie meistens zum Islam übertratcn und im Leichtsinn zu Grunde gingen. S!-',c,Äruck Die Natur hat das untere Italien lvie eine Braut mit allen Reizen und Gaben ausgeslatlet, und doch ist dasselbe unter der spamichen Herrschaft mehr und mehr zur Wohnstätte von Bettlern und Banditen geworden. Die politische» und socialen Zustände, die zur Verarmung des Volkes führten, sind uns bereits bekannt (XI, 100): die vicekönigliche Regierung mußte alle Mittel aufbietcn, den Forderungen des Madrider Hofes zu genügen; die öffentlichen Einkünfte waren meistens an genuesische Wechsler oder Handelsgesellschaften verpachtet oder gegen Vorschüsse in Pfandschaft gegeben, welche die Steuern und Auflagen mit unerbittlicher Strenge cintrieben, unterstützt durch obrigkeitliche Edikte gegen den in Neapel heimischen Schleichhandel. Dennoch reichten die Erträge nicht hi», den wachsenden Bedarf der erschöpften Staatskasse zu befriedigen; die Regierung mußte fort und fort auf Mittel sinnen, die Einnahmen zu mehren. Nun wisse» wir, wie sehr in den vierziger Jahren das spanische Reich von allen Seiten ü" Gedränge war; es mußten alle Hebel eingesetzt werden, für Heer und Flotte Geldmittel beizuschaffen. Auch an den Vicckönig von Neapel, Don Rodrigo Ponce de Leon, Herzog von Arcos wurden höhere Anforderungen gestellt; auf jenes Königreich glaubte man in Madrid am wenigsten Rücksicht nehmen zu müssen. Bei den servilen aristokratischen Ständen fand der Herzog keine» Wider- I,i!, m-n. stand; sie bewilligten ein Donativ von einer Million Ducaten für die vermehrt'»